Archäologen des Szent-István-Király-Museums haben in Ungarn das Grab eines hochrangigen Awaren-Kriegers aus dem 7. Jahrhundert entdeckt. Die Fundstelle liegt nahe der Grenze zwischen Aba und Székesfehérvár, und die Bestattung wird auf die Zeit zwischen 670 und 690 n. Chr. datiert, wie das Museum auf Facebook mitteilte. Das Grab bietet einen seltenen Einblick in die materielle Kultur und die Bestattungstraditionen der Awaren, die damals als mächtige Nomadenmacht große Teile Europas beherrschten.
Wertvolle Beigaben zeugen vom elitären Status eines Kriegers
Während der obere Teil des Skeletts zerstört wurde, blieben die Knochen des Arms und des Unterkörpers in ihrer ursprünglichen anatomischen Position erhalten. Trotz früherer Plünderungen zeigt der Fund wertvolle Grabbeigaben wie einen seltenen Säbel mit intakter Klinge, ein langes Messer, vergoldete Zopfringe und mit Glasperlen verzierte Ohrringe. Diese Beigaben unterstreichen den elitären Status des Kriegers.
Die Ausgrabung des Säbels stellte eine besondere Herausforderung dar, da er durch die jahrhundertelange Lagerung im Boden extrem brüchig geworden war. Freiwillige des Community-Archaeology-Programms entwarfen eine spezielle Halterung, um die Waffe sicher zu bergen und ins Labor zu transportieren. Dort wurde der Säbel einer Mikroausgrabung und Konservierung unterzogen.
Von Ostasien nach Europa: Die Ursprünge und Expansion der Awaren
Die Awaren waren ein bedeutendes Steppenvolk im Frühmittelalter. Über einen Zeitraum von mehr als 200 Jahren kontrollierten sie ein Reich in der Pannonischen Tiefebene. Dieses umfasste Teile von Österreich, Ungarn, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Rumänien sowie Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Moldawien, Bulgarien und die westliche Ukraine. Sie gingen aus einem Bündnis ostasiatischer Stämme und Reitervölker hervor und standen in Verbindung mit Slawen sowie Völkern aus Zentral- und Ostasien.
Genetische Forschungen haben ergeben, dass die Awaren aus dem Inneren Asiens stammten, da ihre DNA-Variabilität mehrheitlich zu asiatischen Haplogruppen gehört. Genomanalysen zeigen, dass die Elite der Awaren vorwiegend ostasiatischen Ursprungs war, mit einer skytho-iranischen Komponente. Geschichtsdaten deuten darauf hin, dass die Awaren mit Unterstützung einer heterogenen lokalen Elite über eine diverse Bevölkerung herrschten. Ihre Bedeutung schwand nach den Eroberungskriegen Karls des Großen im 9. Jahrhundert, als sie ihre politische und kulturelle Identität verloren.
4 Fakten über Archäologie
- Definition: Die Archäologie ist als die „Lehre von den alten Dingen” bekannt. Sie umfasst alle von Menschenhand geschaffenen Artefakte und Bauwerke.
- Ursprünge: Ihre Anfänge lassen sich bis ins Europa um das Jahr 1450 zurückverfolgen, als das Interesse an den Überresten vergangener Kulturen erwuchs. Ein prominenter Vorreiter dieser Disziplin war Cyriacus von Ancona.
- Vielfältige Tätigkeitsbereiche: Archäologen sind in zahlreichen Bereichen tätig. Sie führen nicht nur Ausgrabungen durch, sondern sind auch in der Dokumentation und Restaurierung tätig. Zudem rekonstruieren sie historische Objekte und sind im Kulturmanagement, Verlagswesen und Journalismus aktiv.
- Häufige Missverständnisse: Oft kommt es zu Verwechslungen der Archäologie mit anderen Disziplinen wie der Paläontologie, Geologie oder Anthropologie.