Der „Käse-Ober“ verlässt den Ebersberger Wochenmarkt

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Am Mittwoch stand Roland Ober zum letzten Mal an seinem Käsestand am Ebersberger Wochenmarkt. Er hatte den Markt vor 27 Jahren mit aus der Taufe gehoben. © Rossmann

Der Mitbegründer des Ebersberger Wochenmarkts Roland Ober (66) hört als Fierant auf. Sein Käsefachgeschäft in Grafing hält er jedoch. Es wird sogar erweitert.

Ebersberg - „Was darf’s bei Ihnen sein?“ – diese Frage des freundlichen Mannes mit der weichen Stimme gehörte für viele Ebersberger seit Jahrzehnten zu einem vernünftigen Mittwoch. Französischer Weichkäse, italienischer Grünschimmel, griechischer Frischkäse: Roland Ober reichte sie über die Theke, ruhig, aufmerksam, immer mit einem kurzen Wort für seine Kundschaft. Am Mittwoch stand er zum letzten Mal an seinem Stand. Einer der ersten Beschicker des Wochenmarkts, ein Mann der ersten Stunde, verabschiedete sich – und mit ihm ein Stück Marktgeschichte.

Die Arbeit am Wochenmarkt ist schon eine harte Nummer. Das raubt dir viel Kraft.

Vor 27 Jahren hatte Ober das wöchentliche Treiben mit auf den Weg gebracht. „Ich bin damals, als die Eisdiele eröffnet hatte, zum Bürgermeister Brilmayer ins Rathaus gegangen und habe gesagt, das Herz der Stadt beginnt zu schlagen, jetzt brauchen wir nur noch einen Wochenmarkt“, erzählt der 66-Jährige. Wenige Monate später war es dann so weit. Eine Hand voll Buden wurden am Marienplatz aufgebaut – und stehen dort seither jeden Mittwoch von 8 bis 18 Uhr. Die meisten Fieranten sind dem Markt bereits seit der Anfangszeit treu.

Von Beginn an habe um die Mariensäule „eine fantastische Stimmung“ geherrscht, erinnert sich der Käse-Kenner. Mit seinem Wagen stand er unter anderem auch auf Märkten in Erding, Dachau und München. Aber Ebersberg war sein Heimspiel, sagt Ober, der am Grafinger Marktplatz ein Käsefachgeschäft betreibt und viele Jahre in der Kreisstadt gelebt hat.

Seinen Laden wird er weiterbetreiben, aber nach insgesamt 40 Jahren hört er als Fierant auf. „Die Arbeit am Wochenmarkt ist schon eine harte Nummer“, sagt er. „Das raubt dir viel Kraft“. Das merke er gerade jetzt, da er mit 66 Jahren nicht mehr jung ist. Seit Jahren steht Ober alleine im Verkauf hinter seiner mobilen Theke – zuletzt mit Korsett wegen eines gebrochenen Wirbels. Auch deshalb will er jetzt kürzer treten, und außerdem mehr Zeit für seine jüngst geborene Enkelin Franziska haben.

Mit 15 Jahren hat Roland Ober als Page im Hotel Deutscher Kaiser am Hauptbahnhof angefangen, nach der Ausbildung arbeitete er dort als Chef du Rue, als Oberkellner. Schon im Hotel hatte er ein Faible für Käse und ließ sich gerne vom Käse-Ober, der die reich bestückten Platten zu den Gästen brachte, inspirieren. Von dieser restaurantinternen Berufsbezeichnung leitete er auch seinen späteren Firmennamen ab, der doppelt passt: „Käse-Ober“.

Als er dann mit seinem ersten Marktstand für Backwaren am Rosenkavalierplatz in München stand, wuchs die Begeisterung für die vergorenen Milchprodukte. „Der Kaserer dort hat immer feine Platten für uns gerichtet“, erzählt Ober. Und weil ihm die Backwaren eh bald zu langweilig wurden und er lieber „was Lebendiges mit eigenem Etikett“ verkaufen wollte, wechselte er die Lebensmittel.

Nachfolge gesichert

Bis zu sechs Märkte pro Woche, phasenweise vier an zwei Tagen, fuhr Ober in den folgenden Jahren an. 1989 eröffnete er zusätzlich sein Fachgeschäft in Grafing. Dort lagern rund 200 Käsesorten, außerdem kreiert Obers Team 35 hausgemachte Frischkäse-Varianten, Pesto und selbstgemachte Nudeln. Der Laden bleibt nicht nur bestehen, er wird Anfang nächsten Jahres sogar erweitert. Die benachbarte Metzgerei Saißreiner schließt zum Jahreswechsel ihre Pforten, der „Käse Ober“ übernimmt deren Räumlichkeiten. Das Angebot bleibe dasselbe wie bisher, sagt Ober. „Nur haben wir eben mehr Platz.“

Die Ebersberger können übrigens auch weiterhin am Mittwochsmarkt ihre Wochenration Käse kaufen. „Ich habe den perfekten Nachfolger gefunden“, versichert Ober: Einen geschätzten Kollegen aus München, der Obers Wagen übernimmt, ihn als „Käswagerl“ umlackiert und ab Heiligdreikönig jeden Mittwoch in Ebersberg vertreten sein wird.