Ein Standort für einen neuen Kindergarten in Kochel ist gefunden: Der Neubau soll auf das Grundstück der Schule am Bergfeldweg kommen. Auch ein Verkehrskonzept wurde vorgestellt. Die bereits in Kraft getretene Einbahnstraßen-Regelung am Bergfeldweg sorgte jedoch für Unmut bei den Anwohnern.
Kochel – Jüngst befasste sich der Kochler Gemeinderat mit der Kinderbetreuung. Im März hatte das Gremium per Beschluss die Verwaltung beauftragt, einen passenden Standort für den Neubau einer Kindertagesstätte für insgesamt sieben Gruppen zu finden. Auch sollte ein Planungsbüro mit einer Kostenschätzung beauftragt werden. Nun war Architekt Marcus Kottermair von besagtem Planungsbüro – Kottermair Rebholz Architekten mit Sitz in Murnau – in der Sitzung und stellte den Entwurf vor.
Neuer Kindergarten für Kochel: Schule ist der favorisierte Standort
Die Notwendigkeit einer neuen Kita sah Bürgermeister Jens Müller (UWK) gegeben, besonders mit Blick auf eine neue Regelung: Ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf einen Hortplatz. Auch steige der Bedarf an Plätzen in der Zwei-Seen-Gemeinde. Aktuell werden rund 170 Kinder in Kochel betreut, 2020 waren es nur rund 140. Einen passenden Standort hatte die Verwaltung ebenfalls gefunden: Das Grundstück der Schule am Bergfeldweg. Hier sprach der Rathauschef von der „Idee Campus“. Er wolle „zusammenbringe, was zusammengehört“.
Architekt Kottermair stellte den Neubau einer erweiterbaren Kita vor. Von einem „einfach strukturierten, wirtschaftlichen“ Gebäude war die Rede. Vorerst würden dort zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen sowie eine Hortgruppe Platz finden. Der Bau ließe sich aber auf ein zweites Obergeschoss aufstocken. Dann fänden dort drei weitere Gruppen Platz. Liegen soll das Gebäude südlich des bestehenden Schulgebäudes. Aufgrund des Geländes würde es in den Hang hinein gebaut werden, so der Architekt.
Weiter stellte Kottermair den Bau eines Mehrzweckpavillons vor. Dieser könnte westlich der beiden Gebäude nahe der Straße Platz finden. Genutzt würde dieser für schulische und externe Zwecke, eventuell auch für die neue Kita. Eine Größe von 100 bis 350 Quadratmetern bei einer Aufstockung sei denkbar. Die Kosten für den Kindergarten beliefen sich laut Planer auf rund 6,9 Millionen Euro, der Pavillon würde mit 2,6 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Enge Zusammenarbeit mit der Kochler Schule
Rathauschef Müller sagte mit Blick auf den Pausenhof der Schule: „Es wird sicher etwas schmaler.“ Mit der Schule befinde sich die Gemeinde aber in einem guten Austausch.
Einen weiteren Aspekt präsentierte Ingenieur Alexander Süßmuth von der Planungsgesellschaft Stadt-Land-Verkehr. Er hatte ein Verkehrskonzept für die Schule erarbeitet, das sowohl die Anfahrt der Schulbusse als auch die Parksituation thematisierte. Als favorisierte Lösung stellte der Fachmann eine „Buswendeplattform vor dem Schulgebäude“ vor. „Wie eine Art Kreisverkehr“, mit einer sogenannten Schleppkurve, erklärte der Fachmann. Ziel sei es, die „Verkehrsarten zu entflechten“. Die Kosten für die Wendeanlage mit „Kiss-and-Go-Stellplätzen“, Bushaltestelle und Fahrbahnmarkierungen am Bergfeldweg beliefen sich auf rund 350.000 Euro.
In der Sitzung informierte Bürgermeister Müller, ein Verkehrskonzept sei dringend notwendig. Die Verwaltung habe bereits einen Punkt umgesetzt und die verkehrsrechtliche Anordnung verfasst, den Bergfeldweg zur Einbahnstraße in Richtung Ortsmitte auszuweisen. Die Regelung trat vergangene Woche mit Aufstellen der Schilder in Kraft, was für großen Unmut bei einigen Anwohnern sorgte (siehe Kasten).
Einbahnregelung am Bergfeldweg in Kochel sorgt für Unmut: 130 Unterschriften gesammelt
Gemeinderätin und Anwohnerin des Bergfeldwegs Rosi Marksteiner (Mitte) initiierte die Sammlung von Unterschriften gegen die Einbahnstraßenregelung am Bergfeldweg. Vergangenen Mittwoch (22. Oktober) überreichte sie mit rund 40 Anwohnern die rund 130 Unterschriften an Rathauschef Jens Müller (UWK).
Im Gespräch mit der Rundschau erklärte Marksteiner, die Regelung habe „sehr große Einschränkungen für Bewohner“, auch in den umliegenden Straßen. Ihr und den Unterschriftengebern stelle sich vor allem „die Frage der Verhältnismäßigkeit“. Denn das hohe Verkehrsaufkommen sei laut der Rätin nur an zwei Stunden – zu Hol- und Bringzeiten an der Schule. Ihrer Meinung nach rechtfertige dies nicht eine Einbahnregelung.
„Wenn jetzt nichts passiert“, kündigte die Rätin mit Blick auf die Einbahnstraßen-Regelung an, „würden die Anwohner rechtliche Schritte gehen“. Laut Marksteiner habe sich bei der Unterschriften-Übergabe ein Gespräch mit dem Bürgermeister ergeben, der die Regelung aber verteidigte. Für die Rundschau war Müller bis zum Zeitpunkt der Online-Veröffentlichung dieses Artikels nicht zu erreichen.
In dem Unmut der Anwohner schwang außerdem der Standort für den neuen Kindergarten an der Schule mit. Einerseits, weil das Verkehrsaufkommen dann noch schlimmer werde, so Marksteiner. Andererseits, weil der Kindergarten in den Hang gebaut werden müsste: „Dann spielen die Kinder immer im Schatten.“ Sie favorisiere den Standort am Kurpark gegenüber den gemeindlichen KoKita.
Kritik gab es teils auch von Seiten der Räte. Frank Sommerschuh (FWG) bemängelte beispielsweise, dass die Schüler nicht bei der Planung beteiligt würden. Klaus Barthel (SPD) plädierte für eine Bürgerbeteiligung. Er empfand die Planung als „sehr übers Knie gebrochen“.
Mit der Gegenstimme von Sommerschuh nahm das Gremium die Planung und die Kostenschätzung zum Neubau des Kindergartens (erstmal ohne den Pavillon) zur Kenntnis. Das Konzept wurde gebilligt. Die Entwurfsplanung soll nun erarbeitet werden. Die Verwaltung wurde beauftragt, mögliche Fördermittel in Erfahrung zu bringen.
Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.