Die AfD ist tief gespalten. Die Co-Parteichefs Tino Chrupalla und Alice Weidel liefern sich einen offenen Machtkampf um den künftigen außenpolitischen Kurs der Partei. Weidel will die Partei strategisch neu ausrichten – weg von Russland, hin zum Westen. Doch Chrupalla hält dagegen.
Der 50-Jährige sorgte zuletzt mit einem Auftritt bei Markus Lanz für Empörung. Dort behauptete er, Russland sei „keine Gefahr für Deutschland“. Selbst Cyberangriffe und Drohungen aus Moskau tat er ab. „Mir hat Putin nichts getan“, sagte er. Für viele in der Partei war das zu viel.
Weidel fordert Konsequenzen
Alice Weidel kritisierte nicht nur Chrupallas Aussagen, sondern auch die geplante Russlandreise mehrerer AfD-Politiker scharf. Laut der „NZZ“ erklärte sie im Bundestag, sie könne „nicht verstehen, was man da eigentlich soll“. Wer trotzdem reise, müsse mit Konsequenzen rechnen – bis hin zum Parteiausschluss.
Geplant war unter anderem ein Treffen mit Dmitri Medwedew, einem engen Vertrauten und Scharfmacher Putins, der immer wieder mit heftigen Drohungen gegen europäische Länder auffällt. Das Treffen mit ihm wurde jedoch abgesagt.
„Wunschdenken“: Kritik aus den eigenen Reihen
Doch auch andere AfD-Politiker gehen auf Distanz zu Chrupalla. Laut der „Bild“ bezeichnete Verteidigungspolitiker Rüdiger Lucassen dessen Aussagen als „abstrus“. Polen als Gefahr darzustellen, sei völlig unhaltbar, so Lucassen. Er warnte, dass solche Äußerungen die Regierungsfähigkeit der Partei gefährden könnten.
Hannes Gnauck, ebenfalls Verteidigungspolitiker, forderte eine realistische Außenpolitik und kritisierte Chrupallas „Wunschdenken“. Die Uneinigkeit über den Russland-Kurs sorgt für Frust in der Bundestagsfraktion.
Ost-West-Spaltung in der Partei
Die Nähe zu Russland hat in der AfD Tradition, vor allem in Ostdeutschland. Viele Wähler dort haben ein positives Bild von Moskau. Doch laut der „NZZ“ wird diese Haltung innerhalb der Partei seit dem Ukraine-Krieg immer problematischer.
Weidel setzt inzwischen auf eine Annäherung an die USA, besonders an Präsident Donald Trump und dessen Republikaner. Diese Neuausrichtung könnte auch strategische Gründe haben: Manche hoffen auf Unterstützung aus den USA, falls ein Verbotsverfahren gegen die AfD droht.