Die Verhandlungsführer der USA und Chinas haben sich positiv zu den Handelsgesprächen vom Wochenende geäußert. US-Finanzminister Bessent und Chinas Vizehandelsminister Li haben sich Mühe gegeben, noch vor dem Eintreffen von US-Präsident Donald Trump auf dem Asean-Gipfel in Malaysia gute Stimmung zu verbreiten. Ihr Treffen war die direkte Vorbereitung einer Begegnung zwischen Trump und Chinas Machthaber Xi Jinping in Seoul.
In den Gesprächen ging es vor allem um Seltene Erden, die Peking mit einer Art Handelsembargo belegt hat. China fördert 70 Prozent dieser Seltenen Erden, die weltweit benötigt werden. Darüber hinaus werden 90 Prozent des weltweit geförderten Vorkommens in der Volksrepublik aufbereitet. Soll heißen: Ohne China geht nichts.
Xi Jinping hat daher ein mächtiges Druckmittel, nicht nur gegen die Vereinigten Staaten, sondern gegen die ganze Welt. Denn Halbleiter, für deren Herstellung Seltenen Erden unerlässlich sind, werden in Handys, Kühlschränken, Autos und Verteidigungssystemen verbaut.
"Großer Deal" zwischen USA und China auf Taiwans Rücken?
Obwohl beide Seiten nach dem Ende der Gespräche betonten, dass man vorangekommen sei, äußerten sie jedoch keine Details. Trump selbst war auf der anderen Seite der Welt voller Zuversicht und posaunte heraus, dass die USA und China kurz vor einem "großen Deal" stünden. Auch ihm war außer dieser Ankündigung nichts Konkretes zu entlocken.
Da Peking im gegenwärtigen Disput über die Seltenen Erden klar in der besseren Position ist, könnte dieser "große Deal" zum Nachteil asiatischer Länder geraten, fürchtet man in Chinas Nachbarschaft. Die Philippinen und Taiwan liegen schon lange in der Schusslinie Xis, der das demokratische Inselland erobern und der Volksrepublik einverleiben will.
Taiwan ist aber bislang ein militärischer und wirtschaftlich enger Partner Washingtons. Sollte es Xi gelingen, Trump davon zu überzeugen, bei einer chinesischen Invasion der Insel nicht einzugreifen, wäre das der Todesstoß für den demokratischen Inselstaat.
Trumps Versuch, wieder Boden gutzumachen, kommt zu spät
Von den Philippinen wiederum will Xi den Zugang zum Südchinesischen Meer abpressen. Zu diesem Zweck hat er künstliche Inseln aufschütten und militärisch aufrüsten lassen. Sollte es ihm gelingen, das Südchinesische Meer unter Chinas Kontrolle zu bringen, dann wären rund 60 Prozent des weltweiten Güterverkehrs von Xis Gnaden abhängig. Denn der läuft durch das Südchinesische Meer und die Straße von Taiwan, die derzeit internationale Gewässer sind, nach einem erfolgreichen Eroberungszug Pekings jedoch zu Hoheitsgewässern der Volksrepublik China werden würden.
Donald Trump mag das entgangen sein, unter ihm sind die USA hinter China zurückgefallen. Der Versuch, nun durch einen Besuch auf dem Asean-Gipfel, normalerweise kein Pflichttermin für einen US-Präsidenten, wieder Boden gutzumachen, kommt zu spät.
Trump macht Bidens Erfolge in Asien zunichte
Trumps Vorgänger Joe Biden hat vieles richtig gemacht, um Chinas Expansion in Asien einzudämmen und zugleich Partner wie Vietnam und Indien zu stärken. Unter seiner Regierung wurde etwa ein Exportverbot für modernste Halbleiter und technische Geräte erlassen – Komponenten, die für die Chip-Produktion entscheidend sind, in der China die USA überholen will.
Im Gegensatz dazu hat Donald Trump diese Politik umgekehrt und dem Hersteller Nvidia erlaubt, Chips nach Peking zu liefern. Zwar handelte es sich nicht um die neuesten Modelle, doch chinesischen Wissenschaftlern gelang es, selbst mit diesen langsameren Chips große Datenmengen in kürzester Zeit zu verarbeiten.
Biden setzte zudem auf die Stärkung bestehender Bündnisse und deren Koordination in kleineren Einheiten. Bedeutende Beispiele sind das Aukus-Bündnis zwischen den USA, Australien und Großbritannien sowie das indopazifische Bündnis mit Indien und Japan. Unter Trump hingegen litten die Beziehungen zu Amerikas Verbündeten erheblich: Strafzölle und unbedachte Alleingänge untergruben langjährige Bemühungen Washingtons, etwa Indien an sich zu binden, und brachten auch das unter Biden wieder aufgefrischte Verhältnis zu Vietnam in Gefahr.
China wird Trump hinhalten, um größere Ziele zu verwirklichen
Noch in der vergangenen Woche hatte Trump am Rande eines Gipfels in Südkorea gedroht, nicht mit Xi Jinping zu sprechen, nachdem er den ganzen Sommer über vergeblich auf ein Treffen mit dem mächtigen Mann aus Peking gedrängt hatte. Doch Xi weiß genau, dass er die Oberhand hat – und eine Einigung in Seoul ist daher kaum zu erwarten.
Peking wird Trump weiter hinhalten. Xi verfolgt langfristige strategische Ziele: die USA aus Asien zurückdrängen, Taiwan und die Philippinen unter Druck setzen und China als dominierende Hegemonialmacht in der Region etablieren. Er ist sich bewusst, dass dies nicht über Nacht gelingt. Trump hingegen fehlen Geduld und Weitsicht, um auf diese strategische Vorgehensweise angemessen zu reagieren.