Dürnhausener Ehepaar erfüllt sich einen Traum: Mit eigenem Truhenwagen zur Leonhardifahrt

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Mit viel Hingabe haben Monika und Hansi Mair (rechts) den Traum von einem eigenen Truhenwagen wahr werden lassen. Ihre Kinder, der vierjährige Andreas und die neunjährige Helena, haben sichtlich Freude an dem Ergebnis. Ein paar Kleinigkeiten fehlen noch, dann ist das Werk vollbracht. © Antonia Reindl

Monika und Hansi Mair aus Dürnhausen haben sich einen Traum erfüllt. Sie werden mit einem eigenen Truhenwagen bei den Leonhardifahrten in Bad Tölz am 6. November und in Benediktbeuern am 9. November teilnehmen. Über Monate haben sie daran gearbeitet. Er ist ein kleines Kunstwerk geworden.

Zarte Stiche für Schilfpflanzen, leuchtende Tupfer für Baumkronen. Bis ins kleinste Detail sind die Malereien ausgearbeitet. In zahlreichen Stunden hat Monika Mair aus Dürnhausen Landschaften auf die Flanken des Wagens gemalt. Wenn man genau hinsieht, kann man in einer Szene sogar ihren Mann Hansi entdecken. Schon nach wenigen Blicken auf den Wagen merkt man, dass nicht nur viel Handwerk, sondern auch viel Hingabe darin steckt. Diese Hingabe kommt nicht von ungefähr: Mit einem eigenen Truhenwagen an Leonhardifahrten teilzunehmen, das war seit vielen Jahren ein Traum der Familie. Ein Traum, der nun in Erfüllung geht.

An Inspiration mangelte es nicht

Allzu beliebt ist der Monat November nicht. Meist dunkel sind die Wochen, und ziemlich grau. Doch Familie Mair aus Dürnhausen liebt den Monat. Genau genommen ganz bestimmte Tage. Seit über zwei Jahrzehnten sind sie bei der Wallfahrt in Bad Tölz vertreten, seit fast drei Jahrzehnten in Benediktbeuern. Die Liebe zu diesem Brauchtum wurde quasi vom Vater an den Sohn weitergegeben. Was beide außerdem verband? „Ein eigener Truhenwagen, das war immer schon ein Traum von meinem Vater und mir“, erzählt Fuhrmann Hansi Mair. Vor rund einem Jahr fassten er und seine Frau den Beschluss, diesen Traum wahr werden zu lassen. Es war einfach an der Zeit, auch hatte man die richtigen Leute an der Hand. Über den Winter fertigten sie Entwürfe an. An Inspirationen mangelte es nicht, nach all den Wallfahrten hat man viel erlebt und gesehen, auch viele Wagen. Dank Zimmerer Toni Utzschneider aus Ohlstadt kamen die beiden an einen Unterbau. Über 100 Jahre alt. Das eine oder andere Teil musste erneuert werden. Der Wagen „muss ja sicher sein“, sagt Mair. Eisenbeschläge brauchte man auch. Bei den Schmiedearbeiten konnten sie auf Utzschneiders Sohn Martin setzen. Schließlich fehlte noch der Aufbau. Den fertigte ihr Brettlhupfer, der Antdorfer Schreiner Michael Mangold.

Bisher mit geliehenen Wagen zur Leonhardifahrt

Auf die Leonhardifahrten freuen sie sich immer, „aber heuer ganz besonders“, verrät das Paar, als es an seinem Truhenwagen steht. Dahinter ist ein weiterer Wagen abgestellt: auf dem rund 100 Jahre alten grasgrünen Gefährt nehmen an Leonhardi Musikanten Platz. In dem neuen Truhenwagen werden derweil Verheiratete aus Dürnhausen und Sindelsdorf sitzen. Seit drei Jahren lenkt der Dürnhausener die Frauen in Kirchentracht, darunter auch seine Ehefrau Monika. Bislang in einem geliehenen Truhenwagen. Bislang. Der eigene Wagen ist fast fertig. Die Bänke müssen noch eingebaut werden. Und ein paar Kleinigkeiten fehlen, sagt Monika Mair. Nun geht es ans Binden. Dann kommen unter anderem Girlanden an den Wagen. Ein gebundenes Kreuz kommt an die Front, die dank einer Figur des Heiligen Leonhard mit einem Pferd zu seinen Füßen schon jetzt schmuck ist – Handgeschnitztes aus Österreich.

„Beim ersten Strich habe ich ganz schön gezittert“

Die Bemalung gab das Paar nicht aus der Hand. Monika Mair griff zum Pinsel. Auf blaugrünem Grund, die Farbe erinnert an die sanften Töne von Eukalyptus, hat sie die Seiten mit den vier Jahreszeiten versehen. Der Herbst ist von einem Foto inspiriert, das bei einer vergangenen Leonhardifahrt von ihnen gemacht worden ist: im Wagen die Frauen in Kirchentracht, vorne eingespannt vier von Mairs Pferden, Süddeutsches Kaltblut. Auf einem reitet Ehemann Hansi. Der Frühling zeigt eine Feldarbeitsszene, der Winter Holzrücken in schneebedeckter Landschaft. Für den Sommer hat Mair eine Ansicht von Dürnhausen gewählt. Eine etwa 100 Jahre alte Postkarte diente als Vorlage. Alle Flanken zieren zudem Blumen. „Beim ersten Strich habe ich ganz schön gezittert“, verrät sie. Doch nach einiger Zeit lief es und die tiefroten Blüten sprossen aus lockeren Pinselschwüngen. Vor allem in „Nachtschichten“ malte sie, ohne die Stunden zu zählen. Insgesamt werden es „gut 200“ gewesen sein, schätzt sie und lächelt.

Die Farben sind UV-beständig. Monika Mair ließ sich da von einer Kirchenmalerin beraten. Schließlich soll die Fassung lange halten. So ein Wagen sei etwas für Generationen, sagt Hansi Mair. So etwas macht man nur einmal im Leben, meint seine Frau. Hansi Mairs Vater kann das Ergebnis nicht mehr sehen. Er starb vor ein paar Monaten. „Aber er konnte die Pläne noch absegnen.“