Der Jugendliche, der als eines der größten hessischen Schiedsrichter-Talente gilt und bereits Partien im Männerbereich leitete, wurde nach einer umstrittenen Entscheidung von mehreren Spielern des Heimteams tätlich angegriffen. Nun schildert er im Interview mit der "Bild" schockierende Einzelheiten des Vorfalls.
In der 88. Minute hatte er auf indirekten Freistoß entschieden. Kurz darauf erzielte die Gastmannschaft den Ausgleich – und die Situation eskalierte. Wie der Schiedsrichter angibt, wurde sein Kopf plötzlich nach hinten gezogen, anschließend sei er von mehreren Spielern des Türk FC Hattersheim "wie ein Schaf von Wölfen umzingelt" und ins Tor gedrängt worden. "Ich bekomme einen Kinnhaken und Faustschläge gegen die Schulter und die Brust", sagte er gegenüber "Bild".
Schiedsrichter wird verprügelt und beleidigt
Der Schiedsrichter soll während des Vorfalls massiv beleidigt worden sein, unter anderem mit Ausdrücken wie "Hurensohn" und "Wichser". Über ein Loch im Tornetz gelang ihm schließlich die Flucht in die Kabine. Unter Tränen setzte er anschließend einen Notruf bei der Polizei ab.
Die Ermittlungen der Behörden sowie Berichte des Fußball-Verbandes bestätigten den Ablauf des Geschehens. Auch gegnerische Spieler und Schiedsrichter-Obleute gaben an, dass der Schiedsrichter regelkonform gepfiffen hatte.
"Ich hatte Todesangst", sagt der mittlerweile 18 Jahre alte Schiedsrichter zu "Bild". Das Spiel am 17. März 2024 hatte für ihn weitreichende Folgen – körperlich wie psychisch.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat nach dem Vorfall Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung eingeleitet. Zwei Männer im Alter von 28 und 36 Jahren wurden als Hauptbeteiligte des Angriffs identifiziert. Der 36-Jährige wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 13.600 Euro verurteilt. Das Verfahren gegen den 28-Jährigen. wurde nach Angaben einer Gerichtssprecherin "gegen Zahlung einer Geldbuße von 750 Euro" eingestellt.
"Was muss denn noch passieren?"
Auch der Hessische Fußball-Verband (HFV) reagierte mit sportgerichtlichen Sanktionen: Der Verein musste 1000 Euro Strafe zahlen und erhielt ein Spielverbot für den Rest der Saison. Gegen die beiden beteiligten Spieler verhängte der Verband zudem ein einjähriges Spielverbot.
Mittlerweile stehen beide Fußballer wieder auf dem Platz. Für den Schiedsrichter sind die Konsequenzen kaum nachvollziehbar. "Was muss denn noch passieren? Wer gewalttätig ist, hat auf dem Fußballplatz nichts mehr verloren", meint er gegenüber "Bild".