Freiwilligendienste – Ein unverzichtbares Pendant zur Bundeswehr!

Wir spüren: Unser Land muss resilienter werden – widerstandsfähiger nach außen und nach innen. Nicht erst seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine steht Deutschland vor tiefgreifenden sicherheitspolitischen Veränderungen.

Wer über Verteidigungsfähigkeit spricht, darf die gesellschaftliche Dimension der Sicherheit nicht ausblenden. Wir müssen uns zum Beispiel auch auf das Risiko zunehmender Naturkatastrophen besser vorbereiten und brauchen Antworten auf eine immer älter werdende Gesellschaft.

Deshalb ist mehr gesellschaftliches Engagement notwendig und wir müssen mehr junge Menschen für einen Dienst für unsere Gesellschaft motivieren. Ob in der Pflege, im Zivil- und Katastrophenschutz, in der Kultur, der Politik oder im Sport, in der Jugendarbeit oder im Natur- und Umweltschutz – überall dort tragen junge und ältere Menschen freiwillig Verantwortung und machen unser Land jeden Tag ein Stück besser, menschlicher, solidarischer und stärker.

Und sie bekommen dafür etwas sehr Wertvolles zurück: Sie erfahren unmittelbar, was Zusammenhalt bedeutet. Sie lernen, worauf es in Krisen ankommt. Der Dienst an der Gesellschaft kann auch ihre starke Zeit werden.

Mehr Geld für Freiwillige

Freiwilligendienste sind unverzichtbar. Sie leisten einen Beitrag, den keine militärische Struktur ersetzen kann. Doch viele Organisationen klagen bislang über fehlende Planungssicherheit. Junge Menschen, die gerne einen Freiwilligendienst leisten würden, stoßen auf zu wenig Plätze oder eine unsichere Finanzierung. Das darf nicht sein.

Wer sich engagieren will, darf nicht an Bürokratie oder Mittelkürzungen scheitern. Deshalb freue ich mich, dass wir die Mittel für die Freiwilligendienste um 50 Mio. Euro für 2026 und ab 2027 um 80 Mio. Euro erhöhen und sie damit auf ein verlässliches finanzielles Fundament stellen konnten.

Nicht zuletzt wünsche ich mir eine Anerkennungskultur, die Engagement nicht als Lückenfüller im Lebenslauf betrachtet, sondern als echten Dienst an unserer Gemeinschaft. Dazu gehört auch, die Attraktivität zu steigern und die Vergütung angemessen anzupassen. 

Chancen auf Engagement für alle

Geld ist das eine. Das andere ist, dass jeder junge Mensch, der sich engagieren möchte, auch die Chance dazu bekommt. Ich möchte betonen: Jeder und Jede. Mit dem Fragebogen, der künftig allen jungen Menschen zugesandt wird, wird nicht nur die Bereitschaft abgefragt, Wehrdienst zu leisten, sondern eben auch auf die Freiwilligendienste hingewiesen. Es werden Männer und Frauen angeschrieben, und das ist richtig so. Deshalb entsteht noch keine Dienstpflicht, aber – für die Männer – eine Antwortpflicht.

Ich hätte mir gut vorstellen können, dass wir eine solche eventuelle Bereitschaft für einen Dienst an der Gesellschaft automatisch auch bei den Frauen eruieren. Denn um den vielfachen Herausforderungen zu begegnen, braucht es nicht nur die Männer, sondern natürlich auch das Engagement der anderen Hälfte der Gesellschaft. Das verstehe ich jedenfalls unter Gleichbehandlung. Alles andere ist einfach aus der Zeit gefallen.

Wir als Union spinnen das Thema sogar noch weiter und wollen prüfen, welche Auswirkungen es hätte, wenn ein allgemeiner Dienst für die Gesellschaft eingeführt wird, der freiwillig, verpflichtend oder wahlpflichtig sein kann. Studien sagen, dass über 50 Prozent der jungen Menschen dazu bereit wären, einen frei wählbaren Pflichtdienst abzuleisten. 

Eine neue Kultur der Verantwortung

Freiwilligendienste und Bundeswehr sind keine Gegensätze. Sie ergänzen sich hervorragend. Beides zusammen macht Deutschland widerstandsfähiger. Gegen Krisen praktisch aller Art und auch gegen gesellschaftliche Spaltung. Denn die Welt wird unübersichtlicher.

Aber wir können als Staat und als Gesellschaft darauf antworten: Mit Mut, mit Entschlossenheit und mit einer neuen Kultur der Verantwortung. Wenn wir unsere Bundeswehr stärken und gleichzeitig diejenigen fördern, die sich freiwillig für andere einsetzen, dann investieren wir in ein sicheres, solidarisches und zukunftsfestes Deutschland. Die Union steht dafür ein.

Dr. Anja Weisgerber ist stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion