Parken in der Altstadt wird bald teurer

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Eine Stunde Parken in Weilheims Altstadt kostet bald wohl 2,50 statt 2 Euro pro Stunde. © Magnus Reitinger

Die Parkgebühren in Weilheims Altstadt und im Parkhaus Altstadt-Center werden 2026 voraussichtlich um rund 25 Prozent erhöht. In den übrigen Innenstadtbereichen soll dagegen alles beim Alten bleiben.

Weilheim – Die Bereitstellung öffentlicher Autostellplätze kostet Kommunen viel Geld. Das zeigt sich in Weilheim insbesondere an der Tiefgarage unter dem Altstadt-Center. Diese wird von den Stadtwerken betrieben, doch über die Gebühren entscheidet die Stadt – und sie trägt auch das Defizit, das allein für dieses Parkhaus rund 190.000 Euro pro Jahr beträgt. Kein Wunder also, dass man im Rathaus angesichts der städtischen Finanzlage über eine Erhöhung der Parkgebühren nachdenkt. Der Verwaltungsrat der Stadtwerke hat dafür einen Vorschlag erarbeitet, über den am gestrigen Mittwoch (3. Dezember) im Hauptausschuss des Stadtrates diskutiert und abgestimmt wurde. Entschieden wird über die künftigen Parkgebühren erst Anfang 2026 – voraussichtlich in der Stadtratssitzung am 22. Januar.

Parkgebühren in der Altstadt steigen voraussichtlich um rund 25 Prozent

Folgt der Stadtrat dann dem Votum des Hauptausschusses, dann wird im Parkhaus Altstadt-Center für die erste Stunde Parken künftig ein Euro fällig (die bisherige Regelung mit 30 Minuten kostenlos – unter sie fallen aktuell gut 30 Prozent der Nutzer – entfällt dann). Ab der zweiten Stunde sind dort 2,50 Euro pro Stunde fällig. Letzteres soll gemäß knappem Votum des Hauptausschusses dann nicht mehr im 12-Minuten-Takt, sondern im 30-Minuten-Takt abgerechnet werden. Je angefangener halben Stunde wären also 1,25 Euro zu bezahlen. Die Nacht- und Feiertaggebühren in der Tiefgarage sollen von 1,50 auf drei Euro steigen.

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Diese Erhöhung sei „bei Betrachtung der erheblichen Betriebskosten und des Angebots einer komfortablen, wettergeschützten und zentral gelegenen Parkmöglichkeit zeitgemäß und deshalb vertretbar“, so die Empfehlung der Stadtverwaltung. Der nötige Defizitausgleich für die Parkgarage Altstadt-Center könnte sich dadurch laut Stadtkämmerei im besten Fall von 190.000 auf rund 60.000 Euro reduzieren.

Die geplante Gebührenerhöhung für Autostellplätze in der Altstadt – das ist der Bereich innerhalb der Stadtmauern, die Höchstparkdauer beträgt hier eine Stunde – fällt ähnlich aus: Bisher kostet Parken dort 40 Cent für zwölf Minuten, künftig sollen es 50 Cent sein. Auch hier wird dann voraussichtlich aber im 30-Minuten-Takt abgerechnet: also 1,25 Euro je angefangener halber Stunde (macht pro Stunde dann 2,50 Euro statt bisher 2 Euro. Damit liegt Weilheim gerade noch unterhalb der landesweit festgelegten Obergrenze von maximal 1,30 Euro pro angefangener halben Stunde für Bereiche mit „besonderem Parkdruck“ – worunter die Altstadt definitiv fällt, wie man sich einig ist.

Statt einer „Semmeltaste“ setzt die Stadt auf Kulanz bei „Schnelleinkäufen“

Im Ausschuss stimmte Marion Lunz-Schmieder (CSU) als einzige gegen die Erhöhung in der Altstadt. Sie plädierte für Einrichtung einer „Semmeltaste“, wie sie der Standortförderverein fordert. Diese würde 15 Minuten kostenloses Parken ermöglichen. Allerdings habe der Stadtrat eine solche Regelung auf Rat von Experten schon mehrmals abgelehnt, so Ordnungsamt-Leiterin Brunhilde Hink, weil dadurch zusätzlicher Parksuchverkehr entstünde. Stattdessen praktiziere man eine Kulanzlösung: Parken von zehn Minuten für Schnelleinkäufe oder das Be- und Entladen durch Kunden und Geschäftsinhaber werde seitens der Überwacher ohne Lösen eines Parkscheins toleriert und nicht geahndet. Diese Praxis wolle man beibehalten, hieß es im Ausschuss. Sie soll dann nach Möglichkeit auch im Parkhaus Altstadt-Center gelten.

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Die Gebührenerhöhung bedeute für ihn eine „Zwickmühle“, sagte Tillman Wahlefeld (BfW): Als Geschäftsinhaber finde er sie schwierig, als Stadtratsmitglied aber unvermeidbar. Wichtig sei, genau zu beobachten, was die Erhöhungen für das Einkaufsverhalten in der Altstadt bedeuten. Roland Bosch (ÖDP) betonte, dass viele Geschäfte in Weilheim eine Rückvergütung der Parkgebühr anböten, diese aber von Kunden kaum nachgefragt sei. Brigitte Gronau (Grüne) verwies auf von der Stadtverwaltung zitierte Studien, wonach teurere Parkplätze „nicht weniger Umsatz heißen“ (siehe Kasten unten).

Höhere Gebühr auch am Wohnmobilstellplatz

In Innenstadtbereichen außer㈠halb der Stadtmauer sollen die Parkgebühren nach Willen des Hauptausschusses bleiben wie sie sind (50 Cent je angefangener halbe Stunde). Das sei wichtig, um die Altstadt von „Parksuchdruck“ zu entlasten. Am Krumpperplatz sollen die ersten 30 Minuten weiterhin kostenfrei sein – wichtig für Friedhofbesucher. Grundsätzlich bleiben die gebührenpflichtigen Parkzeiten Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr und Samstag von 8 bis 14 Uhr. Entsprechend gekennzeichnete E-Fahrzeuge können gemäß Landesgesetz bis zu drei Stunden gebührenfrei parken.

Eine Gebührenerhöhung wird der Stadtrat wohl auch für den Wohnmobilstellplatz bei der Ammerschule beschließen. Mit aktuell 13 Euro pro Tag ist man hier nach Ansicht des Hauptausschusses im Vergleich zu anderen Orten zu günstig. 20 Euro sollen es künftig sein; die für die Stadt kostenintensive Entsorgung ist darin inbegriffen. Ob es technisch möglich ist, für die Toiletten-Entsorgung eine eigene Gebühr zu verlangen, soll geprüft werden – denn regelmäßig würde diese auch von Wohnmobilen genutzt, die nicht über Nacht bleiben, also auch nichts zahlen.

Weniger Umsatz wegen teurerer Parkplätze?

Die Parkgebühren in Weilheim seien im Vergleich zu anderen größeren Städten in der Region schon jetzt vergleichsweise sehr hoch – und sollten eher gesenkt als erhöht werden. Das schreibt der Standortförderverein Weilheim in einer Stellungnahme zur Gebührendiskussion. Auch die Standortförderung im Rathaus betonte, ein „gutes Parkplatzangebot einschließlich akzeptabler Gebühren“ sei für die Attraktivität des Standorts unerlässlich. Weilheims Verkehrsbehörde verweist indes auf Studien, laut denen „weniger oder teure Parkplätze nicht weniger Umsatz heißen“: Gut 90 Prozent des Umsatzes in Innenstädten werden demnach „von Menschen generiert, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind“. Auch nach Aussagen des Bundesamts für Straßen in der Schweiz lasse sich keine Korrelation zwischen dem Abbau von Parkplätzen und einem Rückgang der Umsätze von Ladengeschäften und Gastrobetrieben belegen. Fazit laut Stadtverwaltung: „Vielmehr sollten Städte auf Begegnungsräume setzen, welche mit Schatten spendenden Bäumen, sicheren Fahrradstellplätzen und Aufenthaltsqualität brillieren. Denn es sind die Menschen, die flanieren, Schaufenster betrachten und spontan einkehren, und nicht die Autos.“