Ein Preissprung beim Glühwein sorgt für hitzige Diskussionen: Viele Leser nehmen die Preisgestaltung zum Anlass, Grundsatzfragen über Lebenshaltungskosten und die Entwicklung öffentlicher Feste zu stellen.
Der vollständige Artikel, auf den sich die folgende Kommentar-Analyse bezieht, ist hier verfügbar: Glühwein-Preis durchbricht Schallmauer: „Die Stimmung kippt immer mehr“
Besonders stark vertreten sind einerseits deutliche Kritik an Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis sowie Vorwürfe politischer Fehlentscheidungen, andererseits Empfehlungen zu Boykott oder individuellem Verzicht. Dazu kommen Stimmen, die auf hohe Standgebühren und Betriebskosten verweisen, aber auch Hinweise auf Mindestlohnerhöhungen und Konsumgewohnheiten. Insgesamt spiegelt die Leserdebatte eine wachsende Unzufriedenheit mit der Preisentwicklung und Unsicherheit über die gesellschaftliche Zukunft von Weihnachtsmärkten wider.
Kritik an Qualität und Preis
Den größten Anteil nehmen mit 17 Prozent die Leser ein, die die schlechte Qualität des Glühweins scharf kritisieren und den Preis als unangemessen empfinden. Viele fordern, lieber auf günstigere Alternativen zu Hause auszuweichen und sprechen von einer Entkopplung von Wert und Preis auf den Märkten.
"Meist bekommt man nur billigen Fusel aus dem Rewe und nicht vom Winzer. So etwas kauft man auch nicht." Zum Originalkommentar
"Ich könnte das noch verstehen, wenn die Qualität des Glühweins stimmt und zu dem Preis passt. Leider ist das überhaupt nicht der Fall! Meistens wird billige Massenware angeboten. Stark gezuckert, mit billigstem Wein, den man sonst nicht trinken würde." Zum Originalkommentar
"Bei Aldi kostet der Liter € 1,29. Und der ist 1000 mal besser als die gepanschte Kanisterplörre von den Weihnachtsmärkten." Zum Originalkommentar
"Vor allem beschleicht einen dabei immer das Gefühl, das könnte in Wirklichkeit Tetrapack-Billigglühwein aus dem Discounter sein, den die da zu Monaco-Preisen verkaufen." Zum Originalkommentar
"Warenwert für 0,2 Ltr. Glühwein 45 ct. Fairer Preis max. 3,00 Euro. Einfach mal ausfallen lassen. Jeder erhöht die Preise, wie es ihm beliebt. Verzicht ist Trumpf. Glühwein ist sowieso sehr minderwertige Qualität." Zum Originalkommentar
Vorwürfe an Politik
Mit einem Anteil von 15 Prozent machen viele Leser politische Entscheidungen für die hohen Glühweinpreise und die allgemeine Teuerung verantwortlich. Die Debatte wird als Spiegelbild für Unzufriedenheit mit der aktuellen Wirtschafts- und Sozialpolitik verstanden.
"Natürlich ist dieser Preis eine Zumutung, aber es sind nicht die Händler, die diesen Preis zu verantworten haben, sondern es fängt ganz oben an, mit einer komplett verfehlten Politik. Es betrifft ja nicht nur den Glühwein, es betrifft das ganze Leben." Zum Originalkommentar
"Dank unserer weitblickenden, sich in Brüssel anbiedernden Politiker (auch die Vorgänger), wird es so weitergehen. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Warum? Weil es sich der deutsche Bürger gefallen lässt. Noch!" Zum Originalkommentar
"Wer hat denn dieses Land so teuer gemacht? Die Politik und die Gewerkschaften!" Zum Originalkommentar
"Wenn die Stand-Inhaber so viel für Sicherheit ausgeben müssen und dann noch für Mindestlohn, Energie, etc., dann braucht man sich nicht wundern. Alles politisch verursacht." Zum Originalkommentar
"Das wurde auch im Prinzip so jahrelang gewählt, Schuldenpolitik, die Stadt muss in Unterkünfte, Bürgergeld und Sicherheitspoller investieren, teure Verkehrswende etc. Das steckt alles auch im Glühwein bzw. der Standmiete drin. Aber es gibt eine Lösung: nichts mehr kaufen und dann gibt es im nächsten Jahr keinen Weihnachtsmarkt und kein Sicherheitskonzept mehr" Zum Originalkommentar
Verzicht als Antwort auf hohe Preise
Rund 18 Prozent der Kommentierenden raten zu bewusstem Verzicht auf Weihnachtsmärkte oder fordern Boykott als Konsequenz auf die Preispolitik. Sie sehen Alternativen wie den Genuss zu Hause und betonen die Entscheidungskraft des Einzelnen angesichts steigender Preise.
"Es wird gekauft. Also ist der Preis doch ok. Wer sich das nicht leisten kann, muss seinen Glühwein zu Hause trinken. Man protestiert nicht gegen diese Politik. Dann ist man doch einverstanden damit. Warum also die Aufregung? Es wird noch schlimmer werden. Deutschland braucht sein Geld für Waffen. Was spielt da der Glühwein für 5 Euro für eine Rolle?" Zum Originalkommentar
"Einfach nicht hingehen! Einfach nichts kaufen! Boykott ist die einzige vernünftige Alternative, um diesem Wucher beizukommen." Zum Originalkommentar
"Bei mir kippt nichts. Was mir zu teuer und ohne Alternative ist, ich aber nicht zum Überleben brauche, kaufe ich nicht." Zum Originalkommentar
"Das Leben als unfreiwillig alleinstehender Mann hat manchmal auch seine Vorteile. Man kann sich diesen sozialen Happenings mit Leichtigkeit entziehen und muss da nicht zu jedem Preis teilnehmen. Egal, ob der Preis für das Lammfilet, den Glühwein oder die Mass am Oktoberfest explodiert, ich kann das aushalten, ich muss da nicht hin, ich muss das nicht trinken oder essen, ich unterstütze diese Preismodelle nicht. Schlimm, wer so sehr mit der Herde mitgehen muss, dass er sich dem nicht entziehen kann." Zum Originalkommentar
"Da regt man sich über Glühweinpreise auf? Wahrscheinlich hat man seinen Dispo bereits auf dem Oktoberfest für die passende Verkleidung und für Bier und Essen ausgereizt, dann sind 2 Monate später 5€ für die Glühplörre auf jeden Fall zu viel. Allerdings wird niemand gezwungen, dorthin zu gehen" Zum Originalkommentar
Steigende Kosten durch Standgebühren und Sicherheit
Mit 13 Prozent vertreten viele Leser die Ansicht, dass hohe Standgebühren, Sicherheitsvorkehrungen und zusätzliche Betriebskosten die Preise treiben. Dabei werfen einige auch Fragen zur Transparenz und Angemessenheit dieser Kosten auf.
"Der Inhalt einer Glühweintasse variiert je nach Größe der Tasse und dem Ausschank, liegt aber in der Regel bei gewerblichem Ausschank bei 0,2 Litern. Bei einem (hoch angesetzten) Großhandelspreis von ca. € 100 für einen 20-Liter-Behälter Glühwein ergibt sich bei 100 Tassen ein Verkaufspreis von € 500. Vom „erwirtschafteten Gewinn“ müssen von den Gewerbetreibenden allerdings exorbitante Standmieten, Anschaffungs- / Mietkosten für den Verkaufsstand, Energiekosten, div. Versicherungen, Lohnkosten, Steuern und sonstige Abgaben getragen werden. Unter Berücksichtigung dieser Abzüge, gewerblichen Auflagen, Wetterrisiko und Arbeitszeiten erscheinen die € 5,00 u.U. sogar gerechtfertigt - leider!" Zum Originalkommentar
"Standgebühren seitens der Städte zu hoch! Sicherheitsmaßnahmen (Betonpöller/Gitter/etc.) werden einmalig angeschafft und jede Veranstaltung als NEU vermietet. Solche Preise führen dazu, dass kulturelle Darbietungen immer mehr verschwinden. Demnächst ist alles nur noch digital über einem Bildschirm zu sehen und selbst das muss mit Sicherheitsgebühren bezahlt werden…weiter so!" Zum Originalkommentar
"Kommt zur Standgebühr die Betonpoller-Umlage + Sicherheitspersonal dazu? Die Kommunen langen auch gerne hin. Und natürlich ist die "schlechte Weinernte" ein regelmäßiger Grund für Preiserhöhungen." Zum Originalkommentar
"Sicherheitskonzepte und Absperrungen sind teuer. So ist das seit 10 Jahren." Zum Originalkommentar
Arbeitskosten als Preistreiber
Zehn Prozent der Leser sehen insbesondere die Steigerungen beim Mindestlohn und die daraus resultierenden Nebenkosten als entscheidende Ursache für die Preisentwicklung. Diese Debatte wird oft mit grundsätzlichen Überlegungen zum Wohlstand in Deutschland verknüpft.
"Was genau meint ihr, was passiert, wenn der Mindestlohn immer weiter steigt!?" Zum Originalkommentar
"Jede Preiserhöhung tut weh. Man sollte dabei aber den Blick auf das eigene Gehalt nicht verlieren. In wenigen Jahren galoppierte der Mindestlohn seit 2015 von zunächst 8,50€ auf aktuelle 12€! In den nächsten zwei Jahren wird er gar über 14€ springen!!! Das bedeutet, für viele Niedriglohnempfänger hat sich der Lohn innerhalb von 10 Jahren annähernd verdoppelt!!! Die Gehälter in anderen Branchen wurden entsprechend angepasst!! Hinzu kommen die Nebenkosten!!! Es sollte also nicht verwundern, wenn Weihnachten 2025 der Glühwein 5€ kostet, während dieser vor 10 Jahren noch für 2,50 erhältlich war." Zum Originalkommentar
"Tja, und nächstes Jahr steigt der Mindestlohn erneut kräftig, da wird der Becher Glühwein dann 6 Euro oder mehr kosten. Danke an die SPD." Zum Originalkommentar
"Hallo? Betriebswirtschaftliches Rechnen? Wer den Mindestlohn erhöht, muss eben auch 5 Euro für den Glühwein zahlen!" Zum Originalkommentar
Kritik am Konsumverhalten und soziale Effekte
Neun Prozent der Kommentare drehen sich um eine kritische Reflexion der Konsumentenmentalität: Gefordert wird zwar Billiges, doch es wird zugleich über Preise geklagt. Vereinzelt werden auch soziale Abgrenzung und die Exklusivität öffentlicher Feste thematisiert.
"Geiz ist geil - die deutsche Mentalität. Saturns Slogan hat die Gesellschaft stärker beeinflusst, als die Marketingprofis es sich erträumen lassen hätten. Man sieht's ja an all den Discountern mit ihrem Billigschrott und qualitativ minderwertigen Produkten, wie Aldi, Lidl, usw. Alles haben, aber nix bezahlen wollen und wenn's dann mal 50 Cent mehr sind, gleich jammern. Selber mehr Gehalt verlangen, aber für nix mehr bezahlen. Die Kassiererin an der Kasse will auch mal mehr Lohn, dann werden die Produkte halt teurer." Zum Originalkommentar
"Von mir aus kann der Preis noch höher sein. Dann ist man endlich wieder unter sich. Wer möchte schon seinen Hausmeister am Nachbartisch stehen sehen." Zum Originalkommentar
"So lange es Leute gibt, die auf solche Massenveranstaltungen gehen, muss man sich nicht wundern." Zum Originalkommentar
"Wer für fünf Euro Glühwein auf einem Weihnachtsmarkt trinkt, der hat eindeutig die Kontrolle über sein Leben verloren!" Zum Originalkommentar
Ironie und Spott über Preisdebatte
Mit einem Anteil von 18 Prozent (Rest) bringen die restlichen Kommentare – ironisch und sarkastisch – Leichtigkeit in die Debatte. Sie stellen den Glühweinpreis als vermeintliches Luxusproblem dar, machen sich über mögliche Zwangsabgaben lustig oder nehmen gesellschaftliche Effekte humorvoll aufs Korn.
"Was hat Deutschland doch für schwerwiegende Probleme. 1.) Der Preis des Oktoberfestbier 2.) Der Preis des Glühwein auf den Weihnachtsmärkten. 3.) Der Preis für Currywurst mit Pommes." Zum Originalkommentar
"Wenn aufgrund der Preise der Absatz zurückgeht, könnte ein bundesweiter Glühwein-Zwangsbeitrag helfen." Zum Originalkommentar
""Das sorgt bei vielen für mächtig Ärger" Nein, das sorgt für weniger Gedränge an der Getränkeausgabe" Zum Originalkommentar
"Wer für die gezuckerte Plörre so viel zahlen will, soll es tun. Süßer die Kassen nie klingeln ..." Zum Originalkommentar