Rechenzentrum an der Autobahn

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Projektpartner (v.l.): Adrian Scharl, Karin Wilhelm-Scharl und Georg Scharl, Bürgermeister Heinz Grundner, Dr. Stephan Küßner (Palladio Partners), Eva Lupprian und Marius Mählmann (Hochtief Data Center Partner GmbH) und Klaus Steiner. © Timo Aichele

Hochtief baut mit Partnern ein Rechenzentrum im Dorfener Gewerbegebiet an der A94. Die Anlage soll 2027 laufen, und die Stadt hofft auf Gewerbesteuereinnahmen. Die Zielgruppe des Angebots sind mittelständische Unternehmen und auch die öffentliche Hand.

Dorfen – Schon wer mit dem privaten Smartphone ein Foto macht, nutzt Datenleitungen und Rechenzentren auf der ganzen Welt. Denn in der Regel werden sogar die Familienschnappschüsse in die Cloud hochgeladen. Auch Firmen haben Bedarf an solchen Speicherkapazitäten. Umso besser, wenn das Rechenzentrum in der Nähe liegt und nach europäischen Datenschutzbestimmungen betrieben wird. Eine solche Anlage soll nun in Dorfen entstehen. Das Projekt wurde bei einer Pressekonferenz am Mittwoch im Rathaus vorgestellt.

Das Hightech-Objekt soll auf einem rund 7500 Quadratmeter großen Areal im Gewerbegebiet Dorfen Südwest entstehen. Am Mittwoch waren die Vertragspartner beim Notar, um den Kaufvertrag zu unterzeichnen. Verkäufer ist Grundstücksentwickler Georg Scharl, Käufer die Hochtief PPP Solutions GmbH mit dem Investor Palladio Partners.

„Das ist ein Gewerbeprojekt, dass man sich nicht schöner wünschen kann“, schwärmte Bürgermeister Heinz Grundner in der Pressekonferenz. Denn der Betreiber des Rechenzentrums wird eine im Ort angesiedelte Projektgesellschaft sein, die Yexio Dorfen GmbH, und damit hoffentlich bald auch Gewerbesteuerzahler.

Arbeitsplätze werden zwar nicht geschaffen. Aber dieses Unternehmen sei auch nicht verkehrsintensiv, was ebenfalls wichtig sei, meinte der Bürgermeister. Solche Rechenzentren könnten aber auch Pull-Faktoren auslösen, erläuterte Geschäftsführer Marius Mählmann – und einen Digitalpark mit IT-Firmen drumherum entstehen lassen.

Das Yexio-Rechenzentrum werde Teil eines deutschlandweiten Netzwerks sein und das erste des Unternehmens in Bayern, schilderte Mählmann. Das Grundstück habe man einfach auf ImmoScout entdeckt. Vom ersten Kontakt im Oktober 2024 bis zur geplanten Einreichung des Bauantrags im Juli gehe nun alles sehr schnell. Der Baubeginn soll im Frühjahr 2026 sein, die Fertigstellung ist 2027 geplant. Eine Anlage in Nordrhein-Westfalen sei gerade im Bau, weitere bis nach Norddeutschland in Planung. Durch die Vernetzung der am Ende 15 Zentren werde hohe Datensicherheit erreicht.

Stadtwerke speisen Abwärme in ihr Netz

Der Betrieb sei dann allerdings das Geschäft der Firma Yorizon, die den schlüsselfertigen Bau mit der technischen Infrastruktur anmieten werde. „Für uns ist das ein idealer Standort in einer wirtschaftsstarken Region“, so Mählmann. Als Kunden kämen ebenso mittelständische Unternehmen infrage wie Kliniken oder die öffentliche Hand.

Synergien entstehen mit den Stadtwerken Dorfen als Partner. Denn die vielen Computerchips in dem Gebäude erzeugen viel Wärme. Diese nehmen die Stadtwerke ab und speisen sie in ihr Fernwärmenetz ein. Genaue Daten habe man noch nicht, sagt Stadtwerke-Chef Klaus Steiner. Aber hochgerechnet könnten vielleicht 8000 Megawatt Erdgas im Jahr eingespart werden, was dem Heizbedarf von 400 Einfamilienhäusern entspreche.

In der ersten Ausbaustufe soll ein zwölf Meter hohes Holzgebäude mit den Abmessungen 30 auf 40 Meter entstehen. Die Rechenleistung wird mit zwei Megawatt angegeben, analog zum Strombedarf. Das könne am Standort aber noch verdoppelt werden. „Das Rechenzentrum ist eine Hochsicherheitsimmobilie mit einem hohen Zaun und Videoüberwachung“, beschreibt Mählmann.

Die Größe des Rechenzentrums ist bewusst klein gewählt, auch wegen des Energiehungers der Hochleistungsrechner. Der Datenanschluss ist wiederum gewährleistet. „Da profitieren wir auch von der vorausschauenden Arbeit der Stadtwerke Dorfen“, sagte Mählmann. Man könne Glasfaserkabel entlang der Autobahn nutzen, die noch nicht ausgelastet seien.

Dieser Geschäftsabschluss zeige, dass man als Unternehmer oft einen langen Atem haben müsse, erklärte Scharl. Er habe vor 17 Jahren die Grundstücke in diesem Bereich erworben. „Wir haben fest damit gerechnet, dass die Autobahn kommt“, sagte der Unternehmer. Nun sei mit dieser Fläche westlich des McDonald’s der letzte Teil in dem Gewerbegebiet veräußert.

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