Neue Konzepte für Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen

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Die Asyl-Koordinatoren des Landratsamts: Bernhard Pössinger (l.) und Helmut Hartl. © bo

Die Asyl-Unterbringung im Landkreis stockt aufgrund eines Finanzierungsstopps. Jetzt setzt das Landratsamt auf mobile Container statt fester Holzbauten.

Landkreis - Toll sahen die Häuser-Pläne aus, die Helmut Hartl und Bernhard Pössinger, die beiden Asylbeauftragten des Landratsamts, im April vergangenen Jahres der Heimatzeitung präsentierten. Moderne Bauten mit meist 32 bis 40 Plätzen, die auch kleine Kommunen bei der Integration nicht überfordern, viel Holz – man wollte wegkommen von der Unterbringung der Asylbewerber in abgewohnten Gebäuden und Notunterkünften, sondern ordentliche Behausungen schaffen.

Das hatte zwei Hintergedanken: Zum einen sollen solche Häuser mit abgetrennten Wohnungen zwischenmenschliche Probleme vermeiden, die in größeren Unterkünften mit Gemeinschaftsräumen auf engem Raum immer wieder auftreten. Das sei auch gut für den Werterhalt: „Wer eine eigene Wohnung hat, kümmert sich in der Regel auch darum. Für eine Gemeinschaftsküche fühlt sich keiner zuständig“, sagt Pössinger. Und die Unterkünfte wären nach einer gewissen Zeit auf die Kommunen übergegangen, die danach relativ moderne Sozialwohungen für einen günstigen Preis bekommen hätten.

Von dem Prinzip sind die Verantwortlichen immer noch überzeugt, doch gerieten die Planungen Ende vergangenes Jahr durch einen Finanzierungsstopp des Freistaats ins Stocken. Und dann gingen die Asylzahlen so zurück, dass sich manch Gemeinde dachte, so ein Neubau sei doch gar nicht mehr nötig. Wie kürzlich in Ingenried, wo eigentlich das sogenannte Brugger-Anwesen abgerissen und neu gebaut werden sollte. Davon ist die Gemeinde jetzt zurückgetreten, die Mehrheit hat den Beschluss vom Juli 2024 aufgelöst.

So hätten die Holzbau-Module in Burggen aussehen sollen, die aus Kostengründen nicht gebaut werden.
So hätten die Holzbau-Module in Burggen aussehen sollen. © Landratsamt

Im Dezember kommt der nächste Bus mit Menschen aus der Ukraine

Diese Entscheidung haben Hartl und Pössinger mit Bedauern zur Kenntnis genommen, vor allem, weil vorher nicht mit ihnen gesprochen wurde. „Natürlich gehen die Zahlen zurück, das ganze Jahr über kam nur ein einziger Asylbewerber in den Landkreis“, sagt Hartl – der war früher schon mal da, dann untergetaucht und wurde jetzt wieder in den Landkreis geschickt.

Aber es kamen eben auch 468 Ukrainer, im Dezember ist der nächste Bus angekündigt. Diese Menschen müssten auch untergebracht werden, und zwar idealerweise nicht dauerhaft in Notunterkünften wie den Thermohallen. Davon gibt es derzeit noch vier in Eglfing, Penzberg, Antdorf und Wildsteig, Bernbeuren und Schwabsoien wurden bereits abgebaut. In solchen Notunterkünften – dazu gehört unter anderem auch der ehemalige Gasthof Schöpf in Wielenbach oder das Haus der Begegnung in Weilheim – leben derzeit 576 Personen.

Seecontainer und Tiny-Häuser

Dabei denken Hartl und Pössinger auch wirtschaftlich: „Eine Notunterkunft wie die Thermohalle kostet wahnsinnig viel Geld im Unterhalt, allein schon für den Sicherheitsdienst.“ In kleineren Unterkünften brauche man das nicht, es gebe auch so gut wie nie Probleme.

Weil sie ihr Konzept aber weiterverfolgen wollen, sind sie von den stationären Bauten weggekommen und auf Seecontainer oder sogenannte Mobil-Homes umgeschwenkt, die manch einer von Campingplätzen kennt – quasi ein Tiny-Haus auf Rädern, das bei Bedarf problemlos versetzt werden kann. „Mit den Seecontainern sammeln wir seit einigen Monaten Erfahrungen in Habach. Abgesehen von kleinen baulichen Änderungen, die wir vornehmen müssen, läuft das sehr gut“, sagt Pössinger. Im Oktober war sogar eine Delegation der Regierung von Oberbayern in Weilheim – „und die fahren sonst nie aufs Land, wir waren die ersten“, sagt Pössinger. Man habe sie überzeugen können, dass das Vorhaben, auf eine dezentrale Unterbringung zu setzen, langfristig Kosten sparen kann.

So ist die Situation in den Gemeinden

Ein kleiner Überblick über einige Gemeinden: In Antdorf haben sich die Pläne, einen Kindergarten zusammen mit Asylbewerbern in einem gemeinsamen Neubau unterzubringen, zerschlagen. Jetzt will ein Investor eine Unterkunft errichten. In Bernbeuren soll das Thema Asyl bald im Gemeinderat beraten werden, da geht es unter anderem um den Umbau des Filserhofs. In Böbing wurde der stationäre Holz-Modulbau abgesagt, dafür sollen Tiny-Häuser aufgestellt werden. Gleiches gilt für Burggen: Die schicken Holzhäuser kommen nicht, dafür Tiny-Häuser, die auch in Eglfing aufgestellt werden sollen.

„Gute Gespräch“ gebe es mit dem Bürgermeister von Hohenfurch, der neben Bernbeuren einzigen Gemeinde im Landkreis, bei der noch eine Null bei der Unterbringung von Asylbewerbern oder Ukrainern steht, was aber nicht an den Gemeinden liege. Auch dort waren Holzmodule geplant, Stand jetzt: offen. In Hohenpeißenberg sollten die Holzmodule schon längst stehen, fielen aber dem Finanzierungsstopp zum Opfer. Auch da soll es jetzt Seecontainer geben. In Penzberg wird der Pachtvertrag mit der Stadt zum Standort der Thermohalle verlängert.

Auch in Raisting war der geplante Modulbau am fehlenden Geld gescheitert, da laufen jetzt Planungen für ein neues Vorhaben an. In Schwabsoien wurde die Thermohalle abgebaut, und beim Gasthof zur Post, in dem derzeit Flüchtlinge untergebracht sind, würde eine Sanierung genauso viel kosten wie ein Neubau. Deshalb gibt es neue Pläne, Stand noch offen. Das gilt auch für Seeshaupt, wo die Bürger zuletzt wiederholt gegen eine größere Unterkunft protestiert haben.

In Sindelsdorf sollte das alte Schlachthaus abgerissen und am Standort neu gebaut werden, doch letztlich hat sich die Gemeinde dagegen entschieden. In Steingaden wird das alte Krankenhaus aus Kostengründen als Unterkunft aufgegeben, dafür steht der ehemalige Feneberg-Markt zur Verfügung. In Weilheim wird die geplante Holzbaukonstruktion am Leprosenweg tatsächlich verwirklicht, es gibt aber erhebliche Verzögerungen wegen Problemen mit der Baufirma. „Zum Glück müssen wir anders als andere Landkreise nur zahlen, wenn was passiert“, sagt Pössinger. In Wildsteig schließlich ist geplant, die Thermohalle abzubauen, wenn zusätzliche Wohnungen in der bereits teilweise belegten Schloßberg-Residenz bezogen worden sind.