Alexander Lukaschenko entlässt zwei Geistliche nach „intensivierten Kontakten mit dem Vatikan“.
Belarus hat zwei römisch-katholische Priester freigelassen, die wegen Hochverrats angeklagt waren – wenige Wochen nachdem Alexander Lukaschenko einen vatikanischen Vertreter getroffen hatte.
Minsk geht seit den Protesten gegen den Präsidenten im Jahr 2020 hart gegen politische Dissidenten vor, zwang Tausende ins Exil und brachte mehr als 1.200 ins Gefängnis.
Die katholische Geistlichkeit ist besonders ins Visier geraten, da viele Priester die Demonstranten unterstützten und mit dem Nachbarland Polen in Verbindung gebracht werden. Warschaus Verhältnis zu Belarus ist seit langem angespannt, unter anderem wegen Lukaschenkos Unterstützung von Russlands Invasion in der Ukraine.
Hintergründe zu den freigelassenen Priestern
Henrykh Akalatovich, 65 Jahre alt, der erste der Freigelassenen, verbüßte eine elfjährige Haftstrafe, nachdem er der Spionage für Polen und den Vatikan beschuldigt worden war – Anschuldigungen, die der Priester als „Lügen, Drohungen und Erpressung“ bezeichnete.
Unterdessen war Andrzej Yukhnevich zu 13 Jahren Haft verurteilt worden, weil er Minderjährige missbraucht haben soll – Verbrechen, die er bestreitet. Zuvor war er bereits viermal festgenommen worden, unter anderem weil er auf einem Social-Media-Account eine ukrainische Flagge gepostet hatte.
Freilassung als Signal an den Vatikan
Lukaschenko begnadigte das Duo laut Belta, der belarussischen staatlichen Nachrichtenagentur, angesichts „intensivierter Kontakte mit dem Vatikan“. Sie wurden am Donnerstag freigelassen. Im Oktober sandte der Papst Kardinal Claudio Gugerotti nach Belarus, wo dieser den belarussischen Staatschef traf.
Die katholische Kirche in Belarus erklärte, die Freilassung von Pater Akalatovich und Pater Yukhnevich sei nach dem Besuch des Kardinals „ein Zeichen der Barmherzigkeit und des Respekts gegenüber dem Papst“.
Politische Bedeutung der Freilassungen
Kritiker von Lukaschenkos Vorgehen gegen politische Andersdenkende sagen, dass die Freilassung mehrerer Hundert Gefangener aus belarussischen Gefängnissen seit dem vergangenen Jahr vom Wunsch des Präsidenten angetrieben sei, die Beziehungen zu westlichen Regierungen zu verbessern.
2020 verhängte die EU Sanktionen gegen Belarus als Reaktion auf eine manipulierte Wahl, Menschenrechtsverletzungen und Gewalt gegen Demonstrierende. Belarus ist mehrheitlich orthodox, aber Katholiken machen etwa 15 Prozent der Bevölkerung aus.
Im Land ist der Katholizismus weitgehend mit einer pro-polnischen politischen Haltung verbunden. West-Belarus stand zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg unter polnischer Herrschaft und beherbergt bis heute eine bedeutende katholische, polnische Minderheit.
Weitere Verhaftungen und internationale Reaktionen
Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Viasna sitzen in Belarus weiterhin 1.255 politische Gefangene, darunter 29 Priester, hinter Gittern. Im September verhaftete Belarus einen polnischen katholischen Mönch wegen Spionage.
Im laufenden Monat ernannte Donald Trump einen Sondergesandten für das osteuropäische Land und beauftragte ihn mit weiteren Freilassungsverhandlungen.
Wiedereröffnung der Grenzübergänge und aktuelle Lage
Die Freilassung der Priester erfolgt, nachdem Polen in dieser Woche zwei Grenzübergänge zu Belarus wieder geöffnet hat. Einer davon war 2023 geschlossen worden, nachdem Minsk Andrzej Poczobut, einen polnisch-belarussischen Journalisten, zu acht Jahren Haft verurteilt hatte.
Poczobut, der im vergangenen Monat mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis der EU ausgezeichnet wurde, befindet sich weiterhin in Haft. (Dieser Artikel von Sophia Sheera entstand in Kooperation mit telegraph.co.uk)