Windkraft-Pläne scheitern wohl an Vogelschutzgebiet: „Die ganze Sache wird langsam zur Farce"

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Rottenbuch

Kommentare

Windkraft-Vorrangflächen sieht der Regionalplan auf Rottenbucher Flur in den Bereichen „WE 18“ und „WE 11“ vor. © Gemeinde Rottenbuch/Markus Bader

Die Windkraft-Fläche in Rottenbuch wurde um zwei Drittel verkleinert. Bürgermeister Bader kritisiert das Vorgehen der Naturschutzbehörde scharf.

Rottenbuch – Man kennt es schon von den Köpfinger Wiesen in Peiting: Gemeinde, Gutachter und Fachleute suchen in einem aufwendigen Prozedere nach geeigneten Flächen für die Errichtung von Windkraftanlagen, und dann taucht ein Schreiben der Naturschutzbehörde auf, das alle Pläne zunichtemacht. So zuletzt geschehen auf der ausgewiesenen Fläche „WE 18“ im Grenzgebiet Schönberg/Böbing/Uffing/Bad Bayersoien, die um zwei Drittel verkleinert werden muss, weil der Standort in einem Radius von 1000 Metern um ein Vogelschutzgebiet liegt, einer so genannten Special-Protected Area (SPA).

Eine solche verhinderte auch den Bau von Windkraftanlagen auf den Köpfinger Wiesen in Peiting (wir berichteten). Auf der verbleibenden Fläche könnte man auf Schönberger Flur noch zwei, allerhöchstens drei Windräder bauen. Da es sich um ein schwieriges Gelände handelt, wäre aber mit hohen Kosten für die Zuwegung und Trassenführung zu rechnen. Bedeutet im Klartext: ein solches Vorhaben ist nicht wirtschaftlich.

„Die ganze Sache wird langsam zur Farce“, findet auch Markus Bader, der Bürgermeister der Gemeinde Rottenbuch, in der jüngsten Sitzung des Rottenbucher Gemeinderates klare Worte. „Da zerbrechen sich zahllose Gemeinderäte, Stadträte, Behörden und Grundstückseigentümer den Kopf darüber, wie man die Energiewende vorantreiben kann, erarbeiten Vorranggebiete und prüfen verschiedene Standorte, und dann stellt sich heraus: alles umsonst, denn die vorgesehene Fläche befindet sich in der Nähe eines Vogelschutzgebiets. Für mich ist das ein Armutszeugnis für Deutschland und leider auch den Freistaat Bayern.“

Bader störe dabei gar nicht die Tatsache, dass es solche Schutzgebiete gibt, „Artenschutz ist wichtig“, so Bader. Aber eine entsprechende Prüfung müsse man zu Beginn eines solchen Projekts vornehmen und nicht erst, nachdem bereits verschiedene Überlegungen angestellt und zig Stellungnahmen eingeholt wurden.

Gegen zwei Windräder nichts einzuwenden

Bader bezweifelt auch, dass es für die Ein-Kilometer-Pufferzone um die Schutzgebiete eine wissenschaftliche Grundlage gibt: „Ich lasse mich gern eines Besseren belehren, aber mir wäre keine solche bekannt.“

Für die Gemeinde Rottenbuch ändert sich durch die neue Erkenntnis der Naturschutzbehörde nicht viel, zumal der Bau von Windkraftanlagen bereits zuvor nicht sehr wahrscheinlich war. „Aber ganz allgemein wird man sich da was überlegen müssen“, schließt Bader. Gegen den möglichen Bau von zwei Windrädern in der verbleibenden Zone hatte der Gemeinderat jedoch nichts einzuwenden.