Aktuell leben im alten Steingadener Krankenhaus 27 Asylbewerber. Das wird sich demnächst ändern – denn das Landratsamt hat den Pachtvertrag gekündigt. In Steingaden steht damit die Frage, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll, auf der Agenda.
Steingaden – Im Herbst 2015, als die erste große Asylbewerber-Welle nach Deutschland gekommen war, wurde das ehemalige Steingadener Krankenhaus kurzerhand zur Asyl-Unterkunft umfunktioniert. 50 Personen zogen damals ein. Zunächst sollten sie dort nur für ein halbes Jahr wohnen. Daraus wurden allerdings rund zehn Jahre. Aktuell leben noch 27 männliche Asylbewerber in den Räumlichkeiten.
Asyl-Unterkunft sorgte für Schlagzeilen: Bewohner hatte Drogenhandel betrieben
Am Montagvormittag erreichte Steingadens Bürgermeister Max Bertl nun eine Nachricht vom Landratsamt: Es war die Kündigung des Pachtvertrags zum 1. Februar 2026. Landratsamt-Pressesprecher Dominik Detert verweist auf neue Leitlinien des bayerischen Innenministeriums zur Senkung der Asyl-Kosten. „Hinsichtlich der Leitlinien wurden wir aufgefordert, besonders teure Unterkünfte zu beenden“, so Detert. Dazu zählte die Unterkunft im alten Steingadener Krankenhaus mit jährlichen Kosten von rund 800 000 Euro. Im Januar sollen die Asylbewerber umziehen – wohin sie kommen werden, konnte das Landratsamt auf Nachfrage der Heimatzeitung aber noch nicht sagen.
In den vergangenen Jahren sorgte die Asyl-Unterkunft immer wieder für Schlagzeilen. So hatte etwa ein Bewohner einen Drogenhandel betrieben und Rauschgift an Minderjährige verkauft (wir berichteten).
Wie geht's mit dem runtergekommenen Gebäude jetzt weiter?
Bis in die späten 70er Jahre war das Gebäude noch ein Krankenhaus. Nach dessen Schließung war dort bis 2013 ein Altenheim beheimatet. Anschließend stand das Haus einige Zeit leer, ehe 2015 die Asylbewerber einzogen. 60 Prozent des Gebäudes gehören der Gemeinde Steingaden, je 20 Prozent befinden sich im Eigentum der Gemeinden Prem und Wildsteig. „Das stammt noch aus alten Krankenhaus-Zeiten“, erklärt Max Bertl.
Nun stellt sich in Steingaden die Frage, wie es mit dem Haus und dem Areal weitergehen soll. Fakt ist: Der Zustand des Gebäudes ist runtergekommen. Laut Landratsamt seien einige Zimmer gar nicht mehr bewohnbar. „Man müsste es wahrscheinlich abreißen und neu bauen“, so der Rathaus-Chef. Die Gemeinde Steingaden würde laut Bertl allerdings erst tätig werden, wenn ihr das Gebäude ganz gehört. Dazu müssten die beiden anderen Gemeinden ihre Anteile verkaufen.
Wildsteiger Bürgermeister: „Ich will keine Taschenspieler-Tricksereien“
Wildsteigs Bürgermeister Josef Taffertshofer erklärt auf Nachfrage der Heimatzeitung, dass die Gemeinde grundsätzlich für einen Verkauf offen wäre. „Aber zu fairen Bedingungen“, betont Taffertshofer: „Ich will einen unabhängigen Sachverständigen und keine Taschenspieler-Tricksereien.“ Diesen Sachverständigen werde es auch geben, betont Max Bertl. Der Wildsteiger Rathaus-Chef fordert zudem mehr als nur ein Fünftel des Grundstückswerts abzüglich potenzieller Abbruchkosten. Er will einen Anteil entsprechend der Einwohnerzahl. Taffertshofer begründet das mit „jahrelangen Verlusten“ für die Gemeinde Wildsteig.
Josef Taffertshofer erinnert daran, dass der Verkauf der Anteile vor einigen Jahren schon einmal Thema war – damals hieß der Steingadener Bürgermeister aber noch Xaver Wörle. Dieser habe „ein extremes Problem“ mit den Vorstellungen der Gemeinde Wildsteig gehabt, so Taffertshofer. Der Wildsteiger Bürgermeister zeigt sich aber optimistisch, dass Max Bertl bei dem Thema eine andere Linie als sein Vorgänger fährt.
Prems Bürgermeister Andreas Echtler war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.