Am Volkstrauertag erinnerte Bürgermeister Klaus Heilinglechner an die Hakenkreuz-Schmierereien in der Altstadt: „In Wolfratshausen ist kein Platz für Extremismus und Intoleranz.“
Wolfratshausen – Am Volkstrauertag, seit Anfang der 1950er-Jahre stets begangen zwei Sonntage vor dem ersten Advent, gedenken die Deutschen der Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus. Die Feiern an diesem Tag stehen im Zeichen von Versöhnung, Verständigung und Mahnung zum Frieden. Das ist in der Loisachstadt nicht anders. Nach einem Gottesdienst, gefeiert mit dem katholischen Pfarrer Gerhard Beham und der evangelischen Pfarrerin Elke Eilert in der Stadtpfarrkirche St. Andreas, legten Vertreter von Vereinen, Hilfsorganisationen, Parteien und politischen Gruppierungen am Marienplatz Kränze nieder.
„Es ist ein Tag, an dem wir uns bewusst machen, wie zerbrechlich Frieden ist und wie sehr er unseres Einsatzes bedarf“, sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner. „Unsere Welt ist auch 2025 keine friedliche.“ In vielen Regionen herrschen Krieg und Terror, Menschenrechte werden mit Füßen getreten, „wir erleben, wie Demokratie und Freiheit unter Druck geraten“, so der Rathauschef. „Wir spüren, wie wichtig es ist, in unserem eigenen Land und in unserer eigenen Stadt für Respekt, Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis einzustehen.“
Wir dürfen nicht zulassen, dass aus Worten wieder Taten werden, dass Spaltung zur Normalität wird.
Heilinglechner erinnerte an die homophoben Parolen und die Hakenkreuze, die im Februar auf die Fassaden von zwei Geschäften in der Altstadt geschmiert worden waren: „Die Taten waren feige, verletzend und zutiefst verabscheuungswürdig.“ Dabei handelte es sich laut Bürgermeister nicht nur um Straftaten, sondern „um einen Angriff auf das Miteinander, das uns hier in Wolfratshausen auszeichnet“.
Das Geschehen habe ihn sehr bewegt. „Denn solche Symbole stehen für Verachtung, Hass und die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Genau jene Kapitel, an die wir heute erinnern und aus denen wir lernen müssen.“ Hakenkreuze und homophobe Hetze „stehen im krassen Gegensatz zu dem, was wir als Gemeinschaft sind: offen, respektvoll und solidarisch“.
„Demokratische Werte, Freiheit und Respekt fallen nicht vom Himmel“
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Mit Nachdruck konstatierte Heilinglechner: „In Wolfratshausen ist kein Platz für Extremismus, kein Platz für Menschenfeindlichkeit, kein Platz für Intoleranz – in keiner Form!“ Die Vorfälle im Februar hätten gezeigt, dass die Gesellschaft wachsam bleiben müsse: „Demokratische Werte, Freiheit und Respekt fallen nicht vom Himmel, wir müssen sie verteidigen, jeden Tag.“ Die älteren Semester müssten der Jugend ein Vorbild sein: „Im Mut aufzustehen, wenn andere ausgegrenzt werden, und im Mut, für Menschlichkeit und Vielfalt einzutreten.“
„Sommer-Sound“-Chor entschied sich für Lied von Peter Maffay und Michael Patrick Kelly
Wer Angst habe, suche nach einfachen Antworten, sagte der Bürgermeister. „Wer verunsichert ist, hört auf Stimmen, die versprechen, alles ,einfach‘ zu machen.“ Doch „diese Stimmen führen selten in den Frieden – meist führen sie zu neuen Feindbildern“. Heilinglechner: „Wir dürfen nicht zulassen, dass aus Worten wieder Taten werden, dass Spaltung zur Normalität wird.“
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier von der Stadtkapelle und dem „Sommer-Sound“-Chor unter Leitung von Claudia Sommer. Der Damenchor hatte sich für ein Lied aus der Feder von Peter Maffay und Michael Patrick Kelly entschieden: „Hoffnung ist grenzenlos, Hoffnung ist endlos groß.“ (cce)