Rund 15,2 Prozent aller Kinder in Deutschland unter 18 Jahren leben in Armut. Das zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die Gründe dafür liegen meist bei den Eltern, schließlich haben Kinder kein eigenes Einkommen.
Als armutsgefährdet gilt dabei jeder in einem Haushalt, der von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben muss. Das wird wiederum auf die Haushaltsgröße und Lebenssituation angepasst. Für Alleinerziehende mit einem Kind beginnt Armutsgefährdung deswegen bei weniger als 1795 Euro netto pro Monat, bei einer Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern schon bei weniger als 2900 Euro. Auch die Einkommensschere geht immer weiter auseinander.
Niedriges Bildungsniveau erhöht Armutsgefährdung
Gründe für geringes Einkommen liegen meist bei den Eltern, schließlich haben Kinder kein eigenes. Warum ein Haushalt armutsgefährdet ist, ist dabei keine Überraschung. Kinder von Eltern, die ein niedriges Bildungsniveau, also etwa nur einen Hauptschulabschluss, haben, sind zu 41,8 Prozent von Armut gefährdet. Bei Akademikern sind es nur 7,2 Prozent. Kinder, deren Eltern aus dem Ausland eingewandert sind, liegen bei 31,9 Prozent. Kinder von Alleinerziehenden sind zu 27 Prozent von Armut bedroht.
Doch monetäre Armut bedeutet noch nicht, dass ein Kind auch wirklich große Entbehrungen hat. Deswegen wird auch immer nur von Armutsgefährdung gesprochen. Die Statistiker des Bundesamtes haben deswegen 13 Merkmale abgefragt, die den tatsächlichen Lebensalltag widerspiegeln sollen. Sind mindestens sieben Kriterien aus finanziellen Gründen erfüllt, gelten die Kinder als materiell oder sozial benachteiligt. Die häufigsten Merkmale sind:
1. Sie können unerwartete Ausgaben nicht bezahlen
Streikt die Waschmaschine oder bricht das Bett zusammen, muss schnell Ersatz her. Von Armut bedrohte Haushalte können sich das aber in 32,2 Prozent der Fälle nicht leisten. Sie müssen in diesem Fall entweder auf Ersatz verzichten oder sich das Geld von irgendwo anders her besorgen – zum Beispiel über einen Kredit. Glücklicherweise sinkt die Zahl derer, die dieses Kriterium erfüllen. 2020 betraf es noch 37,7 Prozent.
2. Sie können sich keinen einwöchigen Urlaub leisten
Eine Woche im Jahr einfach mal die Seele baumeln lassen und sei es nur am Nordseestrand oder im Mittelgebirge, ist ein Zeichen von intakten Haushaltsfinanzen. 20,8 Prozent der deutschen Haushalte können sich das nicht jedes Jahr leisten, größere Reisen ins Ausland, am Ende noch auf andere Kontinente, schon gar nicht. Auch dieser Indikator sinkt. 2020 waren es noch 22,4 Prozent.
3. Sie können schäbige Möbel nicht ersetzen
Irgendwann sind die Polster auf dem Sofa durchgesessen, der Holztisch in der Küche von Macken und Splittern übersäht und die Tür vom Kleiderschrank hängt schief. Möbel sind zwar meistens lange haltbar, aber am Ende müssen sie doch einmal ersetzt werden. 15,1 Prozent der deutschen Haushalte geben an, dafür kein Geld zu haben. Das sind deutlich mehr als noch vor fünf Jahren, damals waren es nur 11,4 Prozent.
4. Sie haben kein Geld für regelmäßige Freizeitaktivitäten
Ins Kino gehen? Nicht möglich. Fußball im Verein spielen? Vergiss es. Freibad mit Pommes im Sommer oder Bratwurst und Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt im Winter? Zu teuer. 13,3 Prozent der deutschen Haushalte geben an, dass sie sich keine regelmäßigen Freizeitaktivitäten leisten können. Damit sind zuallererst diejenigen gemeint, die Geld kosten, aber auch kostenlose regelmäßige Aktivitäten fallen durch Stress oft hinten über. Auch hier wird die Lage schlimmer. 2020 waren nur 10,9 Prozent der Haushalte betroffen.
5. Sie haben kein Geld für Fleisch, Fisch oder andere Proteine
Hochwertige Quellen von Protein in unserer Nahrung kosten noch immer mehr Geld als viele andere Lebensmittel. Wer nur günstig satt werden will, ist mit einer Packung Nudeln besser dran als mit Hackfleisch. Entsprechend ändert sich in armutsgefährdeten Haushalten der Speiseplan. Fleisch, Fisch oder äquivalente pflanzliche Proteinquellen können sich 11,2 Prozent der Haushalte seltener als jeden zweiten Tag leisten. Das sind etwas weniger als 2020, damals waren es 12,7 Prozent.
Die restlichen Indikatoren
10,8 Prozent der armutsgefährdeten Personen haben nicht die Möglichkeit, jede Woche zumindest einen kleinen Geldbetrag für sich selbst aufzuwenden. 9,5 Prozent können nicht mindestens einmal im Monat sich mit Freunden oder Familie zum Essen oder für Getränke treffen. Das Äquivalent für Kinder ist hier, dass sie nicht regelmäßig Freunde zu sich nach Hause einladen oder an gemeinsamen Aktivitäten außerhalb teilnehmen können.
7,4 Prozent der Personen haben nicht das Geld, abgetragene Kleidungsstücke durch neuwertige zu ersetzen. 6,4 Prozent können sich kein Auto leisten, 6,3 Prozent nicht einmal die Wohnung ordentlich heizen. 3,9 Prozent geben an, keine zwei Paar Schuhe in gutem Zustand zu besitzen und 2,6 Prozent haben kein Geld für einen Internetzugang.