Seit 50 Jahren ist das AWO-Seniorenzentrum in Peiting fest im Ort verwurzelt. Bei einer Feier anlässlich des besonderen Jubiläums wurde jetzt mit vielen Gästen auf die Anfänge der Einrichtung und ihre Geschichte zurückgeblickt.
Peiting – Der silberne Servierwagen platzte aus allen Nähten vor lauter Geschenken, die die geladenen Gäste dem Anlass entsprechend mitgebracht hatten. Das 50-jährige Bestehen eines Seniorenzentrums feiere man nicht alle Tage, „das ist schon 'ne Zeit“, stellte denn auch Einrichtungsleiter Dominik Spring fest, als er die vielen Gäste im Foyer begrüßte.
So war auch Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder zum „besonderen Geburtstag“ nicht mit leeren Händen erschienen, sondern hatte eine vergrößerte alte Postkarten-Ansicht aus dem Fundus des AWO-Ortsvereinsvorsitzenden Gunnar Prielmeier im Gepäck, die das noch leere Grundstück vor dem Bau des Gebäudes zeigte. Dieses habe die Gemeinde damals der AWO weitgehend geschenkt, blickte Ostenrieder auf die Anfänge zurück. „So einfach ist es heute leider nicht mehr.“ Und doch schloss sich für den Rathauschef damit mit Blick auf den geplanten Neubau des Seniorenzentrums ein Kreis, denn es gebe nun wieder ein leeres Grundstück, auf dem es eine Zukunft geben werde.
Wie wichtig die Einrichtung für den Ort ist, hatte der Bürgermeister zuvor deutlich gemacht. Das Seniorenzentrum sei mehr als nur ein Haus. Wenn jemand hier wohne, „ist er bestens aufgehoben“. Dies sei ein Verdienst der Mitarbeiter, die die Einrichtung, die weit über die Gemeindegrenzen hinaus einen exzellenten Ruf genieße, zu etwas Besonderem gemacht hätten.
In den fünf Jahrzehnten sei die Einrichtung dabei einem steten Wandel unterlegen, hob Nicole Schley, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt Oberbayern, hervor. Seien anfangs noch viele Bewohner mobil und rüstig gewesen und das Wohnen im Seniorenzentrum als kostengünstige Alternative zu den eigenen vier Wänden im Alter gesehen worden, sei die Mehrheit heute pflegebedürftig.
Entsprechend gewachsen sei die Mitarbeiterzahl von 60 auf mittlerweile 130. Schley blickte auf den Umbau zwischen 2005 und 2008 zurück, der ein Kraftakt für alle gewesen sei, und auf die Erweiterung des Angebots um Tagespflege, Ambulanter Dienst und Mittagstisch, aus dem während Corona das „Essen auf Rädern“ entstanden sei. Mit dem geplanten Neubau wolle man auch weiterhin einen Ort schaffen, der Sicherheit, Würde und menschliche Nähe verbinde.
Sorge vor der SPD-Hochburg
Dass so ein Neubau freilich mit allerhand Herausforderungen einhergeht, das dürfte unter den Gästen kaum jemand besser gewusst haben als Adolf Kapfer. Das Peitinger SPD-Urgestein war einer der treibenden Kräfte hinter dem Altenheim-Bau und hatte für die Feier der stellvertretenden Vorsitzenden des AWO-Kreisverbands, Ute Frohwein-Sendl, einige Anekdoten aus der Anfangszeit verraten, von denen sie in ihrem Grußwort berichtete.
Da sei die Sorge vor der Schaffung einer SPD-Hochburg gewesen, aber auch die Frage, ob es überhaupt genügend Interessenten für eine solche Einrichtung geben würde, was in einer Umfrage unter der Bevölkerung mündete. „Heute würde man das gar nicht mehr diskutieren.“ 7,5 Millionen Mark betrugen die Baukosten für die Einrichtung mit 80 Einzelzimmern und 30 Pflegeplätzen, drei Millionen Mark davon stemmte die AWO, der Landkreis beteiligte sich mit 600 000 Mark, was für damalige Verhältnisse eine „sehr hohe Summe“ gewesen sei, so Frohwein-Sendl. Auch die Idee für ein öffentliches Café habe es gegeben – ein zu dieser Zeit ebenso wegweisender Vorstoß wie die modulare Bauweise. Sie scheiterte allerdings an zu hohen Kosten.
Die stellvertretende AWO-Kreisvorsitzende dankte den Mitarbeitern, die sich in den letzten 50 Jahren mit viel Herzblut, Wissen und Sachverstand engagiert haben. „Ihre Arbeit war und ist gesellschaftlich enorm wichtig“, betonte sie. Leider werde die „systemrelevante Arbeit“ auch heute noch viel zu wenig gewürdigt, sagte sie bedauernd, ehe sie Spring als Geburtstagsgeschenk eine Geldspende überreichte.
Wie ihn sein soziales Jahr im Seniorenzentrum auch für sein späteres Berufsleben als Krankenpfleger geprägt hat, davon erzählte anschließend Prielmeier den Gästen und gab dabei so manch amüsante Anekdote wie den Besuch des Oktoberfests mit Bewohnern zum Besten. Das mache man heute nicht mehr, griff Spring den Ball auf. „Beim letzten Mal auf der Wiesn vor ein paar Jahren hat die Polizei einen Bewohner gesucht.“ Der Einrichtungsleiter wurde aber schnell wieder ernst, als er über die schwierige Coronazeit, den Kampf gegen die Krätze und die stetig steigenden Herausforderungen sprach. Seit 50 Jahren spreche man von Entbürokratisierung, „aber passiert ist es noch nie.“
Gleichzeitig habe man in den letzten Jahren viel erreicht, sagte er mit Blick auf die Einführung von Tagespflege und Ambulanter Dienst, zwei Angebote, die es auch nach dem Umzug in den Neubau weiter geben soll. Dass man hier laut Landkreis ein Vorzeigeprojekt in Sachen sozialer Betreuung habe, sei in erster Linie ein Verdienst der Mitarbeiter. „Ich bin stolz, mit euch arbeiten zu dürfen.“