„Frech und schnappig“: Torwart-Legende Sepp Maier begeistert mit Anekdoten bei Auftritt in Peiting

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So, wie man ihn kennt: Sepp Maier wild gestikulierend bei seinem Auftritt in der Schloßberghalle. © Max Edinger

Er ist und bleibt ein „Original“: Fußball-Ikone Sepp Maier hat mit einem lebendigen Auftritt in der Peitinger Schloßberghalle für zahlreiche Lacher beim rundum zufriedenen Publikum gesorgt.

Peiting – Eigentlich wollte er „niemals nie mehr wieder“ vor Leuten singen, der Sepp Maier. Doch als an diesem Abend in der Schloßberghalle Bühnenpartner Tobias Bücklein das WM-Lied von 1974 anstimmt, lässt sich der 81-Jährige schließlich erweichen: „Fußball ist unser Leben“, trällert er etwas holprig ins Mikrofon, die Zuschauer klatschen und singen begeistert mit.

Ein Hauch von Stadionatmosphäre, die der ehemalige FC-Bayern-Torwart in gewohnter Maier-Manier kommentiert: „Ich hab´doch nur den Mund auf- und zugemacht.“ Es ist eines von vielen sympathischen und angenehm „normalen“ Highlights eines kurzweiligen Abends, der ganz im Zeichen des Lebens einer deutschen Fußballlegende steht. Josef Dieter, genannt „Sepp“ Maier ist nicht nur Rekordspieler des FC Bayern München, sondern auch Fußball-Weltmeister als Spieler sowie als Torwarttrainer – und eine einzige Erlebniserzählung an und für sich.

Davon bekommen die Besucher bereits zu Beginn der Veranstaltung, die von Holger König initiiert wurde und in erster Linie einer „lockeren“ Darbietung der Biografie des ehemaligen Weltklassetorhüters mit musikalischen Einwürfen gleicht, einen guten Eindruck. Mit verschmitztem Grinsen tritt die einstige „Katze von Ansing“ ins Scheinwerferlicht, um postwendend zu verkünden: „Ich bin wie früher – frech und schnappig!“

Als Stürmer hat er angefangen

Wie früher, als der junge Sepp Maier seine Karriere noch als erfolgreicher Stürmer begann und nur durch einen Zufall ins Tor gespült wurde. Bei Maiers Heimatverein, dem TSV Haar, hatte sich der Stammtorwart den Arm gebrochen – ausgerechnet wenige Tage vor einem Pokalspiel gegen die Reserve der FC-Bayern-Schülermannschaft. Maier, seinerzeit zweifacher oberbayerischer Meister im Turnen und daher mit guten Reflexen und Körperspannung ausgestattet, wurde gefragt, ob er „es nicht einfach mal probieren“ wolle. Der Rest ist Geschichte.

Zwar verloren die Haarer deutlich gegen die FCB-Jugend, doch der bewegliche und sprungkräftige Maier hinterließ Eindruck. Wenig später lief der gebürtige Niederbayer im Trikot des damals noch „bisserl kleineren“ FC Bayern auf – als Stürmer für die zweite und als Torwart für die erste Schüler-Mannschaft. Die Stürmer-Karriere endete nach einer Saison, ganz zum Vorteil von Gerd Müller, wie Maier witzelt: „Hätt‘ ich das mit dem Stürmer durchgezogen, hätt‘s den niemals beim FC Bayern gegeben.“

Durchaus kernige Sprüche wie diese durchziehen diesen Abend, der den ein oder anderen Zuhörer auch immer wieder verblüfft zurücklässt. Wer hätte schließlich gedacht, dass Maier einst als Torhüter der deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaft vom Vater seines späteren Schützlings Oliver Kahn ein Eigentor eingeschenkt bekam?

Oder, dass er nie einen branchenüblichen Agenten an seiner Seite hatte, stattdessen die Siegprämie nach dem Weltmeisterschaftstitel von 1974 kurzerhand eigenhändig und ausschließlich mündlich mit dem Deutschen Fußball-Bund aushandelte?

Als dann auch noch der Balljunge vom Freundschaftsspiel des FC Bayern gegen den TSV Landsberg aus dem Jahr 1974 im Publikum sitzt und Maier darauf anspricht, gibt’s für den auffällig fitten Ex-Torwart kein Halten mehr. „Das gibt’s ja nicht“, schlägt er die Hände über den Kopf zusammen, „ich glaube, ich spinne.“

Bis spät in den Abend Bücher signiert

Und selbst wenn sich die Torwartlegende manchmal in Anekdoten verliert, es teilweise etwas langatmig wird: Der aufmerksame Zuschauer merkt, dass ein Mensch in all‘ seiner Ehrlichkeit und Echtheit vor dem Publikum steht. Ausgestattet mit geballter Lebenserfahrung – und jeder Menge Lust, diese mit allen zu teilen, präsentiert sich „ein ewiger Lausbub“ mit Hang zum bayerischen Grantlertum.

Da wundert es wenig, dass so manch jüngerer Besucher beim Herausgehen erstaunt die elterliche Begleitung fragt, ob „der da vorne“ denn „wirklich mal Fußballprofi“ war. Ja, das war er. Nur zu einer Zeit, die ganz dem Titel seines Buches, das er auch dem letzten der anwesenden Besuchern bis spät in den Abend hinein signiert, entspricht: „Als der Fußball noch Charakter hatte.“

Von Max Edinger