Die Zufriedenheit der Bahnmitarbeitenden mit der Bahn ist auf einem historischen Tiefpunkt. „Warum sollte es ihnen anders gehen als den Fahrgästen?“, könnte man sagen. Tatsächlich hat eine interne Studie der Bahn unter 13.000 Mitarbeitern gezeigt, dass nur noch knapp über 30 Prozent der Mitarbeitenden optimistisch in die Zukunft blicken, was die Bahn angeht.
Vor drei Jahren waren es noch 56 Prozent. Und der sogenannte Eisenbahnerstolz – also der Stolz, für die Bahn zu arbeiten – liegt nur noch bei etwas mehr als der Hälfte, nämlich 57 Prozent.
Kishor Sridhar ist angesehener Berater, Keynote-Speaker und Autor, spezialisiert auf Change Management, Führung und Digitalisierung. Er unterstützt Führungskräfte bei Transformationsprozessen und lehrt an der ISM in München. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Katastrophale Zahlen – aber ein Geschenk für die Chefin
Doch diese katastrophalen Zahlen sind in Wahrheit gute Nachrichten für die neue Bahnchefin Evelyn Palla. Denn in einem Change-Prozess – und die Bahn muss sich radikal verändern – führt Unzufriedenheit immer zunächst zu Widerstand und Reibung. Genau deshalb scheuen viele Führungskräfte Veränderung: „Warum die Mitarbeitenden noch unzufriedener machen, wenn sie ohnehin schon gestresst sind?“
Doch wenn die Mitarbeitenden bereits maximal unzufrieden sind, braucht man keine Angst mehr zu haben, die Stimmung zu verschlechtern. Im Gegenteil: Die Bereitschaft der Belegschaft, wirklich etwas anzupacken und zu verändern, ist dann erfahrungsgemäß am größten. Und genau das belegen auch weitere Zahlen.
Die Krise als Katalysator
70 Prozent der Bahnmitarbeitenden in dieser Studie sagen: Wir müssen radikal etwas verändern, wir brauchen einen Neuanfang. Unter der mittleren Führungsriege sind es 85 Prozent, unter der Top-Führung sogar 90 Prozent.
Diese scheinbar katastrophalen Werte sind also die Grundlage für einen möglichen Wendepunkt. Sie zeigen, dass die Veränderungsbereitschaft da ist – und dass die Belegschaft längst verstanden hat, dass es so nicht weitergehen kann.
Evelyn Pallas Bewährungsprobe
Für die neue Bahnchefin ist das eine Steilvorlage. Jetzt gilt es, diesen Moment zu nutzen, bevor Frustration wieder in Zynismus kippt. Wenn Palla es schafft, diese Unzufriedenheit in Handlungsenergie zu verwandeln, könnte genau hier der Wendepunkt für die Bahn beginnen und zwar bei den einfachen Mitarbeitenden, die wieder stolz sein wollen auf ihre Bahn.
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Bildquelle: Kishor Sridhar
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