Luisa Neubauer bekommt peinliche Komplimente und bringt absurde Argumente

Das Foto nimmt ein Drittel einer Zeitungsseite ein: Luisa Neubauer, mit leicht geneigtem Kopf und ernstem Blick. Vor dunklem Hintergrund wirkt das schulterlange Haar an den Rändern etwas heller. Ein Heiligenschein?

Nein, so weit ist die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS)“, die Sonntagsausgabe der "FAZ", bei ihrem überlangen Interview mit der Klima-Aktivistin nicht gegangen. Eine Seligsprechung ist es aber zweifellos.

  • Im Video: Luisa Neubauer sicher: Mann in meiner Position würde man keine "Rotzigkeit" vorwerfen

Keine kritischen Fragen

Aus der Sicht der Interviewten bot ihr die Zeitung eine optimale Plattform: Wohlwollende Fragen und kaum Nachfragen, schon gar keine kritischen.

Nun gut, auf das Kompliment, „Sie schreiben sehr schön“, folgt der weniger bewundernde Zusatz: „Im Mündlichen jedoch wirken Sie manchmal etwas besserwisserisch, rotzig“.

Neubauer nimmt den Ball auf und nutzt die Chance. Sie könne es nie allen recht machen. Und schlüpft freudig in die Opferrolle. Einem Mann „in meiner Position“ würde man nicht „Rotzigkeit“ vorwerfen. Da hätte man schon gern gelesen, welche rotzigen Sprüche die "FAS" Neubauer vorwirft.

Neubauer wirft Merz "Fossilität" vor

Der Vorwurf der Rotzigkeit wirkt so, als habe der "FAS"-Redakteur zwanghaft nach etwas gesucht, das man nicht als uneingeschränktes Lob verstehen muss. Denn an anderer Stelle bescheinigt er der Klima-Aktivistin einen Strategiewechsel: „Hin zu mehr Leichtigkeit, Lebenslust und Lachen“. 

Unter Neubauers Mitstreitern für eine radikale Klimapolitik ist oft zu hören, man könne es nicht verantworten, ein Kind „in diese Welt“ hineinzusetzen. Neubauer sagt, sie halte „jedes geborene Kind für einen Beweis, dass da noch jemand an die Welt und ihre Zukunft glaubt“. Ob sie eines Tages selbst einen solchen Beweis erbringen will, bleibt offen; es gibt auch keine Nachfrage.

Nicht überraschend ist, dass Neubauer Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ebenso wie den Industriemanagern „Fossilität“ vorwirft, die Überzeugung, „dass Sicherheit und Wohlstand im Kern fossil sein müssen“. Was forcierter Klimaschutz für viele Arbeitsplätze bedeutet, interessiert offenbar weder sie noch ihren Gesprächspartner. 

Kohle und Autos waren essenziell für wirtschaftlichen Wiederaufbau

Die „Fossilität" trage laut Neubauer in Deutschland einen  „Schleier des Rationalen“. Spöttisch sagt sie: „Das hört sich dann so an: Wir haben uns nach dem Krieg durch Kohleenergie und Autos aus dem Faschismus herausgearbeitet.“

Ja, mag man ihr zurufen, genau so war es. Ob zu Neubauers Schulzeit der Geschichtsunterricht stets freitags auf dem Stundenplan stand und sie lieber auf Demos ging? Schließlich waren Kohleförderung und der Bau von Autos keine Übungen in Antifaschismus. 

Kohle und Autos waren essenziell für den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die Überwindung der Not im Nachkriegsdeutschland. Aber der "FAS"-Interviewer störte sich an Neubauers Geschichtsbild nicht.

Ebenso wenig zur Sprache kam, dass Neubauer und „Fridays for Future“ zunehmend „gegen rechts“ auf die Straße gehen. Mit „rechts“ ist dabei meistens die CDU/CSU gemeint. 

Klima-Aktivistin scheint an Menschen zu verzweifeln

Die Zeitung handelt das mit einem Foto ab, das Neubauer bei einem „Protest zur Stadtbild-Debatte“ zeigt – also gegen Merz. Zweifellos hätte Neubauer da einen Zusammenhang mit angeblichem Rassismus und der Zukunft der Menschheit hergestellt.

Bisweilen scheint die Klima-Aktivistin an den Menschen zu verzweifeln, nicht nur an Merz und Managern, sondern auch am Mann auf der Straße. Neulich, so erzählt sie, sei sie in Berlin aus dem Zug gestiegen und habe vor dem Bahnhof den „Blutmond“ bewundert: „Es war atemberaubend“. Alle anderen hätten nur auf ihre Handys geschaut.

Das Handy als Feind von Naturereignissen? Das mag so sein. Wenn jedoch eine Aktivistin, die sich auf Schritt und Tritt ständig mit „Selfies“ in Szene setzt, über exzessive Handynutzung klagt, dann ist das lächerlich.

Das war selbst Neubauer zu viel

Luisa Neubauer ist eine attraktive junge Frau. Der "FAS"-Redakteur bescheinigte ihr das unverblümt: „Sie könnten ihre Attraktivität noch stärker in die Waagschale werfen“, schwelgt er.

Das war selbst der nicht uneitlen Neubauer („Ich habe auch Papst Franziskus getroffen“) zu viel: „Freundliche Frage, danke“. Ob Neubauers Gesprächspartner leicht errötete? Wir werden es nie erfahren.