Weniger Fleisch, mehr Nährstoffe: So gelingt der Umstieg auf pflanzliche Ernährung

Die Tierrechtsorganisation ANINOVA hat aktuelles Bildmaterial aus Hähnchenmastanlagen in Brandenburg veröffentlicht. Es zeigt verletzte und kranke Tiere, tote Hühner im Stall, massive bauliche Mängel und dennoch ein offizielles „Tierwohl“-Siegel. Diese Anlagen beliefern den Schlachtkonzern Plukon, einer der Hauptabnehmer ist KFC.

Die Empörung über solche Zustände ist groß und doch sind sie kein Einzelfall. Sie sind Ausdruck eines Systems, das auf maximale Effizienz ausgerichtet ist: Millionen Tiere auf engstem Raum, schnelle Mast, niedrige Preise. Versprechen von „Tierwohl“ können das kaum kaschieren.

Jessica Klein ist Ernährungsberaterin und bindungsorientierte Familienbegleiterin®. Sie unterstützt Familien bei pflanzenbasierter Ernährung, Stillen, Schlaf und Beikost – fundiert, empathisch und alltagsnah. Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.

Aber was heißt das für uns als Verbraucher:innen?

Wir haben tagtäglich die Wahl, ob wir diese Strukturen mit unserem Konsum stützen oder ob wir Alternativen wählen. Dabei geht es nicht nur um Tierschutz. Auch gesundheitlich und ökologisch lohnt es sich, den Fleischkonsum kritisch zu hinterfragen.

Studien zeigen seit Jahren: Ein hoher Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und bestimmte Krebsarten verbunden. Hähnchenfleisch gilt oft als „leichtere“ Alternative, doch es liefert nicht die gesundheitlichen Vorteile, die viele vermuten.

Eine pflanzenbetonte Ernährung dagegen bietet viele Pluspunkte:

  1. Ballaststoffe aus Vollkorn, Hülsenfrüchten, Gemüse fördern eine gesunde Darmflora und wirken sich positiv auf Immunsystem und Psyche aus.
  2. Pflanzliche Proteine (z. B. aus Linsen, Tofu oder Hafer) decken den Bedarf genauso gut wie tierisches Eiweiß, wenn man auf Abwechslung und Kombination achtet. Wenn man verschiedene Proteinquellen über den Tag verteilt kombiniert (klassisch: Hülsenfrüchte + Getreide, z. B. Linsen mit Reis, Hummus mit Brot, Tofu mit Quinoa), ergänzen sich die Aminosäureprofile.
  3. Vitamine und Mineralstoffe wie Folsäure, Magnesium und sekundäre Pflanzenstoffe tragen nachweislich zur Krankheitsprävention bei.

Viele Menschen wollen weniger Fleisch essen, haben aber Sorge, dass ihnen dann wichtige Nährstoffe fehlen. Hier lohnt ein Blick auf die Fakten:

  1. Protein: Schon 2–3 Portionen Hülsenfrüchte oder Sojaprodukte pro Tag decken den Bedarf.
  2. Eisen: In Linsen, Kichererbsen, Tofu oder Kürbiskernen reichlich vorhanden. Mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln (z. B. Paprika, Zitrusfrüchte) verbessert sich die Aufnahme deutlich.
  3. Calcium: Kommt nicht nur aus Milch, sondern auch aus Sesam, Mandeln, Grünkohl oder calciumreichen Mineralwässern. Bei Pflanzenmilch auf eine Calciumanreicherung achten.
  4. Vitamin B12 muss bei rein veganer Ernährung unbedingt supplementiert werden. Das ist unkompliziert und zuverlässig möglich. Besonders praktisch sind Tropfen oder Sprays, da sie über die Mundschleimhaut aufgenommen werden und so auch bei möglichen Aufnahmeschwierigkeiten im Darm gut verwertet werden können.

Kurz: Eine gut geplante pflanzliche Ernährung kann alle Nährstoffe liefern, die wir brauchen.

Bilder aus der Massentierhaltung lösen Betroffenheit aus. Doch sobald die Schlagzeilen verblassen, kehrt oft der Alltag zurück und mit ihm die alten Gewohnheiten. Damit sich wirklich etwas ändert, braucht es konkrete Schritte.

  1. Bewusst reduzieren: Muss wirklich täglich Fleisch auf den Tisch? Ein oder zwei pflanzliche Mahlzeiten pro Tag machen schon einen Unterschied.
  2. Pflanzliche Alternativen ausprobieren: Heute gibt es nicht nur Fleischersatzprodukte, sondern auch traditionelle Rezepte wie Linsen-Bolognese, Kichererbsencurry oder Hirse-Salat, die nährstoffreich und alltagstauglich sind.
  3. Regional und saisonal einkaufen: Damit unterstützen wir nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch Nachhaltigkeit und lokale Strukturen.

Fazit: Die Enthüllungen von ANINOVA zeigen: Tierwohl-Siegel sind kein Garant für tiergerechte Haltung. Aber wir als Gesellschaft können entscheiden, wie viel Gewicht wir solchen Systemen geben. Weniger Tierprodukte bedeuten weniger Leid, keine Ausbeutung mehr und gleichzeitig mehr Gesundheit und Nachhaltigkeit für uns selbst.

Es geht nicht um Verzicht, sondern um Gewinn: mehr Vielfalt auf dem Teller, mehr Energie im Alltag und das gute Gefühl, einen Unterschied zu machen.

Rezept-Inspiration: Linsen-Quinoa-Salat mit Datteln und Petersilie

Wer direkt ausprobieren möchte, wie lecker pflanzliche Küche sein kann, findet hier ein einfaches Rezept für einen sättigenden, nährstoffreichen Salat:

  1. 1 EL Olivenöl
  2. 1 kleine Zwiebel
  3. 80 g rote oder gelbe Linsen
  4. 80 g Quinoa
  5. 1 Handvoll Petersilie
  6. 5 Datteln
  7. Saft einer Limette
  8. 300 ml Gemüsebrühe
  9. 1 EL Ahornsirup
  10. Curry, Salz, Pfeffer, Chili

Zubereitung:

Die Linsen kochen. Quinoa in Gemüsebrühe ca. 10 Minuten köcheln lassen. Währenddessen Kräuter, Zwiebel und Datteln fein hacken. Quinoa und Linsen mit Curry, Salz, Pfeffer und Chili würzen, die Kräuter, Zwiebel und Datteln unterheben. Mit Olivenöl, Limettensaft, Ahornsirup und ggf. weiteren Gewürzen abschmecken.

Perfekt als Hauptgericht oder Beilage – gesund, günstig und in 20 Minuten fertig.

Linsen & Quinoa liefern hochwertiges pflanzliches Eiweiß und ergänzen sich gegenseitig in der Aminosäurezusammensetzung. Gleichzeitig stecken sie voller Ballaststoffe, die lange satt machen und die Darmgesundheit fördern.

Quinoa bringt zusätzlich Eisen und Magnesium mit.

Linsen sind reich an Folat und pflanzlichem Eisen, was besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit wichtig ist.

Petersilie liefert Vitamin C, das die Eisenaufnahme verbessert.

Datteln geben natürliche Süße, Ballaststoffe und Kalium.

Olivenöl bringt gesunde einfach ungesättigte Fettsäuren.

Gewürze wie Kurkuma im Currypulver oder Chili wirken entzündungshemmend und regen den Stoffwechsel an.

So deckt der Salat gleich mehrere wichtige Nährstoffgruppen ab: Eiweiß, komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Eisen, Magnesium, Vitamin C und gesunde Fette.