Wer oft insolvent geht – und wer jeden Tag am Standort Deutschland kämpft

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Kolumnist Sigmund Gottlieb ist der „Klagelitaneien“ überdrüssig – und auch des Bildes von Dunkel-Deutschland. Er sieht Vorbilder im Land.

Der renommierte Journalist und langjährige Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, Sigmund Gottlieb, kommentiert für den Münchner Merkur mit scharfem Blick wöchentlich in seiner Kolumne „Gottlieb direkt“ aktuelle Themen. Diese Woche wehrt es sich gegen das Bild von „Dunkel-Deutschland“.

In Deutschland zwar gejammert – aber auch angepackt, wie Kolumnist Sigmund Gottlieb betont. © Sylvio Dittrich/Imago

Es ist das Gift der negativen Botschaft, das Deutschland lähmt. Wir zeigen nur Dunkel-Deutschland. Klar, fear sells, Angst verkauft sich. Wir haben uns an diese eindimensionale Betrachtung gewöhnt. Die andere Seite der Medaille ist ausgeblendet.

Klagelitanei von Wirtschaftsfunktionären, die zu spät aufgestanden sind

Klar: Die Wirtschaft ist noch nicht angesprungen. Die Pferde wollen noch nicht saufen. Die Insolvenzen sind auf Höchstniveau – ebenso wie die Klagen der Wirtschaftsverbände. Aber: Hören wir endlich auf mit dem gebückten Gang. Deutschland ist die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Unser Land verfügt über Spitzeningenieure. An vielen Universitäten explodiert eine Gründerszene, für die Klagen ein Fremdwort ist und deren Ideen bereits vor Sonnenaufgang sprudeln.

Und noch etwas: Insolvent wird oft, wer nicht schnell genug auf Veränderungen reagiert hat. Das Rückgrat unserer Wirtschaft sind zigtausende von Familienunternehmen, die in schwieriger Lage Großartiges leisten. Die 60 Prozent der Arbeitsplätze stellen und 80 Prozent der Ausbildungsplätze. Sie kämpfen jeden Tag am Standort Deutschland – trotz schwieriger Rahmenbedingungen.

► Sigmund Gottlieb ist einer der renommiertesten und erfahrensten Journalisten Deutschlands. Er war von 1995 bis 2017 Chefredakteur und von 2001 bis 2014 dazu stellvertretender Fernsehdirektor beim Bayerischen Rundfunk.

► Gottlieb moderierte die „Münchner Runde“ sowie aktuelle Brennpunkt-Sendungen im Ersten und war einer der präsentesten Kommentatoren in den „Tagesthemen“ der ARD.

► Für seine Arbeit erhielt Gottlieb mehrere Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Fernsehpreis für die Berichterstattung über den Kosovo-Krieg. Seit 2005 ist er Honorarprofessor für Journalismus an der Hochschule Amberg.

Die Klagelitanei von Wirtschaftsfunktionären, die zu spät aufgestanden sind, hilft nicht weiter. Und die Gewerkschaften müssen wissen, dass die Gleichung höhere Lohne bei weniger Arbeit nicht aufgehen kann.

Die Regierung hat begonnen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die der Wirtschaft aus der Talsohle helfen. Machen wir es nicht wie die AfD und hören wir endlich auf mit dieser elendigen Nörgelei. Dies ist nicht die Zeit für Miesmacher. (Sigmund Gottlieb)