Er ist heuer einfach in bestechender Form: Markus Brennauer eilt von Sieg zu Sieg und fungiert zwischendurch auch noch als Pacemaker auf verschiedenen Distanzen.
Penzberg – Für die Konkurrenz mögen solche Worte geradezu erschreckend sein. Er sei, sagte Markus Brennauer, in seinem Leben „noch nie so gut in Form gewesen wie derzeit“. Das sagte er nach seinem Triumph beim Zugspitz-Ultratrail. Und in der Folge baute der 45-jährige Penzberger auch kein bisschen ab. Von Müdigkeit keine Spur, obendrein präsentierte er sich vielseitig. Egal ob auf der Bahn, auf der Straße oder im Gelände – Brennauer landete in den vergangenen Wochen stets auf dem ersten Platz.
Den jüngsten Erfolg feierte er bei der Wiesent-Challenge im oberfränkischen Weischenfeld. Den Panorama-Traillauf über 12 Kilometer und 300 Höhenmeter gewann er dank eines starken Auftritts wenige hundert Meter vor dem Ziel mit drei Sekunden Vorsprung auf Oliver Tzschoppe (LG Erlangen). „Ich hatte eigentlich nicht mehr an den Sieg geglaubt. Doch im letzten kurzen Bergabstück habe ich alles auf eine Karte gesetzt und bin all-out gegangen“, so Brennauer.
Zuerst deutlich im Hintertreffen
Nach etwas mehr als der Hälfte der Distanz lag Markus Brennauer knapp 100 Meter hinter Tzschoppe und Christian Zöllner (Bayreuth). Doch im Verlauf des Rennens kämpfte er sich wieder heran, wobei Zöllner am letzten Anstieg drei Kilometer vor dem Ziel deutlich zurückfiel. 600 Meter vor dem Ziel konnte sich Tzschoppe, der amtierende bayerische Marathonmeister, erneut 15 Meter absetzen. Doch Brennauer kämpfte sich zurück und überholte auf der finalen Bergab-Passage den Konkurrenten. Den knapp Vorsprung verteidigte er auf den letzten flachen 400 Metern.
Davor hatte der Realschullehrer eine ganze Menge an Wettkämpfen absolviert. Nach dem für ihn schon strapaziösen Zugspitz-Ultratrail hatte sich Brennauer sieben Tage Laufpause gegönnt. Weitere drei Tage später trat er beim Läufercup in Karlsfeld an. Im 3000-Meter-Rennen wollte er als Tempomacher seinen Schützlingen vom TSV Penzberg, Luca Glatthaar und Simon Onnich, schnelle Zeiten ermöglichen. Doch als beide nach zwei Kilometern das geplante Tempo nicht mehr halten konnten, lief Brennauer sein eigenes Rennen und holte sich im Schlussspurt mit 9:13,67 Minuten den Sieg. „Überraschend“ nannte er selbst den Rennausgang.
Drei Tage später, bei hochsommerlichen 32 Grad Celsius, lief Brennauer beim Stadtlauf Wolfratshausen ungefährdet zum Sieg. Die zehn Kilometer lief er in 33:43 Minuten und war damit eine Minute schneller als der Zweite. Ganz anders war das Wetter beim Ganghofer-Trail (22 Kilometer/280 Höhenmeter) in der Leutasch. Regen und Temperaturen um die zwölf Grad Celsius begleiteten die Athleten. Nach 15 Kilometern lag Brennauer rund 200 Meter hinter dem Österreicher Martin Bader. In der Folge bemerkte er, dass er dem Führenden langsam näher kam. Davon motiviert, lief er weiter am Limit. Knapp eineinhalb Kilometer vor dem Ziel hatte er die Lücke geschlossen. Die erste Attacke verpuffte noch. Beim letzten Downhill setzte Brennauer alles auf eine Karte – und am letzten Bergaufstück beschleunigte er nochmals. Bader verlor so auf den abschließenden 200 Metern über 15 Sekunden. Nach 1:19:26 Stunden überquerte Brennauer die Ziellinie – „völlig erschöpft“, wie er berichtete.
Anstatt zu regenerieren, absolvierte der Penzberger eine Woche später den Allgäu Panorama Marathon. Die 69 Kilometer samt 3000 Höhenmetern brachte er in 6:37:29 Stunden hinter sich und siegte ungefährdet. Allerdings hatte Brennauer für den Erfolg schwer kämpfen müssen – auch mental. Mitte des Anstiegs hinauf zum Riedbergpass wurde er von Raoul Jannig, EM- und WM-Teilnehmer sowie 2022 deutscher Vizemeister über die 50 Kilometer, überholt. Zwischenzeitlich fiel Brennauer gar auf Rang vier zurück. „Irgendwie hatte ich nach zehn Kilometern ein mentales Tief. Doch als es zum ersten Mal bergab ging, fand ich wieder zu meiner Stärke zurück.“
Er setzte sich an die Spitze und lief sechs Minuten Vorsprung auf Janning heraus. Doch auf dem Weg nach Oberstdorf zwischen Kilometer 40 und 56 wurden Brennauers Beine immer schwerer. „Ich war kurz davor auszusteigen, als ich aus dem Oberstdorfer Skistadion den letzten Anstieg in Angriff nahm“, so der Penzberger. Zwei Aspekte bewegten ihn zum Weitermachen: „Supporter Martin redete mir gut zu. Zudem wusste ich, dass meine Cousine mit ihren zwei Kindern drei Kilometer weiter auf mich wartete. Ich konnte doch nicht einfach aussteigen, denn die Kids warteten auf mich, um mich anzufeuern.“ Bis zum Gipfel des Sonnenkopfs schrumpfte der Vorsprung auf drei Minuten. Auf dem letzten langen Downhill hinunter nach Sonthofen kehrte die Kraft in den Beinen zurück.
Teamlauf in den Alpen
Danach gönnte sich Brennauer eine längere Rennpause. Gemeinsam mit Arbeitskollegin Katharina Lang trat er zum „Run2“ an. Der Plan war, als Team die ersten beiden Etappen des Transalpine-Runs zu laufen. Nach nur wenigen Kilometern brach bei Lang allerdings eine alte Knieverletzung wieder auf. Dennoch erreichten die beiden in der Mixed-Wertung an Tag eins (39 Kilometer/3800 Höhenmeter auf und ab) noch den 33. Platz von 56 Teams. Auf der zweiten Etappe (33 Kilometer/4200 Höhenmeter auf und ab) musste Lang dann früh aufgeben, die Schmerzen waren zu stark. Brennauer begleitete seine enttäuschte Teamkameradin noch für einige Minuten, bevor er den knapp 1000 Frauen und Männern allein hinterherlief. Erst nach drei Kilometern hatte er die letzten Teilnehmer eingeholt. Bis ins Ziel kämpfte er sich auf Rang fünf (4:22 Stunden) nach vorne. „Es hat richtig Spaß gemacht, so viele Läuferinnen und Läufer zu überholen. Zudem war es eine ganz neue Erfahrung. Denn zwischendurch lief ich ein paar Mal langsamer, um den verwunderten Mitläufern zu erklären, warum ich von hinten mit so großer Geschwindigkeit überholte.“
Auch danach war Brennauer zusammen mit einem Athleten in Aktion. Er begleitete beim Berlin-Marathon seinen Freund und Vereinskameraden Christoph Spitzenberger. Der 34-jährige Penzberger wollte in Berlin 2:35 Stunden laufen, was eine Verbesserung seiner Bestzeit um vier Minuten bedeutet hätte. Doch bei Temperaturen um die 25 Grad Celsius und Sonnenschein „war dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt“, so Brennauer. Er unterstützte Spitzenberger beim Weg ins Ziel, das die beiden nach 2:41:53 Stunden erreichten. Mit dieser Zeit war Spitzenberger, auf Rang 512 notiert, „mehr als zufrieden“. Seine Leistung war höher einzuschätzen als 2024, als er bei kühleren Temperaturen 2:39:26 Stunden (986. Platz) gelaufen war.
Nur eine Woche nach Berlin trat Brennauer als Solo-Läufer an, und zwar bei der Sommeredition des König-Ludwig-Laufs. Die ersten sieben Kilometer lief er noch gemeinsam mit dem Finnen Pekka Roppo. „Nach sieben Kilometern wurde es mir zu langsam. Ich beschleunigte und konnte so relativ schnell 200 Meter Vorsprung herauslaufen“, so der Penzberger. Nach 21,1 Kilometern und knapp 300 Höhenmetern hatte Brennauer im Ziel mit 1:16:37 Stunden knapp zweieinhalb Minuten Vorsprung auf den Finnen.
Rekordjagd in Frankfurt
Am kommenden Wochenende möchte Brennauer beim Frankfurt-Marathon den deutschen Rekord in seiner Altersklasse (2:21:00) attackieren. Allerdings weiß er, „dass dieses Unterfangen sehr schwierig wird“. Brennauers Bestmarke, aufgestellt heuer in Hannover, steht bei 2:24:05 Stunden. Und weitere zwei Wochen später wird er in Süditalien beim Puglia-Trail an den Start gehen. 141 Kilometer und 3800 Höhenmeter sind eine Distanz, „die völlig außerhalb meiner bisherigen läuferischen Erfahrung liegt“. Brennauer will aber nicht nur ankommen, sondern auch einen Podestplatz. Damit hätte er die Qualifikation für das wichtigste Trailrunning-Event der Welt geschafft, den Ultra Trail du Mont Blanc.