Missbrauchs-Vorwürfe gegen Erzieher: Montessori-Kindergarten stellt plötzlich Betrieb ein

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Wegweiser auf dem Montessori-Gelände in Niederseeon (Gemeinde Moosach). Der Kindergarten hat überraschend den Betrieb eingestellt. Gegen den Leiter der Einrichtung stehen Vorwürfe im Raum. © Stefan Rossmann

Der Montessori-Kindergarten in Niederseeon hat vor wenigen Tagen überraschend seinen Betrieb eingestellt. Gegen den langjährigen Einrichtungsleiter hatten Eltern und Fachkräfte zuvor Vorwürfe erhoben, heißt es seitens der zuständigen Aufsichtsbehörde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern.

Niederseeon – Im südwestlichen Landkreis brodelt derzeit die Gerüchteküche: Völlig überraschend hat der Montessori-Kindergarten in Niederseeon (Gemeinde Moosach) vor wenigen Tagen den Betrieb eingestellt. Auf der Webseite informiert die Vereins-betriebene Einrichtung lediglich mit einem kurzen, gefetteten Satz über die plötzliche Schließung. Gründe werden nicht genannt, dutzende Eltern schweben in Unwissenheit.

Missbrauchs-Vorwürfe von Eltern und Fachkräften – Jugendamt schaltet sich ein

Bei der zuständigen Fachaufsicht für Kindergärten im Landratsamt ist jetzt auf Nachfrage der Ebersberger Zeitung zu erfahren, dass gegen den langjährigen Vorsitzenden des Trägers „Wege der Entfaltung“ und gleichzeitigen Leiter der Einrichtung „Vorwürfe von Elternteilen und Fachkräften im Raum stehen“. Das bestätigt auch die Staatsanwaltschaft München II, bei der derzeit ein Ermittlungsverfahren läuft. Demnach bestehe „der Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern und des Besitzes kinderpornografischer Schriften“, teilt ein Sprecher am Montag mit. Nähere Informationen werden seitens der Strafverfolgungsbehörde aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht preisgegeben.

Allerdings ist bekannt, dass sich bereits das Jugendamt eingeschaltet und mit dem betroffenen Erzieher zunächst vereinbart habe, in der Einrichtung vorerst nur noch organisatorische Tätigkeiten auszuüben, heißt es seitens des Landratsamtes. Wegen des daraus entstandenen Personalmangels hat der Leiter das Montessori-Kinderhaus allerdings zum Dezember hin schließen müssen. „Es wären nicht genügend Fachkräfte zur Sicherstellung des Betreuungsbetriebs zur Verfügung gestanden“, lässt das Kreisamt verlauten. Für eine neue Unterbringung der nun Kindergartenlosen 24 Mädchen und Buben seien jetzt die jeweiligen Heimatgemeinden zuständig.

Kinder auf weitere Betreuungseinrichtung verteilt – Montessori-Kindergarten bleibt geschlossen

Aufgrund des recht großen Einzugsbereiches der Montessori-Einrichtung betrifft die Notlage gleich mehrere Kommunen. So müssen in Grafing drei Familien neu untergebracht werden. In der VG Glonn – mit seinen sechs Mitgliedsgemeinden – sind insgesamt 14 Kinder betroffen, die glücklicherweise allesamt in anderen Kindergärten unterkommen können, teilt das dortige Rathaus mit. Auf die Gemeinde Moosach, in der die betroffene Einrichtung liegt, entfallen dabei vier Mädchen und Buben. Für sie hat sich Bürgermeister Michael Eisenschmid direkt um neue Betreuungsplätze bemüht. „Im BRK-Kinderhaus hatten wir noch ein paar Plätze frei. Das heißt, die Kinder können auch längerfristig bleiben“, sagt er.

Denn öffnen wird der Montessori-Kindergarten Niederseeon in keinem Fall mehr. Das teilt der Trägerverein der benachbarten Schule und gleichzeitiger Eigentümer des Gebäudes mit. Demnach sei das Mietverhältnis für die Räume bereits zum Jahresende 2025 beendet worden. Auswirkungen auf den laufenden Schulbetrieb habe die Kindergartenschließung aber nicht, informiert Birgit Krüger, Geschäftsführerin der Montessori-Schule. Kindergarten und Schule seien getrennte Einrichtungen.

Das jahrzehntealte Haus soll in den nächsten Monaten renoviert werden, um es ab dem Schuljahr 2026/2027 für den Schulbetrieb verwenden zu können, so Krüger. Seit Jahren stößt die Montessori-Schule räumlich an Kapazitätsgrenzen, die Wartelisten von interessierten Familien sind lang, immer wieder wurden Rufe nach einer Erweiterung laut.

Langjähriger Erzieher weist Vorwürfe zurück

Zum mutmaßlichen Tatbestand und dem plötzlichen Kindergarten-Aus äußert sich der Einrichtungsleiter gegenüber unserer Zeitung wie folgt: „Die Schließung erfolgte ausschließlich wegen Personalmangels. Mit konkreten Vorwürfen sehe ich mich nicht konfrontiert.“ Es gilt die Unschuldsvermutung.