Die niederösterreichische Firma WW Wohnwagon, ein Pionier im Bereich nachhaltiger Tiny Houses, hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Nach Angaben der “Niederösterreichischen Nachrichten” wurde das Verfahren auf eigenen Antrag am Landesgericht Wiener Neustadt eröffnet.
Tiny House: Firma ist auch in Deutschland präsent
Der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) gab bekannt, dass die Verbindlichkeiten des Unternehmens rund 3,4 Millionen Euro betragen, nachdem Anzahlungen von Kunden und Nachrangdarlehen abgezogen wurden. Die Firma ist laut ihrer Homepage auch in Deutschland aktiv und bietet hier zum Beispiel Tiny Houses zum Probewohnen an.
Insgesamt sind 228 Gläubiger und 44 Beschäftigte betroffen. Laut des Berichts soll das Unternehmen fortgeführt und durch ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung entschuldet werden. Die “Niederösterreichischen Nachrichten” berichten weiter, dass die WW Wohnwagon GmbH durch die Immobilien- und Baukrise in den Jahren 2024 und 2025 in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Besonders im vierten Quartal 2025 sei die Zahl der Aufträge drastisch eingebrochen.
Gegründet wurde das Unternehmen demnach im Jahr 2013 mit dem Fokus auf kleine, mobile Häuser aus nachhaltigen und energieeffizienten Naturmaterialien. Noch bis 2024 entwickelte sich die Firma laut AKV solide.
Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, habe das Unternehmen Häuser bis zu 120 Quadratmeter geplant und angeboten. Das schlüsselfertige Modell „Clara“ mit einer Netto-Fläche von 42 Quadratmeter koste 173.300 Euro brutto.
Branche sieht Wachstum
In Deutschland gibt es immer mehr Interesse an der alternativen Wohnform. Auf deutschen Branchenportalen und Immobilienseiten wird hervorgehoben, dass der Markt auch in Deutschland wachse. Eine erste Tiny-House-Marktstudie für Deutschland aus dem Jahr 2023 zeige, dass das Marktpotential für Tiny Houses bei 3,9 Milliarden Euro liegt, heißt es auf Seiten von Immobilienfirmen.
Demnach wird der globale Markt für Tiny Homes zwischen 2025 und 2029 um 3,71 Milliarden US-Dollar wachsen, was einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 4,2 Prozent entspreche. Ob diese Angaben den Tatsachen entsprechen oder zu optimistisch sind, ist unklar. Genaue und aktuelle Zahlen für Deutschland existieren kaum.
Verbraucherzentrale: Keine feste Definition für ein Tiny House
Die Verbraucherzentrale erklärt, dass es in Deutschland keine feste Definition für ein Tiny House gibt. Oft werden diese kleinen Häuser auch als Mikrohaus, Minihaus oder Singlehaus bezeichnet. Laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) gelten Gebäude mit höchstens 50 Quadratmetern Nutzfläche als „kleine Gebäude“, die von der Pflicht befreit sind, einen Energieausweis vorzulegen. In den USA hingegen wird ein Tiny House als Wohngebäude mit maximal 37 Quadratmetern Nutzfläche definiert.
Vor- und Nachteile des Lebens im Tiny House
Die Verbraucherzentrale hebt hervor, dass Tiny Houses den Traum vom eigenen Heim ermöglichen können, ohne die Kosten eines klassischen Einfamilienhauses tragen zu müssen. Zudem sind sie nicht an einen festen Standort gebunden. Allerdings gibt es auch Nachteile: Stellplätze sind in Deutschland rar, und das Leben auf engem Raum kann langfristig herausfordernd sein – insbesondere für Familien mit Kindern.
Laut Verbraucherzentrale gibt es günstige Modelle bereits ab 30.000 Euro, während luxuriöse Varianten über 250.000 Euro kosten können. Der Quadratmeterpreis ist dabei oft nicht niedriger als bei größeren Immobilien. Hinzu kommen Kosten für ein geeignetes Grundstück.
Keine ideale Lösung für ökologisches Wohnen
Die Verbraucherzentrale betont, dass Tiny Houses keine ideale Lösung für ökologisches Wohnen darstellen. Der hohe Materialbedarf pro Person sowie der hohe Flächen- und Heizenergiebedarf sprechen dagegen. Freistehende Häuser beanspruchen mehr Fläche und Energie als vergleichbare Wohnungen in Mehrfamilienhäusern.
Es ist jedoch möglich, Tiny Houses aus nachhaltigen Materialien wie Holz oder Schafwolle zu bauen und sie mit Biogas oder grünem Strom zu versorgen. Dennoch wäre ein Mehrfamilienhaus mit kleinen Wohneinheiten ökologisch effizienter, da es weniger Material, Energie und Grundfläche benötigt, heißt es von der Verbraucherzentrale.