"Es ist völlig unrealistisch" ein Haus zu kaufen: Bea fährt mit Sohn rund 200 Kilometer in die Kinderkrippe

Beatriz Polo lebt in Valladolid im Nordwesten Spaniens und pendelt jeden Tag mit ihrem kleinen Sohn fast 200 Kilometer nach Madrid. Weil laut dem spanischen Online-Nachrichtenportal "El Español" in ihrer Heimatstadt keine Kita vor 6.30 Uhr öffnet und die Familie keine Alternativen hat, nimmt sie seit einem Jahr ihren einjährigen Sohn Dylan mit in den Hochgeschwindigkeitszug

Mutter pendelt mit einjährigen Sohn jeden Tag 200 Kilometer zur Kita

Seit 18 Jahren arbeitet Beatriz in Madrid, seit 13 Jahren fährt sie täglich hin und zurück. Ihr Mann arbeitet im Schichtdienst in Olmedo und kann morgens nicht helfen. Die Großeltern leben nicht in der Nähe. Dass ihr Arbeitgeber die Kita in Madrid bezuschusst, sei "ein Glücksfall", denn die Gebühren gelten dort als besonders hoch.

Der Zug fährt jeden Morgen um 6.23 Uhr los, die Rückfahrt ist gegen 15.40 Uhr. Dylan kann kostenlos mitfahren, weil Beatriz ein rabattiertes Pendler-Abo nutzt – Teil eines spanischen Förderprogramms, das Berufspendler entlastet. "Wenn der Staat diese Vergünstigungen streicht, wird es für uns sehr eng", warnt sie.

Ein Umzug nach Madrid ist für die Familie finanziell "völlig unrealistisch"

Ein Umzug in die Hauptstadt kommt für die Familie nicht infrage. Immobilien und Mieten in Madrid gehören zu den teuersten in Spanien, selbst im Umland wie Móstoles. "Ein Haus in Madrid zu kaufen ist für uns völlig unrealistisch", sagt Beatriz, die außerdem keinen Führerschein besitzt und noch stärker auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen wäre.

Pendlerverbände fordern deshalb laut "El Español" zusätzliche Unterstützung, etwa eine Kita direkt am Bahnhof von Valladolid. "Viele Eltern sind um sechs Uhr morgens unterwegs und brauchen dringend Betreuung", erklärt Miguel Ángel García, Vorsitzender der regionalen Hochgeschwindigkeits-Pendler. Die Verbände drängen auf eine schnelle Entscheidung des Verkehrsministeriums, damit die Preisnachlässe für Pendler-Abos bestehen bleiben.

Die Zahl der Berufspendler in Spanien steigt seit Jahren deutlich an – aktuelle Daten zeigen, wie stark Arbeitswege, Verkehrsmittelwahl und regionale Mobilität das Leben vieler Beschäftigter prägen.

5 Fakten zur Pendelsituation in Spanien

Die Zahl der Berufspendler in Spanien steigt seit Jahren deutlich an – aktuelle Daten zeigen, wie stark Arbeitswege, Verkehrsmittelwahl und regionale Mobilität das Leben vieler Beschäftigter prägen.

  1. Laut einer spanischen Regierungsbehörde für Energie und nachhaltige Mobilität (IDAE) werden in Spanien täglich über 40 Millionen Arbeitswege zurückgelegt, davon rund 60 Prozent mit dem Auto.
  2. "Michael Page Spanien" berichtet, dass die durchschnittliche Pendelzeit 36 Minuten beträgt– sechs Minuten weniger als im europäischen Durchschnitt.
  3. 21,9 Prozent der Berufstätigen in Spanien benötigen laut dem Ministerio de Transportes über eine Stunde für den Arbeitsweg.
  4. Laut "CarrilBus" nutzen 61,3 Prozent der Pendler das Auto, während nur 12,5 Prozent den öffentlichen Nahverkehr nehmen.
  5. "El País" zufolge sind 2023 rund 230.000 Arbeitnehmer für ihre Arbeit in eine andere Region Spaniens gezogen – ein Anstieg von 53,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.