Junge Bürgergeld-Empfänger sollen für 1,20 Euro arbeiten: "Ich war faul"

Der thüringische Landkreis Nordhausen hat ein neues Projekt gestartet, um Bürgergeld-Empfänger unter 25 Jahren ohne Ausbildung zurück auf den Arbeitsmarkt zu holen. Sie werden verpflichtet, gemeinnützige Arbeit zu leisten - zu einem Stundenlohn von 1,20 Euro. 

Mögliche Einsatzorte sind Werkstätten gemeinnütziger Vereine und Bauernhöfe. Auch die Pflege von Grünanlagen kommt in Frage. Im Oktober waren in Nordhausen 3275 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 342 unter 25-Jährige. 

Wie "Welt TV" berichtet, erledigten erste Teilnehmer des Programms zuletzt Laubarbeiten im Nordhauser Schlosspark. "Ich war jetzt anderthalb bis zwei Jahre arbeitslos. Dann kam der Brief vom Amt, und jetzt bin ich hier", sagte ein Mann namens Jason dem Sender.

"Ich war ein bisschen faul", sagt Bürgergeld-Empfänger

Für ihn sei das "Vorbereitung aufs Leben". Außerdem erklärte Jason mit Blick aufs Bürgergeld: "Ich war ein bisschen faul, sag’ ich jetzt mal so. Jetzt muss es weitergehen." Justin, ein anderer Projektteilnehmer, sagte zu "Welt TV", er sei "rausgeklingelt" worden.

"Ich möchte auf jeden Fall wieder arbeiten gehen", so der Arbeitslose. Wie im Bericht zu lesen ist, hat er seit zweieinhalb Jahren keinen Job. Auch eine Ausbildung hat Justin eigenen Angaben zufolge nicht abgeschlossen.

Über das Bürgergeld-Projekt in Nordhausen wird schon länger diskutiert. SPD-Landrat Matthias Jendricke sagte im Interview mit FOCUS online, mit der Maßnahme solle verhindert werden, "dass junge Menschen dauerhaft ins Sozialsystem abrutschen".

"Viele lachen die Mitarbeiter im Jobcenter aus"

Die Jugendarbeitslosigkeit habe ein Zehnjahreshoch erreicht. "Und viele, die ihre Ausbildung abgebrochen haben, lachen die Mitarbeiter im Jobcenter aus. Sie sagen: 'Ihr könnt uns eh nicht sanktionieren.'"

Am Montag lief das U25-Projekt an. Allerdings eher schleppend, wenn man Landrat Jendricke fragt. Zu FOCUS online sagte er, von 30 eingeplanten Teilnehmern hätten nur acht die Arbeit aufgenommen.

"Daraufhin habe ich angeordnet, dass unsere Vollzugsdienstkräfte in Uniform ab heute früh die Runde drehen." Fünf Leute hätten sie "rausgeklingelt, die dann irgendwann wach waren". Jendricke erzählte auch von Ausreden und Personen, die gar nicht erst ihre Türen aufgemacht hätten. 

Bürgergeld-Empfänger müssen an Integrationsmaßnahmen teilnehmen 

Das Sozialgesetzbuch sieht vor, dass Empfänger von Leistungen wie dem Bürgergeld verpflichtet sind, an Maßnahmen teilzunehmen, die ihre Integration in den Arbeitsmarkt fördern. Das Nordhauser Projekt soll den Teilnehmern helfen, ihren Alltag zu strukturieren und Verantwortung zu übernehmen.

Sandra Hesse, die Leiterin des Vollzugsdienstes, ist eine der städtischen Mitarbeiterinnen, die die jungen Bürgergeld-Empfänger morgens "rausklingeln", wenn sie nicht zur gemeinnützigen Arbeit erscheinen.

Zu "Welt TV" sagte sie: "Wir haben sehr freundliche Rückmeldungen bekommen, auch von den Teilnehmern selbst. Am Anfang waren sie überrascht, dass wir wirklich kommen. Aber jetzt sind 14 von ihnen regelmäßig da – und pünktlich."