Abgehängt im Wettrüsten: US-Marine holt sich Schützenhilfe aus Südkorea
Die US-Marine ist im Rückstand. China baut Kriegsschiffe in Rekordzeit. Südkorea soll jetzt helfen, den Flottenausbau zu beschleunigen.
Seoul/Washington, D.C. – Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten werden in Zukunft nicht mehr ausschließlich im Land gebaut. Der größte US-Hersteller von Militärschiffen unterzeichnete jüngst einen Vertrag mit einem Unternehmen aus Südkorea, das der US-Marine beim Bau neuer Kriegsschiffe helfen soll. Notwendig ist dies, um in puncto Flottengröße mit dem Rivalen China mithalten zu können.
Wie CNN berichtet, unterzeichneten das im US-Bundesstaat Virginia ansässige Unternehmen HII (Huntington Ingalls Industries) und das südkoreanische Unternehmen Hyundai Heavy Industries am Montag (08. April) auf einer Verteidigungsausstellung in Maryland eine dahingehende Absichtserklärung. „Die heutige Vereinbarung spiegelt unser Engagement wider, alle Möglichkeiten zur Erweiterung der US-Schiffsbaukapazitäten zur Unterstützung der nationalen Sicherheit zu prüfen“, so Brian Blanchette, Executive Vice President von HII laut der Nachrichtenwebsite.
Aegis-Zerstörer aus Asien: Südkorea hilft US-Marine im Wettrüsten gegen Chinas Mega-Flotte
Die Erklärung besagt, dass sowohl HII als auch die südkoreanische Werft in Zukunft Aegis-Zerstörer bauen werden, die das Rückgrat der US-amerikanischen und südkoreanischen Überwasserflotten bilden. „Diese Absichtserklärung ist besonders bedeutsam, da sie die erste Zusammenarbeit zwischen zwei führenden Schiffsbauunternehmen aus Korea und den USA markiert, die beide in der Lage sind, die fortschrittlichsten Aegis-Schiffe der Welt zu bauen“, heißt es dort weiter.
Analysten fordern seit langem, dass die USA gemeinsam mit Verbündeten wie Südkorea und Japan Schritte zur Zusammenarbeit im Marineschiffbau unternehmen, da chinesische Werften Kriegsschiffe in rasender Geschwindigkeit produzieren. Der Marine Chinas steht schon jetzt die größte Flotte der Welt zur Verfügung – Tendenz steigend. Washington gelingt es derweil nicht, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, was zum großen Teil auf die begrenzte Kapazität an Werftfläche und einen Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen ist.
Marinerückstand auf China: US-Marine verlagert Teile des Schiffbaus nach Südkorea
Diese Situation ist der US-Regierung unter Donald Trump ein Dorn im Auge. China versuche immer wieder „die maritime Souveränität und das wirtschaftliche Wohlergehen anderer Nationen, einschließlich unserer Verbündeten im Südchinesischen Meer und anderswo, zu verletzen“, so US-Marineminister Carlos Del Toro Ende Februar. „Sie haben jetzt eine größere Flotte, also setzen sie diese Flotte weltweit ein“. Die Marine der chinesischen Volksbefreiungsarmee habe derzeit etwa 340 Schiffe, wolle aber künftig auf 400 Schiffe wachsen, so der Marineminister. Demgegenüber umfasse die US-Flotte lediglich rund 300 Kriegsschiffe. Eine Aufrüstung hält er daher für dringend angeraten.
Was das Aegis-Kampfsystem?
Das Aegis-Kampfsystem ist ein automatisiertes Waffen- und Führungssystem für Kriegsschiffe und landgestützte Anlagen. Es wurde ab 1969 unter Leitung der US Navy entwickelt und nutzt moderne Computertechnik und Radar mit phasengesteuerten Antennen. Erstmals kam es 1983 auf dem US-Kreuzer ‚Ticonderoga‘ zum Einsatz. Ursprünglich zur Abwehr von Flugzeugen und Lenkwaffen gedacht, wurde es später um Fähigkeiten gegen Über- und Unterwasserziele sowie ballistische Raketen erweitert. Seit den 1990er Jahren nutzen auch verbündete Marinen das System.
Eine Fertigung im Ausland war bisher allerdings nicht mit US-Recht vereinbar. Seit 1920 schreibt der Jones Act vor, dass zivile Schiffe, die zwischen US-Häfen verkehren, im Inland gebaut werden müssen. 1965 und 1968 wurden durch den Byrnes-Tollefson-Zusatz weitere Schutzmaßnahmen hinzugefügt. Diese schrieben vor, dass US-Kriegsschiffe ausschließlich in amerikanischen Werften gebaut werden dürfen.
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Nach Gesetzesänderung: US-Kriegsschiffe dürfen künftig auch in Südkorea gebaut werden
Angesichts der empfundenen Bedrohungslage wurden diese Gesetze jetzt aber überarbeitet. Anfang Februar stellten die republikanischen Senatoren Mike Lee und John Curtis aus Utah den Ensuring Naval Readiness Act und den Ensuring Coast Guard Readiness Act vor. Wie The Korean Economic Daily schreibt, zielen diese darauf ab, die Bau- und Beschaffungsprozesse für die Seestreitkräfte der USA durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit verbündeten Nationen zu modernisieren und zu beschleunigen.

Für die Vereinigten Staaten könnte dies nicht nur ein zeitlicher Vorteil sein. Beim Bau von Zerstörern der Aegis-Klasse habe Südkorea einen technologischen Vorsprung, so das Blatt. Während US-amerikanische Schiffsbauer durchschnittlich 1,6 bis 1,8 Aegis-Zerstörer pro Jahr produzierten, könnten ihre koreanischen Kollegen mindestens drei Kriegsschiffe pro Jahr bauen. Zudem würden die koreanischen Schiffswerften kostengünstiger operieren. Branchenvertretern zufolge koste ein Aegis-Zerstörer aus Südkorea lediglich die Hälfte eines US-Pendants. (tpn)