Die Zahlen sind alarmierend: In den Alpen nimmt die Schneehöhe um bis zu acht Zentimeter pro Jahrzehnt ab, wie Forschende des Schweizerischen Lawinenforschungsinstituts ermittelt haben. Das bedeutet, dass in den letzten sechzig Jahren fast ein halber Meter Schnee verloren gegangen ist.
Besonders betroffen sind tiefer gelegene Skigebiete, wie etwa im Allgäu oder im Schwarzwald. Höher gelegene Regionen wie Garmisch-Partenkirchen oder Oberstdorf dagegen bleiben zwar länger weiß, aber müssen ebenfalls reagieren „Tiefer gelegene Skigebiete haben kaum Überlebenschancen“, warnt Thomas Egger, Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete, im Interview mit „plattformj.ch“.
Keine Hoffnung auf „Jahrhundertwinter“
Die Hoffnung auf einen „Jahrhundertwinter“, wie ihn manche für diesen Winter prophezeien, halte Egger für trügerisch. Selbst ein schneereicher Winter könne die langfristige Krise nicht lösen. „Das lässt sich nicht mehr kleinreden, die Klimaveränderung ist angekommen“, betont er.
In Deutschland, wo etwa das Skigebiet Winterberg im Sauerland oft auf Kunstschnee aus der (laut eigenen Angaben) „größten und modernsten Beschneiungsanlage“ angewiesen ist, wird die Dringlichkeit spürbar. Ähnlich dramatisch präsentiert sich die Lage in Nachbarregionen: In der Steiermark bleibt das Skigebiet auf der Aflenzer Bürgeralm in der Saison 2025/2026 geschlossen, wie der ORF berichtet. Der Eigentümer bot es der Gemeinde für einen symbolischen Euro an, inklusive wertvoller Maschinen – doch Bürgermeister Hubert Lenger lehnte ab, da jährliche Verluste drohen.
Vom Schneewunder zur Neuerfindung
„Statt weiter auf das große Schneewunder zu hoffen, muss endlich ein Umdenken stattfinden“, fordert Egger. Die Zeiten, in denen Skifahren allein die Wintertourismus-Branche trug, seien vorbei. Anstatt sich allein auf Skilifte zu verlassen, sollten Regionen auf alternative Freizeitangebote setzen – etwa Winterwandern, Schneeschuhtouren oder E-Bike-Trails. In Deutschland könnten solche Konzepte besonders in Regionen wie dem Erzgebirge oder dem Schwarzwald attraktiv sein, wo die Infrastruktur bereits vorhanden ist.
Ein positives Beispiel aus Österreich: In Mariazell übernahmen Wiener Investoren die insolvente Bürgeralpe und starten den Skibetrieb ab 26. Dezember 2025. Gleichzeitig bauen sie den Berg laut „heute.at“ zu einem Ganzjahres-Erlebnisort aus – mit Rodelbahnen, Sommerattraktionen und Konzerten. Geschäftsführer Hannes-Mario Dejaco betont, es sei das „Ziel, die Bürgeralpe mit neuen Angeboten unabhängiger vom klassischen Skibetrieb zu machen.“