Klingbeil verteidigt Bas im TV – bei Koalitionsfrage muss er sichtlich kämpfen

Ich gebe zu: Ich habe das Aus der Ampel-Regierung sehr gefeiert. Mich nervte die Bräsigkeit von Kanzler Olaf Scholz. Ebenso das "Wer-hat-das-größere-Ego", ausgefochten zwischen dem Grünen Robert Habeck und FDP-Chef Christian Lindner. Dazu die vielen unnötigen Machtspiele, die verqueren Ideen und ideologischen Querschläger. 

Dass just jetzt Ex-Kanzlerin Angela Merkel bei ihrer Lesereise von vielen zu einer Art Heiligenfigur stilisiert wird, ist ebenso unnötig wie die immer wieder aufflackernde Ostalgie à la "So-schlimm-war-die-DDR-doch-gar-nicht".

Klingbeil muss SPD-Rebellen kleinhalten und Bas einnorden

Wahr ist aber leider auch: Die Streithanseleien in der schwarz-roten Koalition nehmen gefühlt täglich zu. Und dabei hat die Regierung noch nicht einmal acht Monate des gemeinsamen Regierens auf der Uhr. Unionsfraktionschef Jens Spahn muss Abweichler einfangen, Vizekanzler Lars Klingbeil die roten Rebellen kleinhalten. 

Und natürlich muss er aktuell Bärbel Bas, seine Co-Chefin und Arbeitsministerin, verteidigen und zugleich einnorden. Die hatte beim Kongress der SPD-Jugendorganisation berichtet, dass ihr beim Besuch des Arbeitgebertages "besonders deutlich geworden ist, gegen wen wir eigentlich gemeinsam kämpfen müssen".

Bas' Angriff war so entlarvend wie peinlich

Dabei bezeichnete Bas die Arbeitgeber auch als "Herren in bequemen Sesseln, der eine oder andere im Maßanzug". An dieser Stelle bezweifle ich übrigens ausdrücklich, dass Frau Bas erkennen kann, ob die "Herren in bequemen Sesseln" eine maßgeschneiderte Kleidung tragen. Es könnte ebenso ein Anzug aus dem Outlet im berühmten Metzingen sein.

Lars Klingbeil ist zu Gast bei "Maischberger". Am Dienstag hatte er seine Co-Parteichefin intern verteidigt: Die Häme, mit der Bas von Seiten der Arbeitgeber konfrontiert sei, halte er nicht für akzeptabel. Er erwarte einen respektvollen Umgang mit einer Bundesministerin. Warum eigentlich? Sie hat unterkomplex die deutschen Wirtschaftslenker angegriffen. Das war so entlarvend wie peinlich.

Bei Koalitionsfrage muss Klingbeil sichtlich kämpfen

Aber es geht, wie derzeit vor allem, um das Rentenpaket, das am Freitag durch den Bundestag gehievt werden muss. Geschoben, gehoben. Denn die Mehrheit ist so gar nicht sicher. Die Linke will sich, so ist zu hören, enthalten. So soll nichts blockiert werden. Lars Klingbeil, SPD-Finanzminister und Vizekanzler, befindet im ARD-Talk: "Es ist verantwortungsvoll, wie die Linke sich verhält." Er sagt aber auch: "Mein Anspruch ist, eine eigene Mehrheit zu haben."

Die Moderatorin hakt scharf nach: "Die Mehrheit steht nicht." Und: "Wie stabil ist diese Koalition? Es wirkt so, als ob Sie nicht die Kraft hätten." Das ist deutlich. Klingbeil muss sichtlich kämpfen. Er sagt: "Die Koalition muss jetzt stehen." 

Es ist ungemütlich. Und zwar von allen Seiten. Eine Juso-Politikerin hat beim jüngsten Kongress gesagt, die Bürgergeld-Reform sei ein "Drecksentwurf". Lars Klingbeil erwidert im Ersten: "Das ist meine Sprache nicht." Und er sagt deutlich: "Wer arbeiten kann, soll auch arbeiten."

"Ich bin vorsichtig, sie haut mal einen raus"

Bei der Verteidigung seiner Co-Chefin Bas tut Klingbeil sich schwer. Muss er jetzt die Sessel-Herren in Maßanzügen wieder beruhigen? Muss er Bas irgendwie entschuldigen? Das will Sandra Maischberger wissen. "Ich gebe ihr doch keine Tipps!", weist Klingbeil zurück. 

Aber er muss dann auch in Bezug auf diese jüngste Kommunikation zurechtrücken: "Ich bin vorsichtig, sie haut mal einen raus." Was Bärbel Bas da gerade rausgehauen hat, ist einfach nur unterirdisch. Und es zeigt, wie wirtschaftsfeindlich die Linken in der SPD sind.