„500 neue Königinnen“: Hornissen-Experte warnt vor riesigen Nestern

In der belgischen Gemeinde Zoersel hängt ein außergewöhnlich großes Nest der invasiven Asiatischen Hornisse. Das Nest, das etwa einen Meter groß ist, könnte bis zu 500 neue Königinnen hervorbringen, sagt Tim Adriaens, Biologe am Forschungsinstitut für Wald und Natur Flandern, der belgischen Tageszeitung "Het Laateste Nieuws" (HLN).

Im Herbst würden die Nester aus den Bäumen fallen, wo sie zwischen den Blättern versteckt den Sommer über oft unentdeckt bleiben. Dies kann bei Anwohnern zu Panik führen, wie etwa im Jahr 2023 in Saarbrücken.

Aus Riesen-Nestern schwärmen bis zu 500 Königinnen aus

Adriaens beschreibt, dass aus den herabfallenden Nestern neue Königinnen ausschwärmen, um den Winter zu überstehen. Doch nur etwa ein Prozent der 300 bis 500 Nachkommen überlebt die kalte Jahreszeit. Dann formen sie zunächst ein "embryonisches Nest" im Frühling, wo die Arbeiterinnen geboren werden, welche dann im Sommer die Riesen-Nester bauen, erklärte der Biologe gegenüber "HLN".

Die invasive Art ist eine Bedrohung für die heimische Biodiversität und die Imkerei. Die Wespen jagen bevorzugt Honigbienen und andere Insekten, was die Bestäubung beeinträchtigen kann. Zudem können die Tiere bei Störungen aggressiv reagieren und stechen. Der Wespen- und Hornissenberater Thomas Beissel sagte "ntv", dass hierzulande vor allem die Städte Mannheim, Heidelberg und Saarbrücken betroffen sind. Dort gäbe es bei bis zu zehn Nestern pro Quadratkilometer "höheres Konfliktpotential".

Zähe Eigenschaften der Asiatischen Hornisse machen Bekämpfung schwierig – aber wichtig

Die Experten Tim Adriaens und Thomas Beissel sind sich einig: Die Art auszurotten ist praktisch unmöglich. Die großen Nester, die alljährlich hunderte Königinnen hervorbringen, sorgen für ein exponentielles Wachstum der Population. Adriens nennt gegenüber "HLN" die Zahl von bis zu 60.000 Nestern in Flandern bis 2030. 

Doch beide Experten wissen auch, wie wichtig der Kampf gegen die invasive Art ist. Die Spezies kann in kürzester Zeit enorme Mengen von Beute erlegen. Dies ist besonders für die heimische Honigbiene ein Problem, da die Asiatischen Hornissen bis zu 85 Prozent ihres Eiweiß-Bedarfs durch die Jagd auf den gutmütigen Bestäuber decken. Deshalb lohne es sich trotz allem, gegen die Ausbreitung der Art vorzugehen. Besonders lokal fokussierte Maßnahmen könnten den Bienen helfen, sagt Andriens der Tageszeitung.

ein hornissenstich auf einem arm
Der Stich der Asiatischen Hornisse ist nicht gefährlicher als der einer Biene. Allergiker sollten allerdings vorsichtig sein (Symbolbild). Getty Images

Nest im Garten: Das können Sie tun

Wer ein Nest der invasiven Art entdeckt, sollte aktiv werden. Wichtig ist allerdings, nicht selbst Hand anzulegen – nicht nur aus Selbstschutz. Denn die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist der heimischen Hornisse (Vespa crabro) sehr ähnlich, die unter Naturschutz steht.

  • Invasive Art: Die Asiatische Hornisse gilt laut Experten als "hoch-invasiv" und bedroht die heimische Biodiversität. Ihre Ausbreitung wird in mehreren europäischen Ländern aktiv bekämpft.
  • Erkennungsmerkmale: Die Asiatische Hornisse ist an ihrer schwarzen Grundfärbung, gelben Beinen und einem orange-gelben Hinterleib zu erkennen. Ihr Gesicht ist orange, was sie von der Europäischen Hornisse unterscheidet.
  • Meldepflicht: Sichtungen der Asiatischen Hornisse müssen laut Naturschutzbund an zuständige Behörden wie gemeldet werden. Zusätzlich kann auch das Meldeportal des NABU genutzt werden.
  • Nestentfernung: Nester dürfen nicht eigenständig entfernt werden, da die Hornisse unter die EU-Verordnung 1143/2014 fällt. Das Projekt Velutina übernimmt die professionelle Beseitigung und kartiert alle Funde.