Ingrid Kaps hat über elf Jahre lang das Amtsgericht Erding geleitet. Sie hat in einer Zeit Verantwortung getragen, die von starkem Wachstum geprägt war. Jetzt geht die 66-Jährige in Pension.
Erding – So schnell vergehen elfeinhalb Jahre. Ende 2013 kam Richterin Ingrid Kaps als Direktorin zum Amtsgericht Erding. Am 1. Juli geht die 66-Jährige nun in den Ruhestand, „mit einem lachenden und einem weinenden Auge”, wie sie sagt. In ihrer letzten Arbeitswoche stehen für sie noch Verwaltungsaufgaben und fünf Gerichtsverhandlungen auf dem Programm.
Es sei für sie auch ein Stück weit befreiend, die Verantwortung nicht mehr auf den Schultern zu haben, erzählt die Familienrichterin. „Es gibt Verfahren, die einen sehr berühren. Gerade, wenn es um Kinder und Eltern geht.” Da nehme sie emotionale Belastungen auch mal mit nach Hause.
Über diese Fälle entscheiden in Zukunft andere Richter. 25 gibt es am Amtsgericht Erding, verteilt auf 21,75 Stellen und drei Gebäude. Während Kaps‘ Amtszeit wuchs das Erdinger Gericht nämlich spürbar, bei Amtsantritt waren es noch halb so viele Richter. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von etwa 80 auf heute 115.
2015 zog das Grundbuchamt in eine Außenstelle im neuen Stadtwerke-Gebäude um. Kurz vor der Pandemie bezog das Nachlassgericht ebenfalls neue Räume am Gestütring. Kaps: „Es macht unsere Arbeit nicht leichter, wenn man die Kollegen nicht jeden Tag sieht.” Rund 20 Prozent der Mitarbeiter seien in den Außenstellen im Einsatz.
Große Belastung durch Flughafenfälle
Eine große Belastung ist der Flughafen München, der zwar teilweise auch im Landkreis Freising liegt, zuständig ist allerdings allein das Amtsgericht Erding. Vor allem seit Fluggäste ihre Rechte online über verschiedene Dienstleister per Mausklick einklagen können, schlagen unzählige Verfahren auf. „Gemessen an der Belastung fehlen uns natürlich weitere Richterstellen”, bilanziert Kaps. Doch das sei im ganzen Freistaat so.
„Das Justizministerium und das Oberlandesgericht reagieren, wenn es möglich ist. Wir haben in der Vergangenheit ja auch neue Stellen bekommen.” Schlagartig funktioniere das aber nicht. „Die Richter müssen ja irgendwo herkommen und auch bezahlt werden.”
Tatsächlich könnte bald eine weitere halbe Richterstelle geschaffen werden. Das hat Kaps zusammen mit dem Landesgericht München II ausgerechnet. Doch das passiert nicht einfach so. Ab September wird das Amtsgericht auch zu einem Konzentrationsgericht im Rahmen der Abschiebehaft. Bisher waren alle Gerichte für ihre eigenen Gebiete zuständig. Doch nun sollen die Abschiebefälle auf einige wenige Gerichte verteilt werden, da die Sachverhalte oft komplex sind und besondere Expertise erfordern.
Barriefreier Umbau des Hauses
Die Arbeitsbelastung wird dann wohl weiter steigen. Doch dieser organisatorische Aufwand betrifft Kaps nicht mehr. Damit wird sich ihr Nachfolger befassen müssen. Der steht allerdings noch nicht fest – und wird sein Amt auch wohl erst in ein paar Monaten antreten. Bis dahin übernimmt Richter Markus Nikol die Behördenleitung.
Ebenfalls auf den Nachfolger zukommen könnte ein Umbau im Hauptgebäude. „Es gibt Pläne, das Haus barrierefrei zu gestalten”, erzählt Kaps. Allerdings gibt es noch keinen Zeitplan – offenbar herrscht auch im zuständigen Bauamt Personalnot. Schön fände es Kaps, wenn künftig wieder alle Abteilungen in einem Haus sind. Doch das liegt, wenn überhaupt, weit in der Zukunft.
Bei Kaps überwiegt nun die Vorfreude auf die Pension. Die will sie erst mit einem Ausstand mit ihren Kollegen und dann mit einer Reise nach Hamburg mit einer Freundin feiern. Und danach bleibt ihr mehr Zeit für soziale Projekte. Die Hohenbrunnerin singt im Chor des Amtsgerichts München und kümmert sich zudem um die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Tombola beim Rotary Club Erding. Das will sie auch weiterhin machen. „Ich habe Erding sehr lieb gewonnen in diesen elfeinhalb Jahren”, sagt sie.