Das Amtsgericht Erding feierte den Wechsel an der Spitze mit Prominenz und Humor. Der ProsecChor umrahmte die Zeremonie musikalisch.
Kein Chefwechsel am Amtsgericht Erding ohne die Erwähnung von Johann Baptist Cantler: Hans-Joachim Heßler erinnerte an den legendären „Schalk in der Richterrobe aus dem 19. Jahrhundert“ mit all seinen vom Volk gefeierten Eigenheiten. Aber langweilig sind auch seine Nachfolger nicht: weder Ingrid Kaps noch Aksel Kramer, der bereits seit August das Haus leitet . Kaps war einen Monat zuvor in den Ruheestand gegangen.
Nun war endlich Zeit für die offizielle Feierstunde. Warum so spät? Vermutlich war es nicht leicht, all die politische Prominenz, die vielen Behördenleiter sowie die Crème de la Crème der Justiz zusammenzubringen, denn alle wollten Danke und Servus sagen.
Neben dem eingangs erwähnten Präsidenten des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs sowie Erdings OB Max Gotz schwärmte auch der Präsident des Landgerichts Landshut, Dominic Mandl, von der Arbeit Kaps‘, die im „wohl am höchsten belasteten Amtsgericht Bayerns“ den Laden stets im Griff gehabt habe. Lobende Worte auch für ihren Nachfolger und dessen bisherige Arbeit als Ausbilder und Chef im Amtsgericht Dachau. Aber die vielen Gäste erfuhren noch einiges mehr: etwa, wofür Kaps und Kramer musikalisch stehen. Sie gründete den „ProsecChor“, der auch gestern die Feierstunde umrahmte. Kramer ist Freund von Guns N’ Roses, Judas Priest und Metallica. Zudem sei Kaps eine Meisterin im Tanzsport, führe den Rotary-Club souverän und habe den Behördenleiter-Stammtisch ins Leben gerufen.
Kramer wiederum schrieb schon Justizhistorie, fertigte die Niederschrift in den NSU-Prozessen an. Modisch führe er eine ganz besondere Duftnote in Erding ein: Halstücher, von denen man noch nicht recht wisse, wie man sie deuten solle, so Heßler. Er vermutet, es handele sich um das gute alte bayerische „Bschoatiacherl“, in dem man Speisen von einem Fest einpackt. Man werde nach dem Büfett wohl Taschenkontrollen durchführen müssen, scherzte er.
Max Gotz hatte nur eines zu bemängeln: „Mir kommt hier ein bisserl zu viel Prosecco vor“, sagte der OB der Bierstadt, um dann aber sowohl die Musik des Chors als auch die Arbeit der Ex-Direktorin und die zwölfjährige Zusammenarbeit zu loben. Mit den Räumen im Stadtwerke-Gebäude habe man der aus allen Nähten platzenden Justiz helfen können. Und er werde gern helfen, dass das Ministerium beim dringend nötigen Ausbau des Amtsgerichts schneller in die Gänge kommt.
Kaps erinnerte sich an ihren Dienstbeginn: „Damals habe ich einen bayerischen Kaiser zitiert, den Franz: ‚Ja, ist denn heut’ scho Weihnachten?‘ Es war für mich zwölf Jahre lang Weihnachten.“ Sie habe die Zeit hier genossen, werde ihr als Rotary-Mitglied erhalten bleiben. „Erding ist eine tolle Stadt. Ich darf das sagen. Ich komme von außen.“ Kramer wollte da nicht widersprechen. Im Gegenteil: Er kehre gern dahin zurück, wo er vor rund 13 Jahren als Richter gewirkt hat. Brav lobte er auch die Mitarbeiter seiner ehemaligen Wirkungsstätte Dachau („Nicht, dass ich dann noch von der Weihnachtsfeier ausgeladen werde“). Wäre noch die Sache mit dem Halstuch: Bschoatiacherl oder modisches Accessoire? „Vielleicht will ich ja nur Knutschflecke verbergen“, meinte er schmunzelnd.