L-Carnitin ist eine aus den Aminosäuren Methionin und Lysin aufgebaute Verbindung, die unser Körper seinem Bedarf angepasst selbst herstellt. Gleichzeitig liefert die Ernährung L-Carnitin über tierische Lebensmittel wie Fleisch und Milchprodukte, aber auch über Pilze. Allerdings nutzt der Körper selbst bei hohen Zufuhrmengen nur einen kleinen Teil des mit Lebensmittelnaufgenommenen L-Carnitins – der Rest landet mit dem Urin im Abwasser.
Dennoch wird L-Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel in Form von
- Kapseln,
- Kautabletten,
- Pulver
- oder flüssig in Ampullen
verkauft. Oft ist es in Kombination mit Nährstoffen wie Magnesium, Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren sowie als Zusatz in Proteinshakes und Kohlenhydratgelen zu finden. Es gibt auch veganes Carnitin, das von Bakterien, Hefen und Pilzen stammen könnte, aber dessen Herkunft meist unklar ist.
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Bildquelle: Stiftung Warentest
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Im menschlichen Körper befinden sich 95 Prozent des Carnitins in der Skelett- und Herzmuskulatur. Die Zellen benötigen Carnitin, um in den Mitochondrien, ihren Kraftwerken, aus Fettsäuren Energie zu gewinnen. Das Carnitin hilft dabei und kann wiederverwertet werden. Das ist vor allem im Ausdauersport von Bedeutung. Ob aber eine Extradosis L-Carnitin die Leistung im Sport steigern kann, ist unklar.
Carnitin kann in zwei Formen vorkommen
- als biologisch aktives L-Carnitin
- und als inaktives D-Carnitin.
D-Carnitin kann schädliche Wirkungen haben, da es das körpereigene aktive L-Carnitin behindert. Das wiederum kann den Energie- und Fettstoffwechsel beeinträchtigen und die Herz- und Muskelfunktion stören.
Bekannt wurde Carnitin vor allem als „Fatburner“
Eine Extradosis soll helfen, schnell Fett zu verbrennen und daher Gewicht abzunehmen – und das ganz ohne Sport und veränderte Ernährungsweise. Der Haken an der Sache: Studien zeigten, dass zusätzlich eingenommenes L-Carnitin unter normalen Bedingungen nicht vermehrt in den Muskelzellen ankommt. Die Fettverbrennung wird nicht beschleunigt und der Fettanteil des Körpers verändert sich nicht. Der Begriff „Fatburner“ hat sich also nicht bewahrheitet und ist inzwischen per Gerichtsurteil verboten.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat verschiedene von Anbietern beantragte gesundheitsbezogene Aussagen zu L-Carnitin geprüft, unter anderem zur Förderung des Energiestoffwechsels, zum Beitrag zu normaler Hirnfunktion oder normalem Fettstoffwechsel oder zur Erholung von Muskelermüdung nach dem Sport. Keine Aussage hielt der wissenschaftlichen Prüfung stand, sodass Anbietende nicht mit entsprechenden Aussagen werben dürfen.
Hingegen sind Nebenwirkungen möglich, wie die Verbraucherzentrale informiert:
- Bei größeren Carnitinmengen ab etwa 4 Gramm pro Tag oder 1 Gramm pro Einzeldosis kann es zu Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall kommen.
- Beim Konsum großer Mengen Carnitin kann es zu fischigem Mund- und Körpergeruch kommen, den Betroffene selbst oft nicht wahrnehmen.
- Carnitin am Abend einzunehmen, kann zu Einschlafproblemen führen.
- Carnitinprodukte könnten – wie auch zu viel rotes Fleisch – das Wachstum von bestimmten Darmbakterien fördern, die einen Stoff namens Trimethylaminoxid, kurz TMAO, bilden. TMAO fördert die Bildung von Ablagerungen in den Blutgefäßen und erhöht damit das Risiko für Herzerkrankungen.
Ein Carnitinmangel ist nicht bekannt – weder in der Allgemeinbevölkerung noch bei Sporttreibenden oder vegan Lebenden.
Eine Extraportion Carnitin erhöht weder den Gehalt in Muskelzellen noch kurbelt sie die Fettverbrennung an.