Putins Gefahrgut an Bord: „Schwimmende Bombe“ aus Russland taucht vor Nato-Basis auf

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Das Frachtschiff „Ruby“ treibt mit tausenden Tonnen Ammoniumnitrat vor Norwegens Küste. Ausgerechnet vor einem Standort, den Deutschlands Marine bald nutzen will.

Bergen – Ist das noch ein Zufall, was sich seit Tagen mit einer gefährlichen Fracht aus Russland vor Norwegen abspielt? Oder etwa die nächste internationale Provokation des Moskau-Regimes, mitten im Ukraine-Krieg?

Aus Murmansk gekommen: Gefährliche russische Fracht vor der norwegischen Küste

Die Nachrichtenlage ist undurchsichtig und reich an Spekulationen. Verwunderlich ist die brisante Konstellation dennoch sehr. Der angeblich beschädigte Frachter „Ruby“ driftet seit Mitte September die skandinavische Küste entlang, nachdem die norwegischen Behörden das riesige Schiff maßregelnd aus dem Hafen von Tromsö verwiesen hatten.

Denn: An Bord hat die „Ruby“, die unter der Flagge Maltas fährt, laut des US-Nachrichtenmagazins Newsweek mutmaßlich 20.000 Tonnen russischen Ammoniumnitrats, und damit ein hochgradig explosives Gefahrgut. Der entzündliche und tückische Stoff wurde dem amerikanischen Medienbericht zufolge in gewaltigen Mengen im Hafen von Kandalakscha in der russischen Oblast Murmansk verladen. Die Kleinstadt liegt hier rund 135 Kilometer östlich der finnischen Grenze im Weißen Meer.

Er kam aus Wladimir Putins Hafen: Frachter aus Murmansk verunsichert Norwegen

Eigentlich sollte es Medienberichten zufolge mit dem Ammoniumnitrat an Bord in Richtung Las Palmas auf den Kanarischen Inseln (Spanien) gehen. Doch: Wie Newsweek kürzlich schrieb, hatte der Frachter am 3. September wohl im norwegischen Tromsö Zuflucht wegen eines Sturms an der Grenze zwischen Barentsee und Europäischem Nordmeer gesucht. Newsweek verwies wiederum auf einen Bericht der norwegischen Online-Zeitung The Barents Observer. Demnach ankerte der Frachter mit dem Gefahrgut an Bord kurzzeitig in Tromsö in der Nähe des Universitätscampus, des Universitätskrankenhauses und hunderter Wohnheime der 42.000-Einwohner-Stadt im nördlichen Norwegen.

Damit nicht genug: Laut eines Tweets des Open-Source-X-Accounts „Auonsson“ befand sich das „beschädigte Düngemittelschiff/schwimmende Bombe (je nach Ansicht) Ruby“ am 18. September dann an der norwegischen Südwestküste vor Bergen (rund 292.000 Einwohner). Brisant: Unweit davon liegt Haakonsvern, der mit Abstand größte Stützpunkt der Norwegischen Seestreitkräfte, mit etlichen Schiffen der norwegischen Marine und der norwegischen Küstenwache im und vor dem Hafen.

Norwegen
Einwohnerinnen und Einwohner: 5,55 Millionen
Hauptstadt: Oslo (720.000 Einwohner)
Staats- und Regierungsform: parlamentarische Monarchie
Staatsoberhaupt: König Harald V.
Fläche: 385.207⁠ km²
in der Nato seit: 4. April 1949 (seit Gründung der Verteidigungsallianz)

In Haakonsvern sind unter anderem (zumindest in zeitlichen Abständen) die insgesamt fünf moderneren Fregatten der Fridtjof-Nansen-Klasse und die sechs sehr modernen Flugkörperschnellboote (Küstenkorvetten) der Skjold-Klasse stationiert. Und damit ein Großteil der potenziellen Kriegsschiffe des kleinen skandinavischen Landes (rund 5,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner), sollte der Bündnisfall der Verteidigungsallianz Nato eintreten. So wird in den Sozialen Medien eifrig spekuliert, ob es sich denn noch um einen Zufall handeln kann, dass die gefährliche Fracht aus Russland gerade hier treibt.

Diese Luftaufnahme soll zeigen, wie das Frachtschiff „Ruby“ mit dem explosiven Stoff aus Russland im Hafen des norwegischen Tromsö liegt.
Diese Luftaufnahme soll zeigen, wie das Frachtschiff „Ruby“ mit dem explosiven Stoff aus Russland im Hafen des norwegischen Tromsö liegt. © Screenshot X@auonsson

Gefahrgut Ammoniumnitrat: Unglück im August 2020 im libanesischen Hafen von Beirut

Ammoniumnitrat gilt als potenziell explosiver Stoff, der landwirtschaftlich in Düngemitteln und darüber hinaus militärisch in Sprengstoffen Verwendung findet. Die sachgemäße Lagerung und Handhabung des Ammoniumnitrats gerieten durch eine tragisches Unglück international in den Fokus. Am 4. August 2020 waren im libanesischen Hafen von Beirut im östlichen Mittelmeer 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat in einem riesigen Lager explodiert. Bei dem Unglück wurden damals im Umfeld der gewaltigen Explosion 218 Menschen getötet. (pm)

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