Im neuen ARD-Deutschlandtrend bleibt die AfD bei ihrem bisherigen Rekordwert von 26 Prozent. Damit rangiert sie nur knapp hinter der Union, die auf einen Zustimmungswert von 27 Prozent kommt.
Fest steht: Die Rechtsaußen-Partei scheint für immer mehr Deutsche eine echte Option zu sein. Es gibt andere Umfragen, in denen die AfD sogar die Spitzenposition einnimmt und CDU und CSU knapp hinter sich gelassen hat.
"Spiegel"-Journalisten sprachen nun mit dem Wirtschaftsethiker Markus Scholz über die politische Lage in Deutschland - und die Rolle, die wirtschaftliche Akteure bei der Bekämpfung des Rechtspopulismus einnehmen sollten.
Wirtschaftsethiker über das "Killer-Feature" der liberalen Demokratie
"Unternehmer und Manager sind Teil der Zivilgesellschaft und verpflichtet, beides zu verteidigen – und damit letztlich die Freiheit jedes Einzelnen", sagte der Professor im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin.
"Die resultiert auch daraus, dass anders als in einer Autokratie in einer liberalen Demokratie ein friedlicher politischer Machtwechsel möglich ist. Das ist ihr Killer-Feature!" Wie Scholz weiter erklärte, seien die wirtschaftlichen Risiken, die mit einer AfD-Regierung einhergingen, "offenkundig".
Ihm zufolge würde es noch schwieriger werden, ausländische Fachkräfte anzuziehen als ohnehin schon. Dabei ist die Lage in Deutschland angespannt.
Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) konnten 2024 in den zehn Branchen mit den größten Engpässen mehr als 260.000 Stellen rechnerisch nicht mit entsprechend qualifizierten Arbeitskräften besetzt werden.
"Familienpolitik der AfD würde den Arbeitsmarkt belasten"
In Scholz' Augen gäbe es aber noch andere Probleme. "Ein EU-Austritt, wie ihn die AfD in ihrem Parteiprogramm als Ziel nennt, würde immense Kosten verursachen. Die Familienpolitik der AfD, also Frauen zurück an den Herd und Kitaausbau stoppen, würde den Arbeitsmarkt belasten", sagte er im "Spiegel"-Interview.
Darüber hinaus wäre ein Comeback der Atomkraft, wie es die Rechtsaußen-Partei fordert, laut dem Wirtschaftsethiker extrem teuer. Klar ist aber auch: Als Regierungspartei müsste sich die AfD vermutlich mit einem Koalitionspartner abstimmen. Und könnte somit nicht alle ihre Vorhaben ohne Weiteres durchsetzen.
Scholz bleibt skeptisch. Im "Spiegel"-Interview wies er auf mittelbare Konsequenzen hin. "Populisten haben ein Freund-Feind-Weltbild, beschneiden Rechtsstaatlichkeit oder schaffen sie ganz ab", so der Wirtschaftsethiker.
Sie würden außerdem "Klientelismus und Vetternwirtschaft" betreiben, die Medienfreiheit einschränken, die Zivilgesellschaft unterdrücken und die Opposition diskreditieren. Unter solchen Bedingungen ließe sich nicht gut wirtschaften.
Studie des IW beschäftigt sich mit Folgen des AfD-Programms
Mit den ökonomischen Folgen des AfD-Programms hat sich das IW bereits vor einigen Monaten beschäftigt. Eine entsprechende Studie erschien im Februar dieses Jahres.
Sie trägt den Titel: "Rechtsaußen-Erstarken in Deutschland: Implikation für den Wirtschaftsstandort". Die Forscher werteten dazu die Wahlprogramme der AfD aus. Auch die Ergebnisse einer Befragung von 2700 deutschen Unternehmen zur Wirtschaftspolitik der Partei flossen in die Untersuchung ein.
In der Studie ist unter anderem zu lesen, dass ein Nachahmen des Brexits nach nur fünf Jahren 690 Millionen Euro kosten würde. Außerdem würden 2,5 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen.
"Die wirtschaftspolitischen Ideen der AfD sind für die Wirtschaft schädlich und würden in der Umsetzung einen massiven Wohlstandsverlust bedeuten", sagte damals Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie.