Hoher Blutzoll: Russland greift bei Charkiw an – Putin nimmt schwere Verluste in Kauf

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Die Ukraine verteidigt sich gegen einen Angriff in der Region Charkiw. Russland geht dabei ohne Rücksicht auf hohe eigene Verluste vor. (Archivbild). © Anatolii Stepanov/AFP

Die Verluste im Ukraine-Krieg steigen stetig. Seit mehreren Tagen explodieren die Zahlen. Grund ist der russische Angriff auf Charkiw.

Charkiw – Seit mehr als zwei Jahren tobt in Europa ein erbitterter Krieg. Der 17. Mai ist bereits der 814. Tag, an dem sich die Ukraine gegen eine großangelegte russische Invasion zu wehren versucht. Die Kämpfe an der Front werden dabei äußerst blutig geführt. Die Verluste auf beiden Seiten sind dementsprechend hoch.

Solange der Ukraine-Krieg noch läuft, können die Zahlen allerdings nur geschätzt werden. Weder Russland noch die Ukraine machen regelmäßige Angaben zu eigenen Verlusten, die Militärführungen beider Seiten halten diese Daten geheim. Aus neutraler Sicht ist es deshalb sehr schwierig, die Zahl der Opfer genau zu bestimmen.

Verluste im Ukraine-Krieg können nur geschätzt werden

Beide Seiten weisen allerdings gerne auf die Opferzahlen des Gegners hin. So sprach der damalige russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Februar von 444.000 verwundeten oder gefallenen Soldaten der Ukraine. Und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezifferte die russischen Verluste damals auf 180.000 Tote und 500.000 Verwundete. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben nicht. 

Eines fiel dabei auf: Die von Selenskyj genannten Opferzahlen auf russischer Seite lagen deutlich über der täglich aktualisierten Zählung der ukrainischen Streitkräfte, die die Gesamtzahl der russischen Verluste zu jenem Zeitpunkt mit etwa 410.000 Toten und Verwundeten angab. Das US-Verteidigungsministerium schätzte derweil die Zahl getöteter oder verwundeter russischer Soldaten Mitte Februar auf 315.000.

Ukraine spricht von hohen russischen Verlusten bei Charkiw-Offensive im Ukraine-Krieg 

Die Zahlen, die der Generalstab in Kiew meldet, sind auch jetzt wieder von hohem Interesse. Denn seit Tagen registriert das ukrainische Militär einen deutlichen Anstieg der russischen Verluste. Dies hängt offensichtlich mit der russischen Offensive nahe der Millionenstadt Charkiw zusammen. Seit Tagen müht sich die Ukraine verzweifelt, den Angriff an ihrer Ostgrenze zu stoppen. Dort sind derzeit überaus schwere Gefechte im Gang.

Die Kämpfe bei Charkiw werden von Russland offenbar mit äußerster Härte geführt. Wie an anderen Abschnitten gehe die russische Armee auch an der neuen Front bei Charkiw ohne Rücksicht auf hohe eigene Verluste vor, teilte der Generalstab in Kiew mit. Ein Blick auf die Daten deutet darauf hin, dass Russland einen hohen Blutzoll entrichten muss. Laut ukrainischem Generalstab sind in den vergangenen sieben Tagen jeweils mehr als 1200 russische Soldaten verwundet oder getötet worden:

Datum Verluste
17. Mai 1410
16. Mai 1520
15. Mai 1510
14. Mai 1400
13. Mai 1740
12. Mai 1260
11. Mai 1320

Putin nimmt offenbar hohe russische Verluste im Ukraine-Krieg in Kauf

Kremlchef Wladimir Putin hat während des gesamten Ukraine-Kriegs keine Skrupel gezeigt, seine Truppen in verlustreiche Schlachten zu schicken. Damit hatte auch die Ukraine nicht gerechnet. So war der ehemalige Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj einst davon überzeugt, dass Russland sich früher oder später wegen der hohen Verluste zurückziehen würde. Dass Putin das nicht tat, erstaunte ihn: „150.000 Tote hätten in jedem anderen Land dazu geführt, den Krieg zu beenden“, sagte Saluschnyj im November 2023 in einem Interview mit dem Economist.

Anfang Mai schätzte Großbritannien schätzte die Zahl der russischen Opfer im Ukraine-Krieg auf 465.000. Und der französische Außenminister Stéphane Séjourné teilte der in Lettland ansässigen Novaya Gazeta Europe in einem am 3. Mai veröffentlichten Interview mit, dass Paris die Gesamtzahl der russischen Opfer auf rund 500.000 beziffere, einschließlich 150.000 Toten. Derweil sprach der Generalstab der Ukraine am Morgen des 17. Mai von 489.870 toten oder verwundeten Soldaten aus Russland. (cs)

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