Fernsehen ist ein gefährliches Medium. Es schaufelt uns nicht nur Information ins Wohnzimmer. Es transportiert Emotion. Und da läuft es diese Woche gar nicht gut für jene Partei, die sich selber gerade als die stärkste im Lande wahrnimmt – auch wenn es der AfD da nicht um Wahlergebnisse geht, sondern um die punktuelle Stimmungslage in Meinungsumfragen.
Die Fernsehwoche beginnt für die AfD mit dem Auftritt des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Markus Frohnmaier im ARD-Talk "Maischberger". Und da sind die Bilder verräterisch.
AfD-Fraktionsvize Frohnmaier hält Putin für keine Gefahr
"Ich finde großartig", sagt Frohnmaier gleich zu Beginn seines Auftritts, "dass heute Abend auch mit der AfD gesprochen wird. Ich will mich an der Stelle auch für die Einladung bedanken." Das ist artig. Dazu klammert sich seine rechte Hand hartnäckig an diesen öffentlich-rechtlichen Fernsehsessel, in den man ihn gesetzt hat. Es wirkt, als wolle Frohnmaier seinen Platz im ARD-Studio nie wieder loslassen.
Inhaltlich schreckt er mit einer einzigen Silbe auf. Gastgeberin Sandra Maischberger will wissen, ob von Putins Russland eine Gefahr für Deutschland ausgehe. Und Frohnmaier antwortet: "Nein!". Dazu klebt die rechte Hand Minute um Minute wie festgetackert am Sesselrand. Inhaltlich lässt sich Frohnmaiers Nein nachvollziehen – zumindest für jeden, der überzeugt ist, dass Wasser nicht nass ist und Schnee nicht kalt.
Frohnmaiers Wirklichkeitsleugnung tut der AfD keinen Gefallen
Dieses Bild bleibt im Kopf haften wie Frohnmaiers Hand am Sesselrand. Da setzt sich ein AfD-Mann, auch noch außenpolitischer Sprecher seiner Partei, ins von seiner Partei so genannte Staatsfernsehen, um den 1,4 Millionen Zuschauern zur späten Stunde Gute-Nacht-Geschichten zu erzählen und Beruhigungspillen der Marke Propaganda zuzustecken.
Wer Wirklichkeiten so konsequent leugnet, tut seiner Partei kaum einen Gefallen. Wer sich so sehr in seine eigene Welt verliert, verspielt auch seine Glaubwürdigkeit gegenüber möglichen Wählern. Wer so agiert, beschädigt sich selbst.
Ein "Nein" gegen die absolute Mehrheit der Wähler
Wir sollten nicht vergessen: Es gibt gute Gründe, warum sich klare Mehrheiten finden für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht – so forderten in einer Civey-Umfrage für FOCUS online vom Oktober 66 Prozent der Befragten, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Nur 26 Prozent waren dagegen.
"Haben Sie Sorge, dass Russland in naher Zukunft Deutschland militärisch angreifen könnte?", wollte im September das Meinungsforschungsinstitut Insa wissen. 51,6 Prozent beantworteten diese Frage mit "ja". Da ist Frohnmaiers "Nein" auch ein Nein gegenüber der absoluten Mehrheit der Wähler.
AfD-Vorsitzende Weidel droht mit Parteiausschluss
Das erklärt möglicherweise ziemlich exakt die Reaktion der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel auf die Russland-Reise-Freundlichkeit innerhalb ihrer Partei. Die geplante Reise von Abgeordneten hat die 46-Jährige öffentlich kritisiert und parteiinterne Konsequenzen angekündigt: "Das wird hochgehen bis zum Parteiausschluss."
"Ich kann nicht verstehen, was man da eigentlich soll", zeigte sich Weidel ziemlich fassungslos und fügte hinzu: "Ich selbst würde dort nicht hinreisen, ich würde es auch niemandem empfehlen, weil ich nicht weiß, was letztendlich das Ergebnis sein soll."
AfD-Vorsitzender Chrupalla kumpelt mit Putin
Weidels Co-Vorsitzender Tino Chrupalla versucht in dieser Woche, wie Frohnmaier die andere Seite zu bedienen. Im Talk bei "Markus Lanz" erklärt er, dass Russland aktuell "keine Gefahr für Deutschland" darstelle. Und er kumpelt sich gleich noch an Wladimir Putin an: "Mir hat Putin nichts getan!"
Warnhinweis: Populismus, der sich vom Volk abwendet, ist kein erfolgversprechendes Geschäftsmodell.