Archäologen der Hebräischen Universität Jerusalem haben im israelischen Gan Ha-Shelosha Nationalpark ein weitläufiges und fortschrittliches Tunnelsystem entdeckt, das einer Studie zufolge auf die Herrschaft der sogenannten Mamluken zurückgeht. Das Geschichtsportal "Historia Net" berichtete.
Tunnelsystem der Mamluken: Gravitation und Flüssigkeit als Gamechanger
Die Mamluken gelten als Krieger-Dynastie, entstanden aus ehemaligen Militärsklaven und zeitlich anzusiedeln vom 13. bis ins frühe 16. Jahrhundert. Sie herrschten über Syrien, Ägypten und Israel und waren offenbar sehr geschickt darin, die ressourcenarme Region bestmöglich zu nutzen.
Um Zucker, eines ihrer wichtigsten Güter, aus dem widerstandsfähigen Zuckerrohr zu extrahieren, nutzten sie das nun entdeckte Tunnelsystem. In Vulkangestein gruben die Mamluken ein umfangreiches Tunnelsystem, das sie mit einer Mischung aus Salz- und Süßwasser fluteten.
Innovative Erfinder statt technologische Stagnation
Durch das Gefälle der unterirdischen Gänge wurde ein Mühlrad betrieben, das das Zuckerrohr mahlte. "Die Erfindung stellt die Mamluken als pragmatische Erfinder dar, deren Infrastruktur sowohl die lokale Gesellschaft als auch den internationalen Handel aufrechterhielt", erklären die Forscher in einer Pressemitteilung.
"Diese Entdeckung schlägt eine Brücke zwischen Industriearchäologie und Hydrologie", ordnet Prof. Amos Frumkin vom Institut für Geowissenschaften den Fund weiter ein. "Es zeigt, dass sich mittelalterliche Ingenieure in der südlichen Levante nicht nur an die Knappheit, sondern auch an die Möglichkeiten anpassten und Wasser in eine nachhaltige Energiequelle verwandelten."
Die Mamluken: Ein hochentwickeltes Volk
Trotz ihrer Herkunft als Sklaven etablierten die Mamluken laut dem "Deutschlandfunk" eine hochentwickelte Verwaltung und Ingenieurskunst: Sie bauten Brücken, Zuckerfabriken sowie die Systeme zur Wasserförderung, finanziert durch Steuern und Handel. Zucker stellte zur damaligen Zeit ein Luxusgut dar. Die Mamluken in Ägypten produzierten im 14. Jahrhundert bis zu 30.000 Tonnen pro Jahr und exportierten diese nach Europa.
Ihre Architektur wie die Sultan-Hasan-Moschee in Ägypten und sogar wissenschaftliche Theorien prägten die islamische Welt. 1517 fiel ihr Sultanat an das Osmanische Reich, doch die Mamluken blieben als lokale Eliteschicht bis ins 19. Jahrhundert einflussreich.