Wolfgang Palaver ist 67 Jahre alt, emeritierter Professor für christliche Gesellschaftslehre an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Und: ein guter Bekannter des Tech-Milliardärs und Paypal-Gründers Peter Thiel.
Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) sprach Palaver über seinen Kontakt zu dem berühmten Investor. Er lernte ihn 1996 kennen, als er im Rahmen eines jährlich stattfindenden "Kolloquiums über Gewalt und Religion" an der Uni Stanford einen Vortrag hielt.
Dabei ging es um den Religionsphilosophen René Girard, der anscheinend auch Thiel faszinierte. Denn nach dem Vortrag sprach der gebürtige Deutsche, der damals noch kein populärer Tech-Milliardär war, Palaver an. Seither, so erzählt es der emeritierte Professor, diskutieren sie immer wieder miteinander.
Darum ist Peter Thiel vom Antichristen besessen
"Peter Thiel glaubt geradezu fanatisch an den technologischen Fortschritt zur Rettung der Menschheit", sagte Palaver der "SZ". Wie er weiter erklärt, meint der Tech-Milliardär, dass Innovationen und Fortschritt stagnieren.
"Den Grund dafür sieht er in zu viel Regulierung und Sicherheitsdenken der Staaten und internationalen Organisationen", so der emeritierte Professor. Thiels Meinung nach würden sie den Fortschritt blockieren - mit Verweisen auf einen drohenden Klimakollaps oder eine atomare Katastrophe.
"Er verknüpft das mit dem Antichristen aus den Johannesbriefen des Neuen Testaments
und traditionellen Deutungen einer Stelle bei Paulus, wonach der Antichrist
mit Frieden und Sicherheit lockt, um die Menschen irrezuführen." Eine Weltregierung, die alles steuert, wäre für Thiel undenkbar. "Thunberg oder die UN etwa sieht er als Legionäre des Antichristen", sagte Palaver der "SZ".
Thiel studierte Philosophie und Rechtswissenschaft
Bis zu Thiels heutiger Macht war es ein langer Weg. Der Investor wurde in Frankfurt am Main geboren. Als er ein Jahr alt war, wanderten seine Eltern mit ihm in die USA aus. Zunächst lebte die Familie in Ohio, zog aber immer wieder um.
Der heute 58-Jährige studierte an der Standford-Universität Philosophie und Rechtswissenschaft. Er rief die konservative Studentenzeitung "Stanford Review" ins Leben, die bis heute als Kaderschmiede für seine Unternehmen gilt.
Beteiligt ist er an einigen Firmen. Zu den bekanntesten gehören Paypal, Mithril Capital Management, Valar Ventures und Palantir Technologies. Heute zählt der Milliardär zu den einflussreichsten Menschen im Silicon Valley.
Thiels Philosophie ist so, wie Palaver es bereits angeschnitten hat. Seiner Ansicht nach sollten Staaten wie Unternehmen geführt werden. Demokratie hält er für zu langsam und ineffizient, das machte der Investor in der Vergangenheit mehrfach deutlich.
Nach Vance-Auftritt meldet sich Palaver bei Thiel
Politisch unterstützt er Trump-Vize J.D. Vance. Thiels Diskussionspartner Palaver hält den Republikaner für einen gefährlichen Mann. "In seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz hat er gefordert, die AfD nicht auszugrenzen, und seinen Vortrag mit einem biblischen Zitat von Johannes Paul II. abgeschlossen, um dem Ganzen einen religiösen Touch zu geben: 'Fürchtet euch nicht!'", sagte er der "SZ".
Das machte den emeritierten Professor so wütend, dass er sich an Thiel wandte. J.D. Vance sei heuchlerisch. Denn dem einstigen Papst Johannes Paul II. könne man viel vorwerfen, "aber er war immer antipopulistisch und prodemokratisch", so Palaver.
Und ergänzt: "Für den Libertären Thiel sind Vance und Trump hilfreich, weil sie die Globalisierung zurückdrehen, die Demokratie und staatliche Institutionen zerstören, um so für etwas Neues Platz zu machen."