Die Stadtbücherei in Penzberg ist mit dem Bayerischen Bibliothekspreis 2025 ausgezeichnet worden. Der bayerische Kunstminister Markus Blume bezeichnete sie beim Festakt am Montagabend als „geistige Tankstelle“ und „kulturelle Firewall“. Dotiert ist der Preis für Bayerns beste Bibliothek mit 10.000 Euro.
1815 öffentliche Bibliotheken gibt es in Bayern. Rund 20 hatten sich heuer um den bayerischen Bibliothekspreis beworben. Die Penzberger Stadtbücherei mache in der „Welt der 1800“ einen Unterschied, sagte der bayerische Kunstminister Markus Blume (CSU). Sie sei erkennbar ein Ort der Begegnung, habe sich einem Bildungsauftrag verschrieben und sei eine „geistige Tankstelle“ auf eine sympathische Weise. Er bezeichnete die Bücherei zugleich als einen „gesellschaftlichen Kraftort“, der die Bindungskräfte stärke und eine „kulturelle Firewall“ bilde. Deshalb, so Blume, sei die Wahl der Jury auf die Penzberger Stadtbücherei gefallen.
„Hier entstehen Geschichten“
Eine Anekdote lieferte dazu Johannes Krause, Moderator des Festakts. Bei der Penzberger Sportlerehrung 2020 sei ein achtjähriger Bub ausgezeichnet worden, der in den bayerischen Schachkader aufgenommen worden war. Als er ihn fragte, wie er zum Schachspielen gekommen sei, habe der Bub geantwortet: über ein Schachbrett, das in der Stadtbücherei auf einem Tisch lag. „Hier entstehen Geschichten“, resümierte Krause.
„Kampf gegen Desinformation“
Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erzählte, er sei als kleiner Junge in die alte Stadtbücherei (sie befand sich noch auf der anderen Seite der Karlstraße) durch Comics und Hörspielkassetten gelockt worden. Damals habe er nicht wissen können, dass sie einmal sehr viel mehr zu bieten habe, etwa ein Café, tolle Veranstaltungen auf eigener Bühne und eine Virtual-Reality-Brille. Heute, sagte Korpan, seien Büchereien „wichtige Verteidiger im Kampf gegen Desinformation“. „Und wir sind gefordert, die Rahmenbedingungen abzustecken, damit dies auch so bleibt“ – trotz derzeit „finanziell sehr fordernder Zeiten“. Korpan dankte dem Büchereiteam um Leiterin Ilka Heissig für den Einsatz, die Einrichtung mit Leben zu füllen. Der Preis sei „eine Wertschätzung, die uns neuen Antrieb für die Zukunft gibt“.
Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig (CSU), Vorsitzende des Bayerischen Bibliotheksverbands, sagte, dass die Stadtbücherei zwar den Bibliothekspreis 2025 erhalte, aber nicht nur dieses Jahr zu den besten Bibliotheken Bayerns gehöre. Büchereien, erklärte sie, hätten die Aufgabe, die Demokratie zu unterstützen und jungen Menschen zu zeigen, dass man hier andere Welten kennenlernen kann, nicht nur „in den kleinen rechteckigen Geräten“.
Demokratietag und „lebende Bücher“
Auf was die Jury achtete, erzählte Ute Palmer, Leiterin der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen. Man schaue, wie die Atmosphäre, der Service und die Möbel sind, auf denen Besucher lesen und arbeiten, ob es ein Lesecafé und Veranstaltungen gibt. Penzberg gehe mit Veranstaltungen wie dem Demokratietag und den „Lebenden Büchern“ weit darüber hinaus, was andere machen. Ebenso wichtig sei, wie die Bücherei in die Stadtgesellschaft eingebunden ist und mit den Schulen zusammenarbeitet. Bibliotheken, sagte sie, seien oft der einzige Ort in einer Kommune, an dem man sich ohne Konsum aufhalten kann.
Büchereileiterin Ilka Heissig sagte, man wolle ein Ort der Begegnung sein, an dem sich die Menschen treffen, wo sie lernen und auch arbeiten können. Sie wünsche sich, dass die Bücherei weiterhin gesehen wird, auch von Menschen, „die uns nicht so auf dem Schirm haben“. Was die Bibliothek aber ausmacht, sei das Büchereiteam und deren kreatives Engagement. Dafür danke sie. Und was passiert nun mit 10.000 Euro Preisgeld? Es werde die Bücherei nicht über Jahre finanzieren können, sagte Heissig schmunzelnd, man könne aber Dinge damit tun, die in der derzeitigen Situation nicht möglich sind. Man werde das Geld zum Beispiel für Veranstaltungen, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie die Demokratieförderung verwenden.
Veranstaltungen
Die Stadtbücherei in Penzberg besteht seit 50 Jahren. Noch drei größere Veranstaltungen gibt es im Jubiläumsjahr, wie Leiterin Ilka Heissig bei der Verleihung des Bibliothekspreises ankündigte:
Adventsmarkt am Freitag, 14. November, ab 10 Uhr.
Lesung von Silke Schellhammer am Mittwoch, 19. November, ab 10 Uhr aus ihrem neuesten Kinderbuch „School of Talents“. Karten im Vorverkauf gibt es für zwei Euro in der Stadtbücherei.
„Die Nacht der lebenden Bücher“ am Mittwoch, 26. November, ab 19 Uhr. Der Kartenvorverkauf beginnt laut Stadtbücherei Anfang November.