„Dänemark ist kein Maßstab für Deutschland“: Leser bewerten E-Auto-Vergleich

Ein Boom mit Signalwirkung sorgt für lebhafte Auseinandersetzungen: Der Artikel über Dänemarks E-Auto-Erfolg hat die Community gespalten. Besonders hitzig wird diskutiert, ob Vergleiche zwischen Deutschland und den skandinavischen Ländern überhaupt zulässig oder sinnvoll sind – viele Leser lehnen das kategorisch ab. 

Der vollständige Artikel von Frank Gerstenberg, auf den sich die folgende Kommentar-Analyse bezieht, ist hier verfügbar: Dänemarks verblüffender E-Auto-Boom - und was Deutschland davon lernen kann

Ebenso dominant ist die Analyse von Energiepreisen, Infrastruktur und politischen Rahmenbedingungen, die als Kernprobleme für Deutschlands Rückstand gesehen werden. Dazwischen stehen Stimmen, die Finanzierungsmodelle, Subventionen und Herstellerwettbewerb beleuchten. In den Kommentaren treffen so Skepsis an politischen Vorgaben, reale Alltagsprobleme und die Hoffnung auf technologische Aufholjagd aufeinander. 

Verteilung der Meinung zu "Leser debattieren: Vorbild Dänemark – oder doch bessere Lösungen für E-Mobilität in Deutschland?"
Verteilung der Meinung zu "Leser debattieren: Vorbild Dänemark – oder doch bessere Lösungen für E-Mobilität in Deutschland?" FOCUS Online

Kritik an Dänemark-Deutschland-Vergleichen

Den größten Anteil, mit 24 Prozent, stellen Leserinnen und Leser, die Vergleiche zwischen Deutschland und skandinavischen Ländern wie Dänemark oder Norwegen für wenig aussagekräftig halten. Sie argumentieren, dass verschiedene Bevölkerungsgrößen, geografische Bedingungen und Marktstrukturen direkte Übertragungen verhindern und fordern stattdessen Vergleiche mit ähnlich großen Ländern.

"Warum man die E-Auto-Absatzzahlen immer wieder mit Ländern wie Dänemark vergleicht, das erschließt sich nicht wirklich. Die Bedingungen sind vollkommen unterschiedlich. Wenn man viel weniger Bevölkerung hat, kann man zudem schneller hohe Anteile von E-Autos an den Gesamtzulassungen erreichen. Zumal wenn die Bedingungen besser sind. In Deutschland wurden in 2024 mit 2.817.331 Einheiten gut 16x so viele Fahrzeuge zugelassen gegenüber Dänemark mit 173.000. Der Anteil der E-Autos in Deutschland lag dabei bei 13,5%, in Dänemark bei gut 51%. Anderes Beispiel. Was erreicht man schneller: 51% aus 1 Liter zu trinken oder 13,5% aus 16 Litern Bier? Eben. Dazu kommt, dass die 13,5% aus 16 Litern Bier in der absoluten Menge deutlich mehr ist als 51% aus einem Liter Bier."  Zum Originalkommentar

"Das ist, als ob man Äpfel mit Birnen vergleichen würde! Ein Land mit 85 Millionen Menschen und ein Land mit 6 Mio. Menschen. Das ist das Gleiche bei der Wärmepumpe! Der Vergleich geht nicht!"  Zum Originalkommentar

"Was soll dieser alberne Vergleich? Dänemark hat knapp 6 Mio. Einwohner, Norwegen knapp 5,6 Mio. Die Vergleiche mit Deutschland sagen nichts aus, was die E-Auto-Neuzulassungen betreffen."  Zum Originalkommentar

Unterschiedliche Markt- und Infrastrukturbedingungen

Rund 15 Prozent der Stimmen sehen die Unterschiede bei Energiequellen, Strompreisen und Ladeinfrastruktur als wichtigste Erklärung für den E-Auto-Boom in Skandinavien. Diese Leser heben hervor, dass günstigere Strompreise, ein hoher Anteil erneuerbarer Energien und eine dichte Ladeinfrastruktur entscheidende Vorteile in Dänemark und Norwegen sind, die den deutschen Markt benachteiligen.

"Dänemark: "der Anteil erneuerbarer Energien insgesamt (inkl. Biomasse) liegt bei über 80 %." In Deutschland hingegen müssen Kohlekraftwerke, befeuert mit Kohle aus Australien, für den Strom sorgen. Oder französische Atomkraftwerke. Was die Umweltbilanz gewaltig nach unten zieht. Außerdem findet der dänische Autoverkehr auf den Inseln und der etwas größeren Halbinsel statt. In den Entfernungen nicht zu vergleichen mit Deutschland. Die Europastraße E45 verläuft von Nord nach Süd durch Jütland und ist weitgehend als Autobahn ausgebaut. Tempolimit 130, oft 110 km/h."  Zum Originalkommentar

"Norwegen ist für einen Vergleich nicht geeignet. In Norwegen werden 95% des Stroms mit Wasserkraft erzeugt. D.h. regenerativer Strom ist dort rund um die Uhr verfügbar. Deswegen heizen auch viele Norweger mit einfachen Strom-Direktheizungen."  Zum Originalkommentar

"Das wundert mich nicht, denn Norwegen produziert 90% seines Stromes aus Wasserkraft und 8,5% sind Windkraft. Dazu von Vorteil ist gegenüber Deutschland der Strompreis von 15-19 Cent und eine weitestgehende Versorgungssicherheit."  Zum Originalkommentar

"Kannst du nicht mit Deutschland vergleichen, nur plattes Land. Windstrom ohne Ende. Vor allem viel kleiner, da macht das viel mehr Sinn."  Zum Originalkommentar

"Viele schauen wohl auch auf die Stromkosten und die sind in Deutschland einfach zu hoch. An öffentlichen Säulen sind die Preise unverschämt und zu Hause gerade erträglich. Wenn man mit Diesel oder Benzin billiger fährt als mit Strom, wechselt man nicht auf Strom."  Zum Originalkommentar

Hintergründe der skandinavischen Subventionen

Einige Leser (14 Prozent) argumentieren, dass der Erfolg skandinavischer Länder bei E-Autos vor allem auf starken Subventionen und den Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen basiert. Für Deutschland, so die Kommentare, sind solche wirtschaftlichen Mechanismen weder möglich noch wünschenswert.

"Norwegen exportiert Gas und Öl und kann daher die E-Mobilität besser finanzieren."  Zum Originalkommentar

"Norwegen finanziert sich in der Hauptsache durch den Verkauf von Öl und Gas. Dann ist es einfach, überall Ladesäulen aufzustellen. Nur mal so als Tipp an den Besserwisser Hackenschorsch."  Zum Originalkommentar

"Es ist ein "Erfolg", weil die E-Autos subventioniert werden. Wäre das nicht der Fall, wäre die Situation wie in Deutschland. Hohe Strompreise sind auch dort ein Problem. Nur dass die Dänen keine nennenswerte Autoindustrie haben, die mit Subventionen in Schieflage gebracht werden können... Und was für Autos werden gekauft? Porsche, Mercedes, Audis oder VWs? Nein, Chinaautos werden gekauft. Und das soll ein Vorbild für Deutschland sein? Echt?"  Zum Originalkommentar

""Subventionsnebel" wohin man schaut. Mal direkt, mal indirekt."  Zum Originalkommentar

"Die Erleichterung bei der Zulassungssteuer für E-Autos entfällt in Dänemark ja in 2 Monaten und danach muss man halt schauen, wie sich der Markt entwickelt."  Zum Originalkommentar

Kritik an deutscher Politik: Von Überregulierung und fehlender Lernbereitschaft

Mit elf Prozent stellen Leserinnen und Leser mangelnde Reformbereitschaft, Überregulierung und fehlende Entscheidungsfreiheit in der deutschen Politik heraus. Deutschland schreibe entweder zu viele Regeln vor, lerne nicht von anderen Ländern oder lasse Innovationen versanden – anders als die nordischen Nachbarn.

"Deutschland tut nicht zu wenig, es macht zu viel. Zu viel Steuern, zu viele Regelungen, zu viel Einwanderung, zu viel Soziales, zu viele Abgeordnete, zu viele Beauftragte, die gefragt werden müssen, zu viele "wir wissen es"-Politiker und aus deren Sicht zu viel unwissendes Volk. Lass uns doch einfach weniger von allem und dafür mehr Entscheidungsfreiheit des Einzelnen machen."  Zum Originalkommentar

"Deutschland kann sehr viel von anderen Ländern lernen, und das in sehr vielen Bereichen. Nur ist der Möchtegern-Musterknabe, der immer als Vorbild gelten möchte, nicht gewillt. Die Welt soll doch von uns lernen und nicht umgekehrt."  Zum Originalkommentar

"Deutschland kann von anderen Ländern lernen? Wann ist das jemals passiert? Unsere von sich selbst so überzeugten Anführer lassen erst mal jahrelang prüfen, um dann die Dinge im Sand verlaufen zu lassen."  Zum Originalkommentar

"Das ist das grundsätzliche Problem der Konservativen, dass sie Neuem gegenüber skeptisch sind und sich ängstlich an Altgewohntes klammern."  Zum Originalkommentar

Nutzererfahrungen und Wirtschaftlichkeit von E-Autos

Neun Prozent der Kommentare betonen vor allem die wirtschaftlichen Fragen und Alltagstauglichkeit von E-Autos in Deutschland. Sie führen hohe Schnellladekosten, geringe Rentabilität für Wenigfahrer und praktischen Mehraufwand als Hauptgründe an, warum sich viele nach wie vor gegen einen Wechsel zum E-Auto entscheiden.

"Wir haben als Zweitwagen ein E-Auto, weil wir eh ein Auto gebraucht haben und eine PV mit eigener Wallbox besitzen. Deshalb dürfte es sich rechnen. Wenn wir auf Schnellladesäulen angewiesen wären, ist es viel zu teuer, weil man den Preisunterschied zum Benziner nicht einfahren kann."  Zum Originalkommentar

"Für einen Rentner, der das Auto nur zum Einkaufen und für Arztbesuche ca. 250 km im Monat = 3000 km im Jahr nutzt, wird sich ein Stromer nie rechnen. Da ist es auch egal, was das Benzin kostet. Ein alter Verbrenner und gut ist's in solchen Fällen."  Zum Originalkommentar

"So ein E-Auto wäre mir viel zu stressig. Das Teil muss immer konstant geladen sein. Du kannst so einen Wagen auch nicht einfach mal im Winter mehrere Wochen stehen lassen. Dann die ständigen Ladezyklen, die enorm viel Zeit kosten. Die Hektik im Wagen und der stetige Blick auf die Ladeanzeige. Wo finde ich den nächsten Ladepunkt? Das Leben ist zu kurz dafür!"  Zum Originalkommentar

"Die Masse der Deutschen hat eben kein Interesse daran, 30 Minuten früher morgens aufzustehen, um das E-Auto von der Ladesäule in Hunderten Metern Entfernung abzuholen."  Zum Originalkommentar

"Ich habe es, glaube ich, schon oft geschrieben. Wenn E-Autos zu echten Alternativen zu Verbrennern werden, auch für Normalverdiener mit einer Mietwohnung im 3. Stock und Laternenparkplatz, sowohl preislich als auch von der Ladeinfrastruktur her, kommt das von ganz allein, da muss nichts verboten, bestraft oder gefördert werden. Wenn ich ein E-Auto fände, das das Gleiche kann, was mein aktuelles Auto kann und nicht teurer ist, käme es beim nächsten Autokauf bestimmt in die engere Wahl."  Zum Originalkommentar

Wettbewerb, Modelle, China-Debatte

Einige Leser (acht Prozent) lenken den Fokus auf die Wettbewerbssituation: Sie loben zwar die Präsenz deutscher Hersteller in Dänemark, sehen aber in günstigen chinesischen Modellen und mangelnder Nachfrage im Heimatmarkt erhebliche Herausforderungen für deutsche Autobauer.

"Nun ja, schaut man auf die Verkaufsstatistiken der dänischen E-Autos im ersten Halbjahr, kommen 4 der Top 5 Modelle aus dem VW-Konzern (Elroq, ID.4, Tesla Model Y, ID.3, Enyaq). Das ist doch schon mal was, wenigstens hält man dort die chinesische Konkurrenz noch gut in Schach."  Zum Originalkommentar

"Warum geht es unseren Autoherstellern an den Kragen, eigentlich müsste das E-Auto-Geschäft doch boomen, wenn Dänemark unsere Elektroautos kauft. Leider ist das nicht der Fall, weil die Chinesen billiger produzieren. Die Umstellung auf E-Autos schadet massiv unseren Autobauern. Wer will sich die teuren Autos denn kaufen?"  Zum Originalkommentar

"Das meistverkaufte Auto in Dänemark ist das Tesla Model Y, wie auch in den anderen europäischen Ländern außer Deutschland, von denen vermiesen ihre Medien den Kauf Teslas."  Zum Originalkommentar

Von China-Abhängigkeit bis Medienkritik

Die restlichen 19 Prozent vereinen zahlreiche Stimmen: Sie reichen von Warnungen vor einer Abhängigkeit von China durch E-Autos über deutliche Forderungen nach dem Erhalt des Verbrennungsmotors bis zu Medien- und Meinungsjournalismus-Kritik – oft mit ironischem, sarkastischem Ton.

"Wenn man will, dass wir uns einer chinesischen Diktatur ausliefern, dann kauft E-Mobile! Denn sie haben die Hand auf alle Vorprodukte, auf alle Rohstoffe. Anstatt dass wir die Verbrenner weiterbauen, was uns Wohlstand bringt. Denn die halbe Welt wird weiter Verbrenner auf Jahrzehnte fahren! Aber die Chinesen sind klug und bauen jetzt sogar auch noch die Verbrenner-Motoren. Nur wir steigen aus. Alles wird zukünftig in den Händen der Chinesen sein."  Zum Originalkommentar

"Das Thema ist ermüdend! Jeder soll sich ein iPhone mit Batterie-Antrieb kaufen, wenn er das möchte. Aber zwingt mich nicht dazu! Die Chinesen lachen sich gerade eins Fäustchen, denn alle seltenen Erden, ja 90 Prozent aller wichtigen Metalle gehören denen. Wir sind also abhängig. Wir laufen gerade ins offene Messer einer Diktatur und vernichten unsere erfolgreichste Wirtschaftsgrundlage, das Verbrenner-Auto, ganz freiwillig? Mehr als die halbe Welt wird diese Autos weiterfahren!"  Zum Originalkommentar

"Irgendwie lustig die Kommentare hier unter dem Artikel. Plötzlich kann man Deutschland nicht mit Dänemark und Co vergleichen. Sonst nimmt man Dänemark immer gerne zum Vergleich bei Migration etc."  Zum Originalkommentar

Wie sehen Sie das: Ist Dänemarks E-Auto-Modell ein realistisches Vorbild für Deutschland oder sind die Eigenheiten des deutschen Marktes zu dominant? Welche politischen oder wirtschaftlichen Stellschrauben halten Sie für entscheidend, damit die Elektromobilität auch hier Fahrt aufnimmt? Diskutieren Sie mit – Ihre Einschätzungen und Erfahrungen sind gefragt!

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.