Es bleibt dabei: Der Königswinkel ist eine der sichersten Regionen Deutschlands. Was sonst noch in Sachen Kriminalität und Verkehr im Füssener Land besonders ist.
Füssen - Einige Neuerungen gibt es bei der Polizeiinspektion Füssen: Wie berichtet, hat Polizeirat Daniel Solcher kürzlich die Leitung übernommen. Ab Mai wird er zudem von einem neuen Stellvertreter unterstützt: Erster Polizeihauptkommissar Bernhard Martin übernimmt dieses Amt von Polizeihauptkommissar Matthias Linder, der in die Personalabteilung wechselt. Neu ist auch, dass erstmals die Verkehrs- und die Kriminalstatistik in einem Aufwasch präsentiert wurden. Dabei zeigen sich einige Besonderheiten im Königswinkel.
Statistik der Polizei: Königswinkel ist eine der sichersten Regionen
Der Königswinkel ist eine der sichersten Regionen Deutschlands. Das zeigt der Blick in die Kriminalstatistik. Demnach wurden im vergangenen Jahr im Zuständigkeitsbereich der PI Füssen 1652 Straftaten begangen. Das sind knapp 200 Fälle weniger als im Jahr zuvor, was in Prozent ausgedrückt ein Minus von 7,6 bedeutet. Und auch die Aufklärungsquote kann sich sehen lassen: 74 Prozent der Fälle konnten durch die Polizei aufgeklärt werden. „Damit liegen wir deutlich über dem bayernweiten Schnitt, was uns sehr freut“, betonte Füssens Polizeichef Daniel Solcher bei der Vorstellung der Zahlen. Als neuer Dienststellenleiter könne er sagen: „Die Kollegen haben sehr sehr viel richtig gemacht.“
Der Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion umfasst neben der Stadt Füssen elf Gemeinden. 48.000 Einwohner leben darin – und eine Besonderheit sind die vielen Touristen, die vor allem im Sommer dazu kommen. Das merken auch die Beamten in ihrem Dienst: „Wo viele Leute sind, ist viel Arbeit“, bringt es Solcher auf den Punkt. „Im Sommer sind wir am Limit.“
Taschendiebstähle an der Marienbrücke
Die Touristen haben auch einen Einfluss darauf, welche Art von Delikten begangen wird. So gab es im vergangenen Sommer den besonderen Fall der Taschendiebstähle an der Marienbrücke am Schloss Neuschwanstein. Hier konnten die Beamten durch akribische Ermittlungsarbeit die Täter ausfindig machen.
Ein Thema, das Daniel Solcher besonders am Herzen liegt, hat auch mit den Gästen und Ausflüglern zu tun: 662 Anzeigen wegen Verstößen gegen den Natur- und Landschaftsschutz gingen 2024 bei der Polizei ein – Tendenz steigend. Wildes Campen, Feuer machen und das Kreieren von Parkplätzen, wo keine sind, gehören in diesen Bereich. Dabei sollte eigentlich jeder seinen Beitrag dazu leisten, dass die Gegend so schön bleibt wie sie ist, findet Solcher. Geahndet werden solche Verstöße mit 50 Euro bis in den vierstelligen Bereich.
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Im Füssener Land wurden im vergangenen Jahr 56 Fälle von Gewaltkriminalität geahndet. Das ist ein Plus von 21,7 Prozent. „Die Zahlen steigen überall“, sagt dazu Matthias Linder. Man könne dabei nicht festmachen, dass das zum Beispiel an der höheren Gewaltbereitschaft von Jugendlichen liegt. „Es ist eine Entwicklung der Gesellschaft.“ Ein entscheidender Faktor sei, dass mehr Fälle vom Dunkelfeld ins Hellfeld kommen, etwa weil Taten mit Handys gefilmt werden.
Eine Steigerung gibt es auch im Deliktbereich Widerstand gegen Beamte: Ein Plus von 10,5 Prozent auf 21 Fälle verzeichnet hier die Polizei. Allerdings: „Wir sind hier auf dem Land, da ist noch vieles in Ordnung“, meint Daniel Solcher. Fehlender Respekt vor Polizeibeamten sei hier nicht so ein großes Thema wie in größeren Städten.
Wesentlich weniger Rauschgiftdelikte
Auffällig ist der Rückgang bei den Rauschgiftdelikten: Ein Minus von 30,9 Prozent auf 76 Fälle zeigt die Statistik. Der Grund ist die Teillegalisierung von Cannabis – die die Polizei aber dennoch kritisch sieht. Cannabis sei eine Einstiegsdroge für andere Drogen und weniger Arbeit haben die Beamten durch das neue Gesetz auch nicht. Vor allem die Kontrollen der Verbotszonen sei aufwendig. Eine Besonderheit im Füssener Land ist bei diesem Thema übrigens die Grenznähe zu Österreich. „Viele wissen nicht, dass die Einfuhr von Cannabis weiter eine Straftat ist“, sagt Matthias Linder.
Erfreulich ist die sehr geringe Zahl von nur vier Wohnungseinbrüchen, die 2024 im Königswinkel verübt wurden. Das liege allerdings hauptsächlich daran, dass sich im Internet mit geringerem Risiko und weniger Aufwand leichter Beute machen lasse, so Linder.
Ein tödlicher Unfall an Bahnübergang
Beim Verkehr zeigt die Statistik eine tendenziell positive Entwicklung mit einem leichten Rückgang der Unfälle um 1,4 Prozent. 1471 Verkehrsunfälle passierten im vergangenen Jahr, bei jedem elften Unfall wurde ein Fahrradfahrer verletzt. Ein Unfall endete sogar tödlich: Eine 72-jährige Radfahrerin wurde von einem Zug erfasst und tödlich verletzt. Sie hatte einen Bahnübergang in Füssen-West bei geschlossener Schranke überquert.
Insgesamt 138 Fahrradunfälle verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr, wobei bei den allermeisten davon − nämlich 96 Prozent − Menschen verletzt wurden. „Das Tragen eines Helms rettet Leben“, betont Polizeihauptmeister Jeffrey Feigl, der in der PI Füssen für den Verkehr zuständig ist. Bei etwa der Hälfte der Fahrradunfälle waren E-Bikes beteiligt, die Tendenz sei hier steigend. Was auch zunimmt, seien Unfälle mit E-Scootern, erklärt Feigl. Die Gesamtanzahl ist zwar mit sechs Unfällen im Jahr 2024 gering, aber im Vergleich zu 2023 (zwei Unfälle) ist eine Steigerung erkennbar.
Auf das Phänomen „Geisterradler“ weist Daniel Solcher hin. „Ich kann verstehen, dass man schnell sein will, aber es ist gefährlich.“ Entsprechend plant die Füssener Polizei, jetzt im Frühjahr verstärkt Kontrollen diesbezüglich durchzuführen.
Ein Thema sind auch immer wieder Schulwegunfälle. Fünfmal wurden im vergangenen Jahr Schüler auf dem Weg zur Schule verletzt. Unter anderem wurde ein Kind von einem Streufahrzeug erfasst und auch der „Klassiker“ war dabei: Eine unachtsam geöffnete Autotür traf einen Schüler.
Besonders gefordert war die Polizei auch wieder bei öffentlichen Veranstaltungen, die es in und um Füssen zuhauf gibt. Seien es die Open-Air-Konzerte am Festspielhaus, die Eishockey-Spiele oder auch die Besuchermassen an touristischen Hotspots wie Neuschwanstein −„wir haben hier das Thema Sicherheit und die An- und Abreisethematik“, sagt Solcher.
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