„Das ist verrückt“: Wie die internationale Presse auf Trumps Ukraine-Plan reagiert
Die USA wollen den Ukraine-Krieg mit einem 28-Punkte-Plan beenden. Die internationale Presse zieht Parallelen zur Geschichte.
Kiew/Moskau – Mit einem Friedensplan in 28 Punkten will die US-Regierung von Präsident Donald Trump den seit dreieinhalb Jahren andauernden Ukraine-Krieg beenden. Der Plan enthält zahlreiche Vorschläge, die für Kiew nur schwer zu akzeptieren sein dürften:
- kein Nato-Beitritt
- ein kleineres Heer
- dauerhafte Gebietsabtretungen
Zwar darf die Ukraine laut Plan der EU beitreten, angesichts der komplizierten Gemengelage dürfte es dazu in absehbarer Zukunft aber ohnehin kaum kommen. Es ist also nur eine rein theoretische Variante. Im Gegenzug werden der Ukraine „zuverlässige Sicherheitsgarantien“ der USA in Aussicht gestellt, wobei völlig offen bleibt, was das in der Praxis bedeuten soll.
„Le Figaro“: Trumps Plan für Ukraine zum Scheitern verurteilt
Der Vorschlag der Trump-Regierung zur Beendigung des Ukraine-Kriegs birgt also enormes Konfliktpotenzial. Das sieht auch die internationale Presse so. Die ersten Reaktionen fallen weitgehend eindeutig aus. So schreibt die französische Zeitung Le Figaro, dass Trumps Plan für die Ukraine zum Scheitern verurteilt sei:
„Man fragt sich, welche seiner Bestimmungen am absurdesten ist: Russland Gebiete zu überlassen, die es nicht erobert hat, die ukrainische Armee um die Hälfte zu verkleinern, auf jegliche militärische Hilfe des Westens, auf Langstreckenwaffen und auf Sicherheitsgarantien durch europäische Truppen zu verzichten?“, so Le Figaro. Und weiter: „Glaubt Trump wirklich, dass der Weg zur ‚Befriedung Europas‘ darin besteht, Kiew der Gnade Wladimir Putins zu überlassen? Jeder dauerhafte Frieden muss gerecht sein.“
„The Times“: US-Plan entspricht der Wunschliste des Kremls
Die Londoner Times spricht in einem Kommentar davon, dass die Folgen für die freie und souveräne Ukraine verheerend sein könnten. Mit dem Plan „würde praktisch die Wunschliste des Kremls verwirklicht werden: Eine entmilitarisierte, isolierte Ukraine, die einer künftigen Übernahme durch Russland schutzlos ausgeliefert wäre.“
Kiew habe solche Bedingungen in der Vergangenheit stets abgelehnt, aber Präsident Selenskyj habe seine Bereitschaft bekräftigt, die Position der Ukraine zu jedem Plan darzulegen. Dabei werde er seine Verbündeten an seiner Seite brauchen. „Europa, das durch den russischen Expansionismus am meisten zu verlieren hat, muss geschlossen gegen jeden Versuch eines Verrats vorgehen. Frieden, ja. Aber nicht zu einem Preis, den (der russische Präsident Wladimir) Putin bestimmt.“
„De Telegraaf“: US-Friedensplan ähnelt einer Kapitulation
Für die niederländische Zeitung De Telegraaf drängt sich die Frage auf, „ob Europa und die Ukraine von den Amerikanern im Stich gelassen“ würden. „Der Friedensplan ähnelt nämlich eher einem Kapitulationsplan.“ Das ganze Vorhaben erinnere stark an das Münchner Abkommen von 1938, als „die Tschechoslowakei Gebiete an Hitler abtreten musste und der britische Premierminister Chamberlain von ‚Frieden für unsere Zeit‘ sprach.“
Der Friedensplan ähnelt nämlich eher einem Kapitulationsplan.
Europa sehe sich mit einer hybriden Kriegsführung konfrontiert, wie die jüngsten Beispiele der Sabotage einer strategisch wichtigen Eisenbahnstrecke in Polen und die dubiosen Aktivitäten des russischen Spionageschiffs Jantar zeigten. „Russland zu belohnen stellt nicht nur ein Risiko für die Ukraine dar, sondern wird auch dazu führen, dass dieser hybride Krieg gegen Europa weiter eskaliert. Aggressoren kommen immer wieder zurück, um sich noch mehr zu holen.“
„Aktualne.cz“: US-Friedensplan ist verrückt
Das tschechische Nachrichtenportal Aktualne.cz spart ebenfalls nicht mit Kritik an Trumps Friedensplan: „Dieser Plan ist verrückt“, heißt es in einem Kommentar. Die einzige Hoffnung für die Ukrainer liege nun paradoxerweise im russischen Präsidenten Wladimir Putin, denn dieser könnte „sein gewohntes Spiel aufziehen, das lautet: Das genügt mir nicht, ich will noch mehr.“
Putins Endziel sei letztlich noch immer die Beherrschung der ganzen Ukraine – sei es direkt oder über eine Art von Marionettenregierung: „In seinen Augen ist ein russisches Imperium ohne die Ukraine kein Imperium.“ (Quellen: Le Figaro, The Times, De Telegraaf, Aktualne.cz) (cs)