Raus an die frische Luft trotz Fieber? Wann es okay ist – und wann nicht

Was ist Fieber genau und ab welcher Temperatur spricht man davon?

Fieber ist keine eigenständige Krankheit, sondern eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers. Es entsteht, wenn Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien in den Körper eindringen. Das Gehirn, genauer gesagt der Hypothalamus, reguliert in solchen Fällen die Körpertemperatur nach oben. Diese Erhöhung schafft ungünstige Bedingungen für die Vermehrung der Erreger und unterstützt gleichzeitig die Immunabwehr. 

Typischerweise geht Fieber mit einem Wechselspiel aus Frösteln zu Beginn und Schwitzen beim Absinken der Temperatur einher. Die normale Körpertemperatur liegt zwischen 36,5 und 37,4 °C. Von einer erhöhten Temperatur spricht man ab 37,5 °C bis 38,0 °C. Fieber beginnt ab einer rektal gemessenen Temperatur von 38,0 °C. Hohes Fieber wird ab 39,1 °C diagnostiziert, während sehr hohes Fieber über 40 °C liegt – hier ist schnelles Handeln erforderlich. 

Die rektale Messung gilt als besonders zuverlässig, da andere Methoden wie Messungen unter dem Arm oder im Ohr bis zu 0,5 °C niedrigere Werte anzeigen können. Besondere Vorsicht ist bei Säuglingen unter drei Monaten geboten: Schon leichtes Fieber sollte hier umgehend ärztlich abgeklärt werden. Auch ältere Menschen und Risikogruppen benötigen erhöhte Aufmerksamkeit, da bei ihnen schon geringfügige Temperaturanstiege ernstzunehmende Hinweise auf eine Erkrankung sein können. 

Fieber beginnt ab 38 °C und ist ein wichtiges Signal des Körpers. Obwohl es oft harmlos ist, sollte es je nach Höhe, Dauer und Begleitsymptomen nicht ignoriert werden.

Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Ist es gefährlich, bei Fieber nach draußen zu gehen, und warum?

Bei Fieber ist Vorsicht geboten, wenn es darum geht, sich im Freien aufzuhalten. Fieber bedeutet, dass der Körper bereits stark beansprucht ist, um eine Infektion zu bekämpfen. Ein Aufenthalt im Freien kann den Kreislauf zusätzlich belasten, insbesondere wenn die Temperaturen extrem sind – sei es durch Hitze oder Kälte. 

Diese Belastung kann dazu führen, dass der Körper schneller erschöpft oder überfordert wird. Ein weiteres Risiko besteht in der Gefahr der Unterkühlung. Durch das Schwitzen bei Fieber verliert der Körper Wärme und Flüssigkeit, was ihn anfälliger für Kälte macht. Besonders bei niedrigen Außentemperaturen kann dies problematisch werden und den Heilungsprozess verzögern. Wenn das Fieber sehr hoch ist oder zusätzliche Symptome wie Schüttelfrost, starker Husten oder allgemeine Schwäche auftreten, sollte man besser im Haus bleiben. 

Der Körper benötigt in solchen Fällen Ruhe und eine stabile Umgebungstemperatur, um sich optimal regenerieren zu können. In diesen Situationen ist es ratsam, auf körperliche Anstrengungen und äußere Reize zu verzichten. Zusammenfassend gilt: Bei leichtem Fieber und stabiler Verfassung kann ein kurzer Aufenthalt an der frischen Luft wohltuend sein. Bei hohen Temperaturen oder zusätzlichen Beschwerden sollte jedoch die Erholung im Haus Priorität haben.

Welche Kriterien sollten erfüllt sein, damit ein kurzer Spaziergang bei Fieber möglich ist?

Ein Spaziergang bei Fieber kann unter bestimmten Bedingungen in Betracht gezogen werden, jedoch sollte dabei stets Vorsicht walten. Zunächst spielt die Höhe des Fiebers eine entscheidende Rolle. Liegt die Körpertemperatur unter 38,5 °C und fühlt sich der Betroffene insgesamt stabil, könnte ein kurzer Aufenthalt im Freien vertretbar sein. Wichtig ist dabei, den allgemeinen Zustand zu bewerten: Bei starker Schlappheit, Schüttelfrost oder anderen belastenden Symptomen sollte auf körperliche Aktivität verzichtet werden. 

Ebenso sind die Witterungsbedingungen von Bedeutung. Kaltes, windiges oder regnerisches Wetter kann den geschwächten Körper zusätzlich belasten und sollte vermieden werden. Ein Spaziergang ist nur dann sinnvoll, wenn das Wetter mild und angenehm ist. Auch die Dauer und Intensität des Aufenthalts im Freien sollten begrenzt sein – wenige Minuten an der frischen Luft können genügen, um einen positiven Effekt zu erzielen, ohne den Körper zu überfordern. 

Die richtige Kleidung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Warme, wettergerechte Kleidung schützt vor Unterkühlung und vermeidet zusätzliche Belastungen für den Organismus. Überanstrengung sollte unbedingt vermieden werden; langsames Gehen in einem entspannten Tempo ist ausreichend. Zusammengefasst: Ein Spaziergang bei Fieber ist nur bei leichtem Fieber, gutem Allgemeinzustand und günstigen äußeren Bedingungen empfehlenswert. Dabei sollten Dauer und Intensität gering gehalten sowie auf angemessene Kleidung geachtet werden.

Welche Risiken bestehen, wenn ich mich bei Fieber körperlich überanstrenge?

Körperliche Überanstrengung bei Fieber kann erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Fieber ist ein Zeichen dafür, dass der Körper gegen eine Infektion kämpft. In dieser Phase benötigt er Ruhe, um die Heilungsprozesse zu unterstützen. Eine Überbelastung kann den Zustand verschlechtern und sogar schwerwiegende Komplikationen hervorrufen. 

Zu den häufigsten Risiken zählen eine Verschlechterung der Infektion oder das Fortschreiten in schwerere Krankheitsstadien. Beispielsweise kann eine Erkältung oder Grippe durch körperliche Anstrengung auf das Herz-Kreislauf-System übergreifen und zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) führen, die lebensbedrohlich sein kann. 

Auch das Immunsystem wird durch Belastung geschwächt, was die Genesung verzögert und das Risiko für Sekundärinfektionen erhöht. Besonders gefährdet sind Kleinkinder mit hohem Fieber sowie Personen mit chronischen Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Diabetes oder Lungenerkrankungen. In diesen Fällen sollte körperliche Aktivität strikt vermieden werden, und es ist ratsam, ärztlichen Rat einzuholen. 

Ein leichter Aufenthalt im Freien – beispielsweise ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft – kann unter Umständen unbedenklich sein, sofern keine starke körperliche Anstrengung erfolgt und die Temperaturen angenehm sind. Sportliche Aktivitäten hingegen sollten bei Fieber unbedingt unterlassen werden, da sie den Kreislauf stark belasten und die Körpertemperatur weiter erhöhen können. 

Eine ärztliche Abklärung ist erforderlich, wenn das Fieber länger als drei Tage anhält, sehr hoch ist (über 39 °C), von weiteren Symptomen wie Atemnot, starken Schmerzen oder Verwirrtheit begleitet wird oder bei Risikogruppen wie Kleinkindern und chronisch Kranken auftritt.

Was sind die wichtigsten Do’s & Don’ts beim Umgang mit Fieber im Alltag?

Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers auf Infektionen und erfordert einen achtsamen Umgang, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Dabei gibt es einige grundlegende Verhaltensregeln, die beachtet werden sollten. 

  • Do’s: Es kann wohltuend sein, bei stabilem Kreislauf kurz an die frische Luft zu gehen. Frische Luft fördert das Wohlbefinden und kann helfen, den Kopf freizubekommen. Wichtig ist jedoch, auf die eigene Belastbarkeit zu achten und nur so lange draußen zu bleiben, wie es angenehm ist. Der Körper signalisiert in der Regel deutlich, was ihm guttut – sei es Ruhe oder moderate Bewegung.
  • Don’ts:Bei Wind und Kälte ist Vorsicht geboten. Der durch Fieber geschwächte Körper sollte nicht zusätzlich durch Auskühlung oder Zugluft belastet werden. Insbesondere bei Symptomen wie Schüttelfrost oder Kreislaufbeschwerden ist es ratsam, drinnen zu bleiben und dem Körper ausreichend Ruhe zu gönnen. Diese Anzeichen deuten darauf hin, dass der Organismus stark beansprucht ist und keine weiteren Stressfaktoren verträgt. 

Die wichtigste Regel bleibt: Hören Sie auf Ihren Körper. Er zeigt am besten, ob Wärme, Ruhe oder frische Luft gerade das Richtige sind. Achtsamkeit gegenüber den eigenen Bedürfnissen ist der Schlüssel zu einer schnellen Genesung.