Erst am Mittwoch debattierte der Bundestag mögliche Verbindungen der AfD nach Russland, da wird eine geplante Reise von AfD-Abgeordneten Mitte November ins russische Sotschi bekannt. Dort sollen einige Teilnehmer unter anderem Dmitri Medwedew treffen, den früheren russischen Präsidenten, der immer wieder mit Hetze gegen den Westen auffällt. Das berichtet das Nachrichtenportal "T-online". Mehrere Abgeordnete bestätigten dem Portal, dass voraussichtlich sowohl die Bundestagsabgeordneten Rainer Rothfuß und Steffen Kotré zur Konferenz nach Sotschi reisen werden, als auch der Europaabgeordnete Hans Neuhoff und Jörg Urban, der Vorsitzende des AfD-Landesverbands Sachsen.
AfD-Abgeordnete wollen nach Russland reisen und Medwedew treffen
Kotré und Rothfuß bestätigten t-online ihre Reise nach Russland, Rothfuß zudem auch seine Teilnahme an einer Diskussionsrunde mit Medwedew. Urban ließ eine Anfrage von "T-online" mehrere Tage unbeantwortet. Neuhoff reagierte auf eine Anfrage am Donnerstag zunächst nicht.
Vorausgegangen waren den Recherchen zufolge monatelange Kontaktanbahnungen russischer Offizieller zu Abgeordneten der AfD und des BSW.
Russland will über Abgeordnete Einfluss auf deutsche Politik nehmen
Russland will demnach auf die Abgeordneten einwirken, zentrale Projekte von Bundeskanzler Friedrich Merz zu untergraben: Deutschlands Energieunabhängigkeit, die EU-Sanktionen gegen den Kreml und die geplante Nutzung eingefrorenen russischen Vermögens zur Unterstützung der Ukraine. Das geht aus einer offiziellen Mitteilung des russischen Parlaments und einem russischen Medienbericht hervor. Mehrere Abgeordnete bestätigten "T-online" die Inhalte der Gespräche.
Bereits im Oktober 2024 Jahr hatten Strippenzieher des russischen Einflussnetzwerks "Voice of Europe" die AfD-Abgeordneten Rothfuß und Ulrich Singer zur Vorjahreskonferenz nach Sotschi gelotst. Auch damals hatten sie Medwedew getroffen. Der damalige Europa- und heutige Bundestagsabgeordnete Maximilian Krah reiste ebenfalls dorthin, nahm aber laut eigenen Angaben nicht am Treffen teil, sondern aß "privat" mit den "Voice of Europe"-Mittelsmännern zu Abend.
Auch BSW-Kontakte weiter gefestigt
Der BSW-Abgeordnete Michael von der Schulenburg nahm eine Einladung damals nicht wahr, sondern ließ ein Grußwort verlesen. Laut Angaben gegenüber dem EU-Parlament trifft er sich in Brüssel regelmäßig mit russischen Diplomaten.
Im Nachgang der Konferenz 2024 festigten sich den Recherchen zufolge die Kontakte sowohl zu BSW, als auch zur AfD. Zunächst reisten die BSW-Abgeordneten von der Schulenburg und Ruth Firmenich am 8. Mai 2025 zum Tag des Sieges nach Moskau, wo sie Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften trafen, die die Sotschi-Konferenz mitorganisiert. Anfang Oktober 2025 konferierten die Europaabgeordneten Neuhoff (AfD) und Jan-Peter Warnke (BSW) dann in einer Videoschalte mit dem Ausschuss für internationale Angelegenheiten der Duma, wie laut "T-online" vorliegende Fotos belegen.
Russen lobbyieren bei Europa-Abgeordneten gegen Sanktionen
Themen waren unter anderem die EU-Sanktionen gegen Russland und Gaslieferungen nach Deutschland, wie es in einer offiziellen Duma-Mitteilung heißt. "Wir glauben, dass vernünftige Vertreter des Europäischen Parlaments eine Rückkehr zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit und zum Energiegleichgewicht einleiten könnten", wurde darin der Ausschussvorsitzende Leonid Sluzki zitiert. Warnke bestätigte "T-online" seine Teilnahme und den Inhalt des Gesprächs. "Es gibt vom BSW schon länger Kontakt mit Vertretern der Duma", sagte er.
Nach Sotschi reise er nicht. Es sei ihm aber bekannt, "dass in Sotschi auch Treffen mit Medwedew geplant sind", sagte Warnke weiter. Der AfD-Bundestagabgeordnete Rothfuß sagte "T-online": "Ich werde an der Konferenz und am Abend zuvor schon an einer Diskussionsrunde mit Dmitri Medwedew teilnehmen." Der Organisator der Videokonferenz, der fraktionslose luxemburgische EU-Abgeordnete Fernand Katheiser, bestätigte auf Anfrage des Portals ebenfalls seine geplante Reise nach Sotschi.
Er hoffe dort auf ein weiteres Treffen mit Sluzki, den er vor Mitte Oktober auch in Genf traf. Er bestätigte weiter einen Bericht der regierungsnahen russischen Zeitung "Iswestija", dass in Sotschi über das von der EU eingefrorene Vermögen der russischen Zentralbank gesprochen werden solle. "Ich bestätige, dass ich denke, dass dieses Thema diskutiert werden wird und werden sollte." Er arbeite daran, eine Konferenz mit russischen und europäischen Parlamentariern zu organisieren, möglicherweise in der Türkei.