Tölz bereitet sich auf die Leonhardifahrt vor: Prächtige Gespanne, kirchlicher Segen und Tradition verbinden Glaube und Folklore.
Bad Tölz – Der höchste Tölzer Feiertag steht an: In nicht einmal zwei Wochen findet die Leonhardifahrt statt. Pünktlich um 9 Uhr werden sich unter dem Läuten der Kirchturmglocken die prächtigen Gespanne im Badeteil in Bewegung setzen, durch die Marktstraße und über den Maierbräugasteig auf den Kalvarienberg fahren. Dort spendet ihnen Stadtpfarrer Peter Demmelmair den kirchlichen Segen. „Leonhardi ist immer etwas Besonderes“, sagt Demmelmair, der auch heuer wieder die Predigt im Gottesdienst halten wird. Das Leben des Rossheiligen werde dafür thematische Ansatzpunkte liefern. „Der heilige Leonhard hat zurückgezogen gelebt, war sehr introvertiert, aber zufrieden und glücklich.“ Was mache Zufriedenheit und Glück wirklich aus? „Darüber werde ich predigen“, sagt der Stadtpfarrer, der zu diesem besonderen Ereignis auch wieder ehemalige Kapläne und befreundete Priester begrüßen wird.
„So, wie das Wetter kommt, so nehmen wir es.“
Schon zur Tradition geworden ist, dass Demmelmair am Leonharditag um 16 Uhr zu einer Andacht in die Stadtpfarrkirche einlädt, „um den Wallfahrts-Charakter zu vertiefen“, sagt er. „Am Vormittag vermischen sich Glaube und Folklore ja ein wenig.“ Musikalisch gestaltet wird die Andacht vom Bernhard-Kohlhauf-Ensemble und den Sagschneider Malan. Natürlich hofft auch Demmelmair, dass es an Leonhardi trocken bleibt. „Aber so, wie das Wetter kommt, so nehmen wir es.“
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An die 70 Vierspänner werden auch heuer erwartet
Arbeitsreiche Woche liegen hinter den beiden Leonhardi-Ladern Anton Mayer und Michael Lindmair. Sie waren wieder zweimal pro Woche auf den Höfen unterwegs, um persönlich zur Teilnahme an der Fahrt einzuladen. „Wir haben viele gute Gespräche geführt“, berichtet Lindmair. Gut 70 Vierspänner waren es 2024, ähnlich viele dürften es auch heuer werden. Es habe nur wenige Absagen aus persönlichen Gründen gegeben, sagt der Leonhardi-Lader. Etwa 50 Teilnehmer haben Lindmair und Mayer besucht. Dabei waren sie bei Weitem nicht nur in Tölz unterwegs, sondern „von Gmund bis zum Starnberger See“.
Seit 80 Jahren dabei
Heuer gebe es zudem sehr viele Jubilare, berichtet Lindmair. „Ein Hof ist seit 80 Jahren dabei.“ Ein anderer Hof zähle nach etwa 30 Jahren Abwesenheit dieses Jahr wieder zu den Teilnehmern. Der nächste wichtige Termin ist der kommende Mittwoch, 29. Oktober. Um 19 Uhr steht im Kurhaus die Verlosung zu Zugnummern auf dem Programm.
Augen und Ohren immer offen
Das Sicherheitskonzept für die Großveranstaltung steht natürlich längst. „Wir haben übers Jahr die Augen und Ohren offen gehalten, was man besser oder anders machen kann“, sagt Lindmair. Auch der Reichersbeurer Faschingszug habe Anhaltspunkte geliefert, wie man mit dem einen oder anderen Thema umgeht. „Wir aktualisieren das Sicherheitskonzept jedes Jahr“, sagt Heike Gassner, bei der Tourist-Info zuständig für die Veranstaltungen. Die Nachbesprechung der Leonhardifahrt zeige Schwachstellen auf, die dann im nächsten Jahr behoben würden. „Zudem halten wir natürlich ständig Rücksprache mit der Polizei und den Behörden“, sagt Gassner. „Und wir schauen auch, dass es keine großen Baustellen gibt“, ergänzt Lindmair.
Hunde- und Drohnenverbot
Damit alles reibungslos über die Bühne geht, weist die Stadt darauf hin, dass das Mitbringen von Hunden an die Zugstrecke und auf den Kalvarienberg während der Wallfahrt verboten ist. Ebenfalls aus Sicherheitsgründen gilt an diesem Tag ein Verbot zum Überfliegen des Veranstaltungsgeländes mit Drohnen.
Söder kommt nicht
Generell laufen die Vorbereitungen reibungslos, sagt Gassner. Welche Ehrengäste kommen, darüber hält sich die Stadt noch etwas bedeckt. Klar ist aber: Ministerpräsident Markus Söder hat sich dieses Mal nicht angesagt. Das trübt Lindmairs Laune nicht: „Wir freuen uns jetzt auf eine unfallfreie Fahrt bei hoffentlich trockenem Wetter.“