Das Krankenhaus in Penzberg soll nicht geschlossen werden, aber es wird sich verändern. Das hat der neue operative Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, Harald Becker, bei einem Treffen des Krankenhaus-Fördervereins mehrmals betont.
Penzberg - Noch ist nicht entschieden, wie die Krankenhaus-Landschaft künftig aussehen wird. Bayerns Gesundheitsministerium will als Krankenhaus-Planungsbehörde den Häusern bis Ende 2026 die Leistungsgruppen zuweisen. Bis dahin herrscht Unsicherheit, in manchen Häusern auch Existenzangst. Über die aktuelle Situation bei den Starnberger Kliniken und dem dazugehörigen Penzberger Krankenhaus berichtete am Dienstagabend der neue operative Geschäftsführer Harald Becker bei einer Versammlung des Penzberger Krankenhaus-Fördervereins.
Becker, ein 54-jähriger Familienvater aus der Pfalz, der seit September für die Starnberger Kliniken arbeitet, erklärte, dass das Penzberger Krankenhaus heuer ein Defizit von knapp sechs Millionen Euro machen wird. Der gesamte Verbund der Starnberger Kliniken ist ihm zufolge mit 24 Millionen Euro im Minus, ein Defizit, das der Landkreis Starnberg ausgleichen muss. Im nächsten Jahr summieren sich laut Becker das voraussichtliche Defizit und die geplanten Investitionen im Verbund auf rund 40 Millionen Euro. Man müsste Insolvenz anmelden, würde der Landkreis Starnberg den Verbund nicht dermaßen unterstützen, sagte er. Was das Defizit betrifft, sei man bundesweit aber in prominenter Gesellschaft, fügte Becker an. Man müsse in dieser Phase, einem Verdrängungsprozess, durchhalten.
Die Starnberger Kliniken mit ihrem Haupthaus und den drei kleineren Häusern sieht der Geschäftsführer da auf dem richtigen Weg. Man entwickle ein Konzept, mit dem die vier Häuser so geführt werden, als ob sie „virtuell auf einem Campus stehen“. Die Starnberger Kliniken bräuchten dafür jeden Standort und jeden Mitarbeiter. Man ziehe Kapazitäten zusammen, schaffe Synergien, suche neue Kooperationspartner und wolle wachsen, um das Ergebnis zu verbessern. Mittel- bis langfristig soll in Starnberg ein Schwerpunkt-Krankenhauses neu gebaut werden.
Neue Rolle für Penzberger Haus
Im Verbund, sagte der Geschäftsführer, sei man eigentlich schon jetzt ein Level-II-Schwerpunktversorger. Vermutlich auf Weilheim gemünzt war seine Aussage, es sei ein Irrwitz, wenn in der Nachbarschaft ein zweites Haus aufrüste, es werde keine zwei Schwerpunkt-Krankenhäuser geben.
Das Penzberger Haus spielt in dem Verbund laut Becker eine wichtige Rolle. Er habe dem Aufsichtsrat vor kurzem erklärt, dass alles in sich zusammenbreche, würde man ein Zahnrad aus dem Gebilde nehmen. Auch Holding-Geschäftsführer Thomas Weiler sei überzeugt, dass das Konzept nur funktioniere, wenn Penzberg im Verbund bleibe, sagte er.
Becker betonte in der Versammlung mehrmals, „eine Schließung ist für uns kein Thema, solange wir es wirtschaftlich können“. Das medizinische Angebot werde sich jedoch verändern. Er sprach von einem „Sektorenübergreifenden Versorgungszentrum“. Die stationäre Akutversorgung werde sich „stark reduzieren“. Bestehen bleibe aber eine Notfallstruktur und eine Grundversorgung. Was das konkret bedeuten könnte, versuchte Chefärztin Dr. Susanne Rogers in der Förderverein-Versammlung zu erklären. Komme zum Beispiel ein Patient, weil er im Darm blutet, werde er weiterhin in Penzberg untersucht. Stellt sich heraus, dass es sich um Krebs handelt, erfolge die Operation in Starnberg. Die Nachsorge sei wieder in Penzberg.
Schwerere Fälle nach Starnberg
Dies sei aber auch schon jetzt der Fall, sagte sie. Ein Großteil der Basiserkrankungen werde weiterhin in Penzberg behandelt, etwa Leistenbruch, Gallensteine, Blinddarm oder ein gebrochenes Handgelenk. Der komplizierte Schenkelhalsbruch werde aber eher in Starnberg operiert. Altbürgermeister Hans Mummert ergänzte in der Versammlung, auch Menschen mit Herzinfarkt und Schlaganfall würden schon jetzt in spezialisierte Häuser gebracht. Becker beschrieb es so: Man brauche einen Gesundheitscampus vor Ort, die Spezialversorgung geschehe aber im Schwerpunkt-Krankenhaus.