Der Immobilienmarkt in Deutschland belebt sich überraschend stark. Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser werden wieder teurer, die Zahl der Verkäufe zieht kräftig an und die Preise könnten laut einer neuen Analyse des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) schon in zwei Jahren neue Höchststände erreichen.
Im dritten Quartal 2025 legten die Preise für Eigentumswohnungen um durchschnittlich 1,2 Prozent zu, Einfamilienhäuser verteuerten sich um 1,3 Prozent. Nur Mehrfamilienhäuser gaben leicht nach (-0,9 Prozent), wie das aktuelle Update des German Real Estate Index (GREIX) zeigt – einem Gemeinschaftsprojekt der Gutachterausschüsse, des Forschungsverbunds ECONtribute und des IfW Kiel.
Immobilienmarkt auf dem Weg zur Normalität
Nach den Preisrückgängen der vergangenen zwei Jahre scheinen sich Käufer und Verkäufer wieder anzunähern. „Die steigende Zahl an Transaktionen zeigt, dass sich viele Marktteilnehmer offenbar mit den aktuellen Bedingungen arrangiert haben“, sagt Jonas Zdrzalek, Projektleiter des GREIX am IfW Kiel. „Unter dem Strich sehen wir eine moderate, aber stabile Aufwärtsbewegung bei den Immobilienpreisen.“
Im Vergleich zum Vorjahr (Q3 2025 vs. Q3 2024) ergibt sich ein klarer Trend nach oben:
- Eigentumswohnungen: +2,7 Prozent
- Einfamilienhäuser: +4,3 Prozent
- Mehrfamilienhäuser: –0,4 Prozent
Transaktionen steigen wieder deutlich – Boom-Niveau in Sicht
Parallel zum Preisanstieg zog auch die Zahl der Verkäufe kräftig an. Besonders stark war das Wachstum bei Eigentumswohnungen, wo 14 Prozent mehr Kaufabschlüsse registriert wurden als im Vorjahreszeitraum.
Im Segment der Einfamilienhäuser lag das Transaktionsvolumen sogar fünf Prozent über dem Niveau der Boomjahre 2019 bis 2021 – ein bemerkenswerter Befund, denn gerade dieses Segment galt lange als weitgehend ausgetrocknet.
„Viele Käufer scheinen sich an die höheren Finanzierungskosten gewöhnt zu haben“, sagt Zdrzalek. „Gleichzeitig sind die Einkommen gestiegen, und die Aussicht auf weiter steigende Mieten erhöht den Druck, Eigentum zu bilden.“
Noch kein neues Allzeithoch – aber Trend zeigt klar nach oben
Trotz der Erholung liegen die Preise im bundesweiten Durchschnitt weiterhin unter den Höchstständen aus dem Jahr 2022:
- Eigentumswohnungen: –10 Prozent
- Einfamilienhäuser: –12 Prozent
- Mehrfamilienhäuser: –25 Prozent
Sollte sich das aktuelle Tempo fortsetzen, würden die Immobilienpreise erst Ende 2027 ein neues Rekordniveau erreichen, prognostizieren die Forscher.
Großstadtvergleich: Leipzig erreicht neuen Höchststand
In den acht größten Städten verlief die Entwicklung uneinheitlich. Am stärksten legten die Preise in Düsseldorf (+1,6 Prozent), Leipzig (+1,0 Prozent) und Stuttgart (+0,6 Prozent) zu.
In Frankfurt am Main stagnierten sie, in Köln sanken sie um 1,0 Prozent.
Leipzig erreichte ein neues Allzeithoch – rund ein Prozent über dem bisherigen Spitzenwert aus der Boomphase Mitte 2022. Damit ist die sächsische Metropole derzeit der einzige Großstadtmarkt auf Rekordniveau.
Für Berlin, Hamburg und München lagen noch keine vollständigen Daten vor.
Preise dürften weiter steigen – trotz Zinsen
Obwohl die Bauzinsen weiter hoch bleiben, deutet vieles auf eine anhaltend hohe Nachfrage hin. Besonders in wachsenden Regionen und bei gut angebundenen Lagen bleibt Wohnraum knapp.
„Die Nachfrage nach Wohnraum ist hoch, und die meisten Indikatoren deuten auf weiter steigende Preise hin“, so Zdrzalek. „Selbst wenn die Zinsen vorerst nicht sinken, hat sich der Markt offenbar an das neue Normal angepasst.“
Der Immobilienmarkt hat sich gefangen
Nach dem Absturz der vergangenen zwei Jahre kehrt wieder Bewegung in den Markt. Käufer handeln wieder, Verkäufer haben sich auf niedrigere Preisniveaus eingestellt und die Stabilisierung scheint nun auch psychologisch zu wirken.
Ein neues Allzeithoch ist zwar noch entfernt, doch wenn sich der Trend fortsetzt, könnten Wohnungen und Häuser in Deutschland spätestens 2027 teurer sein als je zuvor.